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Impfdurchbrüche häufen sich: Sieben Antworten auf die drängendsten Fragen

Die Zahl der Impfdurchbrüche steigt. Doch der Bund weist, anders als in Deutschland, die genaue Zahl der infizierten Geimpften nicht aus.

Inzwischen kennt beinahe jeder und jede eine Person in seinem Umfeld, die sich trotz doppelter Impfung mit dem Delta-Virus infiziert hat. Die Häufigkeit irritiert viele. Warum schützt die Impfung nicht mehr? Hier die wichtigsten Fragen zu Impfdurchbrüchen.

1. Warum kommt es zu Impfdurchbrüchen?

Impfdurchbrüche sind erwartet worden, weil schon die Zulassungsstudien gezeigt haben, dass die Covid-Impfung wie andere Impfungen auch, nicht zu 100 Prozent schützt.

Die Impfung hat zwei Effekte: Zum ersten schützt sie gegen Infektion, zum zweiten gegen schwere Erkrankung und Tod. Gegen Letzteres schützt die Impfung stabil. Der Schutz vor Infektion nimmt aber mit der Zeit ab. Nach sechs Monaten auf 40 bis 70 Prozent. Deshalb werden Impfdurchbrüche mit der Zeit häufiger.

2. Nützt die Impfung trotz Impfdurchbrüchen?

Die infizierten Geimpften tragen weniger zur Zirkulation des Virus bei, weil sie die Erreger nur ein bis vier Tage weitergeben, während Ungeimpfte das zwölf bis 14 Tage tun. Daraus ergibt sich ein epidemiologischer Nutzen. Das erste Ziel der Impfung ist aber die Verhinderung von schweren Erkrankungen und Tod. Zwar geht die Schutzwirkung dabei leicht zurück, liegt aber nach sechs Monaten noch immer bei 80 bis 90 Prozent. Gegen die nachlassende Wirkung wird nun geboostert.https://datawrapper.dwcdn.net/CiWbp/6/

Aktuelle Studien belegen, dass die Impfung auch bei Vorliegen der derzeit dominierenden Delta-Variante einen Schutz gegen symptomatische und asymptomatische Infektionen bietet. Der Schutz ist im Vergleich zu der Alpha-Variante aber reduziert.

3. Warum nimmt trotz steigender Impfquote die Zahl der Impfdurchbrüche zu?

Wie oben gesagt, ist die Schutzwirkung gegen Infektion gut, aber nicht 100 Prozent. Da sich also auch Geimpfte infizieren können, steigt mit der höheren Zahl an geimpften Personen parallel auch jene der Impfdurchbrüche an. Die Zahl der Impfdurchbrüche ist somit auch von der aktuellen Infektionszahl abhängig.

Je mehr aktive Fälle es gibt, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch Geimpfte infizieren. Zirkuliert der Erreger weniger, gibt es dementsprechend auch weniger Impfdurchbrüche.

4. Wie viele Impfdurchbrüche gibt es?

In der Schweiz wird zwar der Impfstatus seit Ende Januar systematisch vom BAG erfasst, aber nur über klinische Befunde. Das BAG kennt somit nur den Impfstatus von hospitalisierten und toten Covid-Patienten.https://datawrapper.dwcdn.net/6MWjR/300/

Bei jenen, die nur ambulant behandelt werden, wird der Impfstatus seit Anfang Oktober nicht mehr gemeldet. Nicht erfasst wird somit, wenn jemand nach einem positiven Test einfach zu Hause bleibt, sich dort erholt und die Isolation abwartet. Und das sind deutlich mehr als jene, die wegen eines Impfdurchbruchs im Spital landen.

5. Warum weisst das BAG die Zahl der Impfdurchbrüche nicht aus?

«Geimpfte Personen, die keine oder nur leichte Symptomen haben, suchen seltener einen Arzt, ein Testzentrum oder eine Apotheke auf, um sich testen zu lassen. Ausserdem sind nur Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, einen klinischen Befund zu melden», erklärt Daniel Dauwalder vom BAG. Dadurch liege bei den laborbestätigten Infektionen trotz Impfung eine höhere Dunkelziffer vor, als bei den Angaben zu den Hospitalisationen und Todesfällen.

Entscheidend sei das langfristige Ziel bei der Pandemie-Bekämpfung, die Vermeidung von schweren Krankheitsverläufen bei Covid-19. Die Zahl asymptomatischer und milder Infektionen nach doppelter Impfung ist nicht entscheidend.

6. Wie viele Impfdurchbrüche gibt es in Deutschland?

In Deutschland berechnet das Robert-Koch-Institut (RKI) die Zahl der Impfdurchbrüche, mahnt aber zur Vorsicht, weil auch in Deutschland manchmal die Angaben zum Impfstatus fehlen. In der zweitletzten Novemberwoche sind bei den 12 bis 17-jährigen 6,7 Prozent der Infizierten geimpft.

Bei den 18 bis 59-jährigen werden 48,8 Prozent Impfdurchbrüche festgestellt, bei den über 60-jährigen 71,4 Prozent. Die Zahlen der höheren Alterskategorien müssen aber in die Relation zur hohen Impfquote gestellt werden.

Bei den ältesten sind die allermeisten geimpft und die Gruppe der Ungeimpften sehr klein. Somit ist es logisch, dass es im Verhältnis viel mehr Infektionen unter Geimpften gibt. Das RKI hat daraus die Impfeffektivität berechnet. Durch den Vergleich des Anteils der Impfdurchbrüche mit dem Anteil vollständig Geimpfter in der Bevölkerung.

Die Impfeffektivität gegenüber einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung lag demnach für vier November-Wochen in der Altersgruppe 12-17 Jahre bei rund 90 Prozent, in der Altersgruppe 18-59 Jahre bei circa 68 Prozent und in der Altersgruppe über 60 Jahre bei rund 65 Prozent.

7. Wer trägt massgeblich zum Infektionsgeschehen bei?

Infektionsketten werden nicht systematisch nachverfolgt. Darum ist bei einer neuen Infektion nicht gewiss, ob sie auf einen Kontakt zwischen Geimpften oder Ungeimpften zurückgeht. Forscherinnen und Forscher der Humboldt-Universität Berlin haben deshalb die Ausbreitung des Coronavirus in der deutschen Bevölkerung simuliert.

In ihrer Studie kommen sie zum Schluss, dass massgeblich die Ungeimpften die Infektionsdynamik in Deutschland vorantreiben. Nur eine von zehn Neuinfektionen fand zwischen zwei Geimpften statt. Bei den anderen neun war ein Ungeimpfter beteiligt, zumeist als jener, von dem die Ansteckung ausging. Obwohl Ungeimpfte mit ungefähr einem Drittel der Bevölkerung deutlich in der Minderheit sind, verursachen sie damit überproportional häufig Neuinfektionen.

Die Berliner Forscher empfehlen deshalb, vor allem Kontakte zwischen Ungeimpften zu vermeiden. Eine Reduktion der Kontakte in dieser Gruppe um ein Viertel würde bereits genügen, um den R-Wert auf unter 1 zu drücken und damit zu einer Reduktion der epidemischen Ausbreitung des Virus führen.