Herr Dieth, es reicht!
Zum Artikel «Eigenmietwert steigt auf 62 Prozent». Ausgabe vom 29. Oktober.
Vor ungefähr fünf Jahren haben wir unser Ferienhaus im Tessin saniert, das heisst, die lebensnotwendigen Systeme (Elektrisch, Heizung, Frischwasser, Abwasser) auf einmal ersetzt und eine Aussenisolation des Hauses vorgenommen. Unter anderem haben wir die Elektroheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. Wir wollten die Kosten von den Steuern abziehen. Da hat der Kanton Aargau alle Abzüge abgeschmettert, mit der Begründung, dass es sich bei dem Gesamtprojekt um einen wirtschaftlichen Neubau handle. Das heisst, nicht einmal die Wärmepumpe, die ja im Zielbereich aller klimaneutralen Zielsetzungen des Bundes liegt, durfte man von der Steuer absetzen. Heute würden wir dafür vermutlich mit 10 000 Franken unterstützt!
Damals habe ich die entsprechenden Unterlagen dem Parteipräsidenten der Mitte zugehen lassen. Seither habe ich von dieser Seite nichts mehr gehört. Danach habe ich mich als ehemaliges Mitglied der Mitte von der Partei distanziert.
Jetzt kommt Herr Dieth, erfolgreicher Finanzminister im Aargau, natürlich zusammen mit dem Regierungsrat, mit einer neuen für die Eigenheimbesitzer einschneidenden Vorlage an den Grossen Rat, den Eigenmietwert von 60 auf 62 Prozent der Marktmiete zu erhöhen. Es gäbe da keinen Gesetzesspielraum. Und zusätzliche über 130 Millionen würden dadurch in die Staatskasse fliessen. Vielleicht für die Sanierung der Kaserne im Vatikan?
Dieses Tun, noch kurz bevor die Diskussion um den Eigenmietwert so richtig in Fahrt kommt und dieser dann allenfalls abgeschafft wird, das tönt für mich nach Last-Minute-Abzocke. Daher komme ich zum Schluss, dass im Aargau Mitte nicht gleich Mitte ist, sondern vor allem Geldeintreiberei bei den Eigenheimbesitzern und dem Mittelstand. Das kann doch so nicht weitergehen. Wo ist hier die Begrenzung der Begehrlichkeiten von Herrn Dieth und dem sonst so sozialen Regierungsrat? Es reicht! Hoffentlich sieht der Grosse Rat dies auch so.
Erich Roth, Zofingen