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Kachelmann kritisiert Bucheli für Fehlprognose – nun erhält der SRF-Mann Rückendeckung

SRF Meteo prognostizierte für Orte rund ums Mittelmeer bis zu 8 Grad höhere Temperaturen. Die Weltwoche witterte daraufhin eine Verschwörung. Wetterfrosch Jörg Kachelmann kam das – ein mal mehr – gelegen, um seinen eigenen Wetterdienst zu promoten.

Man könnte meinen, man hat die Kritik an den Wetterprognosen des SRF schon mal genau so und von genau derselben Stelle gehört. Und tatsächlich. Das hat man. Schon 2008 liess sich Ex-TV-Meteorologe Jörg Kachelmann von «20 Minuten» zitieren: «Irgendwann wird es sich herumsprechen, dass das Wetter vom Hochhaus in einem Zürcher Vorort nicht repräsentativ ist für die Schweiz. Dass die Schweiz nicht aus Zürich besteht und schon gar nicht aus einem Hochhaus in Zürich.»

Seine damalige Kritik: Das Wetterstationsnetz von SRF Meteo sei lückenhaft und darum ungenau. Das Schweizer Radio und Fernsehen, das damals noch SF hiess, nahm das Gifteln zum Anlass eine Dok-Sendung zu produzieren. «Krieg der Wetterfrösche» hiess sie passenderweise. Ziel der Sendung war es aufzuzeigen, dass es im Wettkampf um die genauste Wetterprognose um viel Geld geht. Denn das Wetter interessiert. Alle. Rund um die Uhr.

Damals prognostizierte Kachelmann, dass sein Team von Meteocentrale.ch eines Tages die Wettervorhersage fürs SRF machen werde, weil die ihre viel genauer, viel besser sei. Heute könnte man sagen: Eine Fehlprognose Kachelmanns. Trotzdem wettert Kachelmann auch 15 Jahre später noch gerne gegen das SRF und damit gegen deren Chefmeteorologen Thomas Bucheli. Anlass dazu gab jüngst ein Artikel der Weltwoche.

Diese schrieb vergangene Woche, dass die SRF-Meteo-App im Mittelmeerraum diesen Sommer jeweils viel zu hohe Temperaturprognosen gemacht hatte. 40 Grad statt 32 Grad etwa. Ein grosser Unterschied. Vertreter der SVP witterten darum eine Verschwörung. Das SRF wolle mit den zu hohen Temperaturangaben die Klimadebatte befeuern. Und das erst noch pünktlich auf die Wahlen.

Vergangene Woche antwortete Thomas Bucheli auf diesen Vorwurf mit «Nein». Es sei lediglich ein Berechnungsfehler passiert. Dies, weil ihr Prognosesystem bei dieser extremen Hitze im Mittelmeerraum «überschiesse». Daraufhin meldete sich Jörg Kachelmann in der «Weltwoche» zu Wort: «Bucheli erzählt völligen Blödsinn, kein Modell produziert systematische Abweichungen nach oben.»

Was auch immer die Ursache sei, es müsse eine ganz andere sein als die, die Bucheli verbreite. Dabei nutzte Kachelmann die Gelegenheit ein Mal mehr, um für seinen eigenen Wetterdienst, kachelmannwetter.com, zu werben. In ihren eigenen Modellen, so Kachelmann, hätten sie nämlich für den nächsten Tag weniger als 0,5 Grad Abweichung. Dieses «geheimnisvolle Überschiessen von Modellen» gäbe es nicht.

Bucheli entschuldigt sich

Thomas Bucheli bei SRF Meteo. 
Bild: SRF

Von einer Verschwörung des SRF, um die Klimadebatte anzuheizen hält Kachelmann dennoch nichts. Zur Weltwoche sagt er: «Es liegt nahe, dass alles eher etwas mit Blödheit zu tun hat».

Autsch, das sitzt. Auf diese Provokation reagierte Thomas Bucheli nur indirekt, indem er in der gestrigen Live-Meteo-Sendung zunächst den Vorwurf der bewussten Manipulation seitens Weltwoche entschieden von sich wies.

Dann erklärte Bucheli nochmals ausführlich, wie die Extremhitze im Mittelmeerraum dazu führte, dass ihre Berechnungen teilweise so stark von der Realität abwichen und sagte zum Schluss: «Das tut uns ausserordentlich leid. Wir entschuldigen uns in aller Form für den Fehler.»

Ein Hickhack zwischen den Wetterfröschen. Aber wer hat denn nun Recht? Kachelmann oder Bucheli? Eine Nachfrage bei einer unabhängigen, dritten Stelle: Bei Michael Eichmann von Meteonews. Er sagt: «Das Mittelmeer hatte in diesen Wochen eine aussergewöhnlich hohe Oberflächentemperatur.»

Der komplizierte Algorithmus, den das SRF für Wetterprognosen im Ausland einsetzt, könnte damit Mühe gehabt haben. Denn: «Normalerweise ist die Oberflächentemperatur des Meeres deutlich tiefer als jene auf dem Festland», sagt Eichmann. Für die derzeitigen Extrembedingungen fehlten dem Algorithmus wohl schlicht robuste Vergleichsdaten. Für Eichmann klingt die Erklärung von Bucheli darum plausibel.