Aargauerin sass im falschen Zug – Lokführer macht ausserordentlichen Halt in Aarau
Eine rührende Geschichte hat sich in einem Nachtzug nach Amsterdam abgespielt. «Ich: Heute, 22.10 Uhr. Zürich HB. Nach einem langen Arbeitstag endlich im Zug nach Hause (Lenzburg)», schreibt eine Aargauerin auf ihrem Linkedin-Profil.
Als dann die Zugbegleiterin kommt und ihr nach der Billettkontrolle eröffnet, dass der besagte Zug nicht in Lenzburg hält, sondern direkt nach Basel und weiter nach Amsterdam fährt, folgt der grosse Schock. «Vor meinem inneren Auge sehe ich mein Bett in weite Ferne schweifen. Ich lehne mich erschöpft zurück und ergebe mich stoisch meinem Irrfahrt-Schicksal», schreibt die Lenzburgerin.
Der unbekannte Sitznachbar, wie die Lenzburgerin ihn in ihrem Post nennt, leidet mit. Die Zugbegleiterin schaut nach neuen Verbindungen, der Sitznachbar versucht es mit Aufmunterung.
Ein Hoffnungsschimmer
Nach einigen Minuten dann der Hoffnungsschimmer: Die Zugbegleiterin informiert die Passagierin, dass der Zugführer einen ausserordentlichen Halt in Lenzburg abkläre. Die Aargauerin und der unbekannte Sitznachbar, ein Deutscher, starten eine angeregte Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen der SBB im Vergleich zur Deutschen Bahn, weitere Passagiere des Abteils schalten sich in die Diskussion ein.
Dann die Ernüchterung: Leider sei der Halt in Lenzburg wegen nachfolgender Züge doch nicht möglich. Die Frau schreibt: «Ich – lediglich leicht enttäuscht: Nur, dass sie dies überhaupt in Erwägung gezogen und gleich mit dem Zugführer besprochen haben, erachte ich als überaus aussergewöhnlich. Ich bin begeistert! Alles gut. Herzlichen Dank!»
Zugabteil leidet mit
Die Diskussion im ganzen Abteil geht weiter. Der Lenzburgerin fällt auf, dass ihr Sitznachbar ganz charmant ist. Die Zugbegleiterin kommt nochmals ins Abteil, dieses Mal mit einem grossen Lachen im Gesicht: «Wir machen für Sie einen ausserordentlichen Halt in Aarau!», verkündet sie.
Mehrere Fahrgäste applaudieren spontan. Und der Zug hält tatsächlich in Aarau. «Begleitet von der Zugbegleiterin und ihrem Vorgesetzten sowie Standing Ovations im Abteil und einem neuen LinkedIn-Kontakt, öffnet sie die Türe und ich springe raus.»
Die Kommentare zur Geschichte sind durchwegs positiv, es gibt viel Lob für die SBB. Eine Leserin schreibt gar von einem gleichen Erlebnis: Zu später Stunde machte damals ihr Zug einen ausserordentlichen Halt in Basel.
Der Halt kostete eine Minute
«Solche Fälle sind äussert selten», sagt Sabrina Schellenberg, SBB-Mediensprecherin, auf Nachfrage. «Die SBB prüft dann jeweils, ob ein ausserordentlicher Halt möglich ist.» Es müssen aber verschiedene Kriterien erfüllt sein: So darf der ausserordentliche Halt keine Folgen für den Fahrplan des betreffenden Zuges und anderer Züge haben.
Der besagte Nachtzug ist mit einer Minute Verspätung in Aarau weitergefahren und anschliessend mit fünf Minuten Verspätung in Basel SBB eingetroffen. Rückmeldungen zum Vorfall seien bei den SBB keine eingegangen, sagt die Sprecherin.