Eine Tote und zwei Schwerverletzte im Aargau: Wie können Unfälle am Fussgängerstreifen verhindert werden?
Zuerst in Reinach, dann in Turgi und schliesslich in Herznach. In diesen Ortschaften sind in den vergangenen zwei Wochen Personen auf einem Fussgängerstreifen angefahren worden. Das traurige Ergebnis: Zwei schwer verletzte Personen und eine Frau, die ihren Verletzungen erlag.
Eine 37-jährige Autolenkerin erfasste in Reinach in der Nacht auf den 14. November mit ihrem Fahrzeug eine Fussgängerin frontal. Diese wurde zu Boden geschleudert und schwer verletzt.
Ein Autolenker hat am Abend des 21. November in Turgi eine Fussgängerin angefahren. Die Frau musste daraufhin mit schweren Kopfverletzungen ins Spital geflogen werden.
Bei der Kollision in Herznach hat sich eine 42-Jährige am 27. November schwere Verletzungen zugezogen. Die Person, die mit ihrem Auto den Unfall verursacht hat, ist anschliessend weitergefahren. Mittlerweile konnte der Unfallverursacher gefunden werden. Es drohen strafrechtliche Konsequenzen: Im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Am Donnerstag ist schliesslich bekannt geworden, dass die Frau im Spital ihren Verletzungen erlegen ist.
«Wintermonate mit deutlich mehr Fussgängerunfällen»
Der November gilt als Monat der Unfälle mit Fussgängerinnen und Fussgängern. Bernhard Graser, Mediensprecher bei der Kantonspolizei Aargau, sagt allerdings, dass es heuer «nicht überdurchschnittlich viele» derartige Unfälle gegeben habe.
«Ich erinnere mich an Wintermonate mit deutlich mehr Fussgängerunfällen», erklärt Graser. Und das Wetter sei ja oft schlecht gewesen, was im Normalfall solche Unfälle begünstige. Die Vorfälle in Reinach, Turgi und Herznach sind also Ausnahmen, wenn auch sehr tragische.
Was kann man im Alltag tun, um solche schlimmen Unfälle zu verhindern? Bernhard Graser sagt: «Personen, die zu Fuss unterwegs sind, sind gut beraten, bei Fussgängerstreifen am sicheren Strassenrand zu warten, bis klar ist, dass sie gesehen worden sind.» Vorhandene Fussgängerstreifen sollen unbedingt genutzt werden. Zudem empfiehlt er reflektierende Bänder für Fussgängerinnen und Fussgänger, gerade auch in Wohnquartieren oder auf dem Hundespaziergang.
Am Velo sei das Licht in dieser Jahreszeit Pflicht, und Personen, die mit dem Auto unterwegs sind, sollen ihre volle Konzentration auf die Strasse richten sowie eine freie Sicht haben.
Ähnlich tönt es bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). Die Sicherheit für Personen, die zu Fuss im Strassenverkehr unterwegs sind, ist ein «Kernanliegen» der BFU. Gegenüber der AZ sagt Mediensprecher Christoph Leibundgut: «Grundsätzlich gelten zu Fuss ähnliche Regeln, wie mit dem Auto oder Velo. Insbesondere was das Thema Aufmerksamkeit angeht.»
Die BFU empfehle, im Strassenverkehr immer aufmerksam zu bleiben, um frühzeitig Gefahren oder Hindernisse zu erkennen. Denn: «Unfälle mit jährlich mehr als 1100 Schwerverletzten und 54 Getöteten sind auf Ablenkung und Unaufmerksamkeit zurückzuführen.»
Multitasking vermeiden – am Steuer, zu Fuss und auf dem Velo
Handy in der Tasche lassen – egal, wie man unterwegs ist
Verkehr im Blick behalten – das gilt immer
Wenn Sie etwas Wichtiges erledigen müssen: kurz anhalten
Die Aussagen von Bernhard Graser unterstützt auch Christoph Leibundgut. Ein Drittel aller tödlichen Unfälle und mehr als 40 Prozent der Unfälle mit Schwerverletzten ereignen sich auf dem Fussgängerstreifen. Insgesamt gibt es 520 Schwerverletzte pro Jahr mit Fussgängerinnen und Fussgängern.
Blickkontakt suchen – als Fussgänger und als Fahrzeuglenker
Fahrzeuge müssen rechtzeitig abbremsen können – zu Fuss darauf achten
Geschwindigkeit verlangsamen – als Fahrzeuglenker vor einem Fussgängerstreifen
Auf Kinder achten – besonders als Lenkerin oder Lenker eines Fahrzeugs
Überdies empfiehlt die BFU das Tragen von Leuchtwesten. Ob zu Fuss oder mit dem Velo. Dazu hat sie auf Youtube ein eindrückliches Video hochgeladen. Dieses zeigt, wie gross die positiven Auswirkungen einer Leuchtweste sind.