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Herdenimmunität bald erreicht: Dänemark streicht alle Coronamassnahmen – Färöer mit null Covid-Patienten im Spital

Es ist das Extrem der Omikron-Entwicklung: Trotz der weltweit höchsten Corona-Inzidenz sind die Färöer bereit für die Normalität. Das Ende der Pandemie ist auch in Dänemark in Sicht, obwohl die Ansteckungszahlen dort ebenfalls explodieren.

Härter hat die Omikron-Wand nirgends zugeschlagen. Seit Anfang Januar sind die Corona-Infektionen auf den Färöern in die Höhe geschossen wie noch nie. Seit einer Woche hat die Inselgruppe im Nordatlantik, auf die Bevölkerung umgerechnet, die klar höchsten Fallzahlen der Welt. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100’000 Einwohner beträgt 8727, dahinter folgen Israel mit 6810 und Dänemark mit 4785 (Schweiz: 2664).

Zwar lösen bei kleinen Ländern wie der Inselgruppe mit ihren bloss 52’000 Einwohnern vergleichsweise wenige Fälle hohe Inzidenzen aus, aber das Gesundheitswesen ist gleichzeitig ebenfalls nur klein. Rund 700 Coronafälle waren es zuletzt pro Tag – das würde in der Schweiz dem Wert von rund 115’000 entsprechen.

Doch die Färöer weisen noch eine andere erstaunliche Zahl aus: null. Seit Tagen liegt kein einziger Covid-19-Patient mehr im Spital – es ist die Omikron-Situation im Extrem: Trotz einer hohen Impfquote breitet sich das Virus schnell aus, ohne jedoch zu schweren Erkrankungen zu führen. Für die Regierung der Inseln zwischen Norwegen, Schottland und Island ist es deshalb Zeit für Normalität. Regierungschef Bárdur á Steig Nielsen erklärte:

«Wir müssen ab jetzt Corona als natürlichen Teil unseres Alltags sehen.»

Wie bei der Grippe sei nun jeder selber verantwortlich, ob er sich dem Ansteckungsrisiko aussetzen wolle. Zudem gäbe es eine gute Impfung. Die Färöer wollen deshalb bis Ende Februar sämtliche Restriktionen aufheben. Das Zertifikat ist bereits abgeschafft, als Nächstes gibt es für Restaurants, Bars und Discos keine Einschränkungen mehr und die Quarantäne für Nahkontakte wird abgeschafft.

Das Virus kehrte immer wieder auf die Insel zurück

Die Regierung plant dies wohl wissend, dass die Zahlen im Frühling zurückgehen werden, da die Leute wegen des meist scheusslich regnerischen Wetters auf den windumpeitschten Inseln im Winter viel drinnen sind – und in der kleinen Gesellschaft mit den kurzen Distanzen enger Kontakt in der Familie wichtig ist.

Die Färöer hatten bis im Herbst die Pandemie gut im Griff, was auch mit der grossen Lachszuchtindustrie zusammenhängt. Deren Labore ermöglichten von Anfang eine umfassende Testinfrastruktur. Mehrmals erklärten sich die Färöer für coronafrei – doch das Virus wurde trotz Kontrollen wieder immer importiert. Nach wenigen Superspreader-Ereignissen kam es dann zur Omikron-Explosion.

Dänemark streicht fast alle Restriktionen

Auch Dänemark sieht das Ende der Epidemie kommen, trotz weiterhin täglich rekordhoher Infektionszahlen. Die tiefe Belegung der Intensivstationen und die hohe Impfquote erlauben es laut den Gesundheitsbehörden, rasch Richtung Normalisierung zu gehen. «Die hohen Ansteckungszahlen spiegeln sich nicht in den Hospitalisierungen wider», erklärte auch die nationale Corona-Expertenkommission.

In Dänemark werden demnächst alle Coronamassnahmen aufgehoben. (Archivbild 2021)
In Dänemark werden demnächst alle Coronamassnahmen aufgehoben. (Archivbild 2021)AFP

Am Mittwochmorgen hat die Regierung nun mitgeteilt, sie wolle Corona bereits ab 1. Februar nicht mehr als «gesellschaftskritische Krankheit» definieren. Damit sollen auch sämtliche Restriktionen wegfallen: Masken- und Zertifikatspflicht, Einschränkung der Öffnungszeiten und Schliessungen von Discos. Einzig die Testpflicht bei der Einreise ins Land sowie Vorsichtsmassnahmen in Spitälern und Pflegeheimen sollen nach dem Willen der sozialdemokratischen Regierung noch beibehalten werden. Für den Beschluss braucht es noch die Zustimmung des Parlaments bis Ende Woche; dort könnten noch kleinere Anpassungen folgen. Umstritten ist der Schritt zum Ende der Einschränkungen jedoch nicht, da die bürgerlichen Parteien ebenfalls auf sofortige Öffnung pochen.

Bereits am Montag war die Quarantäne für Nahkontakte aufgehoben worden, und selbst Personen mit leichten Symptomen müssen sich in Dänemark nun nicht mehr sofort isolieren, sondern erst, nachdem ihr Test positiv anzeigte. Diese Regelung erleichtert die Lage für die Wirtschaft, aber auch viele Schulen, wo es akut an Personal mangelt – doch sie ist auch Ausdruck einer neuen Situation: In wenigen Wochen, laut einigen Epidemiologen bereits in 14 Tagen, könnte Dänemark genügend Herdenimmunität erreichen, um die Epidemie stark zu bremsen.

Was während der Delta-Welle ein Wunschziel war, hat Omikron damit also geschafft: Denn zusätzlich zu einer Impfquote von über 80 Prozent haben sich seit Anfang Dezember fast ein Fünftel der dänischen Bevölkerung mit Omikron infiziert. Damit werden nun Restriktionen überflüssig, die Immunität in der Bevölkerung müsse allerdings auf einem gewissen Niveau gehalten werden, wohl mit weiteren Impfdosen, da Corona gerade im Herbst und Winter erneut aufflackern könne, erklärte Tyra Krause, Vizechefin des nationalen Epidemieinstituts.