Verkürzte Gültigkeit: Hunderttausend Geimpfte verlieren bald ihr Zertifikat
Der jüngste Bundesratsentscheid hat ab nächster Woche unmittelbare Folgen für Menschen, die geimpft, aber nicht geboostert sind. Denn der Bundesrat hat entschieden, dass das Impfzertifikat nur noch 270 Tage lang gültig ist – und nicht mehr wie bis anhin 365 Tage. Er erklärte den Entscheid mit einer Angleichung an EU-Recht: «Damit bleibt das Zertifikat in der EU weiterhin anerkannt.»
Am 1. Februar tritt die verkürzte Gültigkeit in Kraft. Das bedeutet für Personen, die sich vor dem 6. Mai 2021 impfen liessen und seither weder eine dritte Impfung noch eine Corona-Infektion nachweisen können: Das Zertifikat hat plötzlich keine Gültigkeit mehr.
Wer in die Ferien will, sollte seine Impfdaten checken – oder boostern
Einzelne Kantone rechnen kurzfristig mit einer höheren Impfnachfrage. St.Gallen verlängert den Betrieb von temporären Impfstellen. Der Kanton schätzt, dass nächste Woche rund 40’000 Personen am selben Tag ihr Zertifikat verlieren. Bern meldete gestern, dass rund 18’000 Bernerinnen und Berner am 1. Februar kein gültiges Zertifikat mehr haben werden. Im Thurgau schätzt man die Zahl der Betroffenen auf etwa 25’000.
Die Zahl der Betroffenen lässt sich nur schätzen, weil die Kantone nicht wissen, wer von den doppelt Geimpften auch geboostert oder genesen ist. Die Schätzung der Betroffenen liegt bei 40 bis 60 Prozent der Geimpften. Zum Vergleich: In Luzern liessen sich bis im vergangenen Mai 51’000 Personen impfen, in Baselland 40’000 Personen. Auf die Schweiz hochgerechnet, sind das Hunderttausende, die bald nicht mehr im Restaurant essen können, wenn sie sich nicht boostern lassen.
Und wer ohne Booster und ohne böse Überraschungen in die Ferien reisen will, muss kontrollieren, ob die zweite Impfung auch bis Ferienende weniger als 9 Monate zurückliegt. Je nach Kanton variiert der Ferienbeginn. Klar ist: Betroffen sind immer mehr Menschen, weil sich im Mai und Juni 2021 bereits viele Menschen impfen liessen.
Bundesrat Alain Berset stellte zwar ein Ende der Zertifikatspflicht in Aussicht. Und der Bundesrat diskutiert am 2. Februar mögliche Lockerungen. Doch die aktuell hohen Infektionszahlen trüben die Hoffnung auf eine schnelle Abschaffung des Impfzertifikats.