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Die Promis und der Ukraine-Krieg: Wer hilft, wer peinlich ist und warum Selenski bei dem Zirkus mitspielt

Der Ukraine-Krieg beschäftigt auch die Schönen und Reichen. Viele wollen helfen - und manche wollen einfach nur zeigen, dass sie helfen. Was gerne belächelt wird, weiss Präsident Selenski für sich zu nutzen.

In der Nacht auf Montag stiegen in Las Vegas die Grammy Awards. Stars bedankten sich überschwänglich für ihren Preis, Sänger sorgten mit gewaltigen Live Performances für Partystimmung – und mittendrin sprach plötzlich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski via Videobotschaft zum Publikum. «Was könnte gegenteiliger zu Musik sein als Krieg?», sagte er. «Füllt die Stille mit eurer Musik» und «Unterstützt uns auf jegliche Art und Weise, die euch möglich ist.» Er träume davon, dass die Menschen in der Ukraine wieder frei leben könnten – «so frei, wie ihr auf der Grammy-Bühne».

Ein ernüchternder Moment in einer oberflächlichen Glitzerwelt. Und er hätte deplatziert wirken können. Wen interessieren Preisverleihungen, wenn anderswo Menschen sterben? Doch als ex-Schauspieler weiss Selenski, wie er die Menschen erreicht und den Ukraine-Krieg in ihren Köpfen präsent hält: Nicht nur mit Politik, sondern mit Unterhaltung.

Wolodimir Selenski spricht an den 64. Grammy-Awards zum Publikum.

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch Promis. «Unterstützt uns auf jegliche Art und Weise, die euch möglich ist», sagte Selenski. Das kann allerdings schnell nach hinten losgehen. So wie bei Schauspielerin Annalynne McCord.

Sie postete auf Twitter ein Video, in dem sie ein Gedicht an Wladimir Putin vortrug: «Lieber Präsident Wladimir Putin, es tut mir so leid, dass ich nicht deine Mutter war. Wenn ich deine Mutter gewesen wäre, hätte ich dich so geliebt und in den Armen des freudigen Lichts gehalten. Niemals würde sich die Not dieser Geschichte vor unseren Augen entfalten.» Es wäre also nie zum Krieg gekommen, wenn Putin genug Liebe von seinem Mami bekommen hätte? Der Shitstorm des Internets liess nicht lange auf sich warten. Doch McCords Video ist nach wie vor online.

Auch ex-Wrestler und Schauspieler John Cena legte sich ein gewaltiges Ei: Er nutzen den Einmarsch der Russen, um Werbung für seinen «Peacemaker»-Film zu machen. Ein Film, der übrigens alles andere als friedlich ist.

Andere Stars machten es besser. Schauspielerin Mila Kunis, die in der Ukraine geboren ist, und Ehemann Ashton Kutcher übertrafen mit ihrem Spendenaufruf innert kürzester Zeit ihr Ziel von 30 Millionen Dollar für Hilfsorganisationen in der Ukraine. Dafür bedankte sich Selenski persönlich bei ihnen – denn er weiss: Das macht Schlagzeilen.

Schauspielerin Milla Jovovic, die ebenfalls aus der Ukraine stammt, hat seit Beginn des Krieges mehrere ukrainische Hilfsorganisationen auf ihrem Instagram-Account verlinkt.

Ex-«Modern Talking»-Sänger Thomas Anders sagte schon kurz nach Beginn des Krieges sämtliche Konzerte in Russland ab und schrieb über seinen russischen Fanclub den Fans, was in der Ukraine tatsächlich vor sich geht.

Arnold Schwarzenegger wendete sich gleich über mehrere Soziale Netzwerke an seine russischen Fans und versuchte sie aufzuklären. Dabei wurde er sehr persönlich und erzählte von seinem eigenen Vater, der im zweiten Weltkrieg als Nazi in Russland kämpfte. Der Vater sei von der Propaganda getäuscht worden und als gebrochener Mann zurück gekommen.

David Beckham überliess einer ukrainischen Ärztin für einen Tag seinen Instagram-Account – mit immerhin 71.5 Millionen Followern – damit sie dort ihren Alltag zeigen konnte.

Und Sängerin Cher twitterte, warum dieser Krieg uns alle angeht und dass sie gerne ukrainische Flüchtlinge in ihrer Villa aufnehmen will. Ob sie das tatsächlich durchzieht ist nicht klar, aber darum geht es gar nicht.

Promis haben eine riesige Plattform und erreichen Millionen Menschen – inklusive denen, die sich weniger für Politik und Weltgeschehen, sondern mehr für Klatsch und Tratsch interessieren. Ob das den Menschen in der Ukraine wirklich hilft, ist fraglich. Aber wenigstens gehen sie so nicht vergessen.