«Ich wusste mit 50 instinktiv, das ist mein neuer Weg»: Das neue, geerdete Leben der Aargauerin Manuela Langenberger
Durch den «Zauberwald» – so nennt Kapellenwächterin Manuela Langenberger das kleine Wäldchen vor dem Kirchlein – führt ein schmaler Fussweg zu einem unscheinbaren Holzschopf, der «Eichchrüz»-Kapelle. Wer auf den Bänken in der Kapelle sitzt, sieht direkt in den Wald, auf die Wiese dahinter und in den Himmel. Die kleine Holzkapelle zwischen Zeihen und Herznach ist ein magischer Ort. «Als ich zum ersten Mal hier oben stand, ging mir das Herz auf und ich wusste, das ist der richtige Hof und der richtige Ort für uns», sagt Manuela Langenberger.
Das Kreuz vor der Kapelle befindet sich im Besitz der Kirchgemeinde, das Gebäude selber gehört zum Bauernhof «Im Eich», auf dem Langenberger seit sechs Jahren als landwirtschaftliche Angestellte tätig ist.
Mit Freunden einen Hof übernommen
Sie ist am Bodensee aufgewachsen. Ihre Eltern waren Geschäftsleute, ihre Mutter eine Bauerntochter; Kindheit und Jugend verbrachte sie im Städtchen, ohne wirklichen Bezug zur Landwirtschaft. Sie hat Kleinkinderzieherin gelernt und war lange in Königsfelden bei Windisch tätig. Mit einem befreundeten Paar, er gelernter Landwirt, übernahm sie vor sechs Jahren das Anwesen «Im Eich» mit 17 Hektaren Land in Zeihen.
Zum Biobetrieb gehören eine Herde Schottischer Hochlandrinder, zehn Pferde – die meisten davon Pensionäre –, Ackerbau mit Emmer und Dinkel sowie diverse Kleinstrukturen wie Weiher, Hecken und Baumkapellen. Mit dem Hof hat Manuela Langenberger ihren Beruf gewechselt. Sie sagt: «Ich habe das noch keine Sekunde bereut.»
Sie arbeitet zu 100 Prozent als landwirtschaftliche Angestellte, fährt Traktor und kümmert sich um die Rinder und Pferde. Die Tage seien viel länger, als sie es von früher gewöhnt sei, aber anders, da auch zwischendurch Pausen möglich seien, wenn mal nicht so viel los ist.
Manuela Langenberger liebt die Natur und sie sagt, dass sie dank dem Bauernbetrieb gesünder lebt als früher: «Durch meine Tätigkeit hier bin ich geerdeter. Ich bin mehr mit dem Boden verbunden.» Sie habe beim Projekt Bauernhof von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt. «Es war alles richtig, was ich vorher gemacht habe, aber ich wusste mit 50 instinktiv, dass dies mein neuer Weg ist.»
Die Kapelle ist für sie keine Arbeit
Die Arbeit als Kapellenwächterin sei nicht wirklich Arbeit für sie. «Ich mache das sehr gerne und die Zeit hier oben auf dem Hügel ist auch eine Auszeit von der Hofarbeit.» Die Besucherinnen und Besucher sind dankbar. «Ich erhalte viele positive Rückmeldungen und Komplimente.»
Oft sei sie auch einfach so oben, zusammen mit Albert von Felten und Andrea Lütolf, mit denen sie den Hof betreibt. «Wir sitzen hier und lassen den Tag Revue passieren», erzählt sie.
Das Kreuz stammt aus dem Jahre 1874, die Holzkapelle wurde in den 1930er-Jahren mittels Spenden aus der Region erbaut. Sie sei einerseits ein Ort der stillen Einkehr, ein Gedenkort – einige kommen und möchten einfach in Ruhe dort sein –, aber auch ein Begegnungsort. «Wir haben hier schon einige Kontakte geknüpft mit Menschen, die nun zu unserem Bekanntenkreis gehören», sagt Langenberger.
Small Talk gibt es in der «Eichchrüz»-Kapelle nicht. «Gespräche gehen immer sehr schnell in die Tiefe und es geht ums Wesentliche», sagt Manuela Langenberger. Besucht werde der Ort vor allem von älteren Menschen aus der Umgebung, aber auch von Familien. Wer möchte, darf gerne ein paar Zeilen im Kapellenbuch hinterlassen. «Wir freuen uns immer über die Einträge», so Langenberger. Es vergehe wahrscheinlich selten ein Tag, an dem niemand im «Eichchrüz» oben ist.