Ukrainer holen altes Fahrzeug der Feuerwehr Uerkental in Brugg ab
Für den ehemaligen Brugger Einwohnerratspräsidenten Stefan Baumann, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist, war das Vorhaben eine Herzensangelegenheit. Kurz nach Kriegsausbruch in der Ukraine begann er, ausrangiertes Feuerwehrmaterial aus dem ganzen Kanton zu sammeln.
Zudem lancierte er erfolgreich ein Crowdfunding, um das alte Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Uerkental zu kaufen und reisebereit zu machen für die Übergabe an die Berufsfeuerwehr in Uschgorod, zu der er seit zehn Jahren Kontakt pflegt.
Vom ursprünglichen Plan, das Fahrzeug selber in den Südwesten der Ukraine zu chauffieren, musste sich Baumann aber bald verabschieden. Denn nach dem Einlösen des Nummernschilds gilt das Fahrzeug als schwerer Arbeitsmotorwagen, wozu ihm die Fahrerlaubnis fehlt.
Und so machten sich vergangene Woche drei Feuerwehrmänner aus Uschgorod, von denen zwei einen Lastwagenführerschein haben, mit einem Fiat-Transporter auf den Weg nach Brugg.
Abfertigung an der Grenze dauert dreieinhalb Stunden
Damit die Absicht für alle klar war, kennzeichnete Stefan Baumann das Tanklöschfahrzeug, das nach der Sicherheitsprüfung Gastrecht im Feuerwehrmagazin Hausen bekam, als humanitären Materialtransport.
Beim ehemaligen Feuerwehrmagazin in Lauffohr haben die Ukrainer ihr Geschenk am späten Freitagabend kontrolliert. Die 34 Paletten wurden gemeinsam in einen Sattelschlepper verladen, der auch aus dem Kriegsland kam.
Als alles fertig gepackt war, entschied sich Stefan Baumann spontan dazu, die Überführung im Fiat-Transporter mit einem der drei Feuerwehrmänner zu begleiten. Da das Löschfahrzeug auf Stefan Baumann eingelöst war, sollte seine Anwesenheit auch die Formalitäten an der Grenze vereinfachen. Um 20 Uhr ging die Fahrt los.
Am Samstagmorgen um 6 Uhr war Baumann mit den drei ukrainischen Kameraden bereits in Wien und wenige Stunden später in Budapest. In beiden Fahrzeugen wechselten sich die Fahrer ab.
Nachmittags um 15 Uhr steuerten sie auf die ukrainische Grenze vor Tschop zu, wie Stefan Baumann der AZ am Sonntagmittag am Telefon erzählt. Insgesamt dreieinhalb Stunden mussten sie in der Warteschlange und bei Kontrollen ausharren. Baumann sagt, er habe fast ein schlechtes Gewissen: «Da wir als humanitärer Transport gekennzeichnet waren, wurden wir gegenüber den Lastwagen bevorzugt behandelt.»
Nach der Abfertigung fehlte nur wenig bis ans Ziel der 1350 Kilometer langen Reise.
Mit Blaulicht in die Stadt zur Feuerwehr eskortiert
«Von der ukrainischen Grenze an wurden wir mit Blaulicht zur Feuerwehr in Uschgorod eskortiert», erzählt Stefan Baumann. Die Erleichterung ist ihm richtig anzuhören. Aber nicht etwa, weil er Angst hätte, sondern weil der administrative Aufwand viel grösser war, als er zuerst erwartet hatte. Auch wollte er den Erfolg des Crowdfundings nicht auf Spiel setzen.
Weil am Montag die offizielle Fahrzeugübergabe stattfinden soll und erwartet wird, dass der Initiant dieser Hilfsaktion dabei ist, war – einmal mehr – Baumanns Flexibilität gefragt. Bei seinem Arbeitgeber meldete er Ferien an.
Jetzt ist der 43-Jährige selber gespannt, wie es mit der Rückreise in die Schweiz klappt. Da er am Mittwochmorgen im Geschäft sein sollte, hat er für Dienstagnachmittag einen Flug ab der ungarischen Hauptstadt Budapest gebucht.
Der Sattelschlepper, in dem nur ein Chauffeur fährt, wird aufgrund der vorgeschriebenen Ruhezeit am Montag in Uschgorod mit dem vielen Material wie Brandschutzhosen, Helme und Stiefel erwartet.
Unklar ist laut Stefan Baumann noch, wer das zweite Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Regio Heitersberg-Reusstal in die Ukraine fahren wird.