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Hochwasser führt zum Einbruch der Stromproduktion beim Kraftwerk Reckingen

Die Abflussmenge ist am Samstagmittag im Aargau nirgends so hoch wie am Rhein in Rekingen. Beim Wasserkraftwerk herrscht Hochbetrieb. Wie sich das Hochwasser auf den Ertrag des Kraftwerks auswirkt. 

In Bad Zurzach ist der Rhein am Samstag auf Höhe des Regibads über das Ufer getreten. Das ist bei Hochwasser der neuralgische Punkt im Ort. Das Kantonale Schwingfest ist deshalb allerdings nicht gefährdet. Arena und Festplatz liegen deutlich höher im Zentrum von Bad Zurzach, neben der Therme.

Rund 2,5 Kilometer rheinaufwärts befindet sich das Wasserkraftwerk Reckingen – und hier macht sich das Hochwasser deutlich bemerkbar. Am Samstagmittag liegt der Rheinpegel bei 325,5 Metern – das sind zwei Meter mehr als noch am Donnerstag. Der Wasserabfluss betrug kurz vor 13 Uhr 1786 Kubikmetern pro Sekunde. Damit lag er in der Gefahrenstufe 4 von 5 (ab 1700 Kubikmeter pro Sekunde). Es ist zu dieser Zeit der einzige Ort im Kanton Aargau mit dieser Gefahrenstufe. Auslöser für die Lage waren der ständige und viele Regen.

Beim Kraftwerk Reckingen – seinen Namen hat es vom Dorf Reckingen auf deutscher Seite – herrscht Hochbetrieb, wie Leiter Thomas Häfeli der AZ bestätigt. Viel Geschwemmsel – vor allem Schwemmholz – befindet sich im See oberhalb des Kraftwerks, vor dem Rechen. Das Treibgut sorgt nicht nur dafür, dass weniger Wasser zu den Turbinen durchkommt. Es sorgt auch für ein höheres Gefälle zwischen dem Rechen und den Turbinen. Das mindert die Leistung des Kraftwerks erheblich – und damit auch die Menge an Strom, den es produziert.

Die Stromproduktion des Kraftwerks ist nämlich von der Wassermenge und seiner Fallhöhe. Da der Rheinpegel unterhalb des Kraftwerks höher liegt als normal, mindert die geringere Fallhöhe die Stromproduktion zusätzlich. Bei Volllast liegt die Leistung des Wasserkraftwerks bei 38 Megawatt. «Aktuell liegt die Leistung bei einem Drittel», sagt Thomas Häfeli.

Viel Geschwemmsel liegt vor dem Rechen des Kraftwerks. 
Bild: zvg

Pro Tag 30’000 Franken weniger Einnahmen

An der Strombörse in Leipzig wird eine Megawattstunde am Samstagmittag für rund 50 Euro gehandelt. Das bedeutet: Das Hochwasser mindert die Einnahmen für das Kraftwerk um 1300 Euro pro Stunde – das sind über 30000 Euro respektive Franken pro Tag. Dieses Beispiel zeigt: Auch andere Wasserkraftwerke im Kanton Aargau müssen wegen des Hochwassers massive Ertragseinbussen hinnehmen.

Das Kraftwerk Rekingen, das 1941 in Betrieb ging, liefert pro Jahr rund 250 Gigawattstunden Strom. Das entspricht etwa dem Hunger von 60’000 Vierpersonen-Haushalten. Betrieben wird das Kraftwerk von der Kraftwerk Rekingen AG. Sie ist je zur Hälfte im Besitz der deutschen Energie Baden-Württemberg (EnBW) sowie der Schweizer Energiekonzerne Axpo und AEW. Den Namen hat die Anlage vom Ort Reckingen auf der deutschen Rheinseite. Auf Schweizer Seite befindet sich das Dorf Rekingen, das zur Gemeinde Zurzach gehört.

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