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In der Kiesgrube gibt es eine neue Kinderstube für die Kreuzkröte

In einem Teil der Kiesgrube in Staffelbach wurde Anfang Jahr ein ablassbarer Weiher erstellt. Er soll als Lebensraum für die Kreuzkröte dienen.

Die Kiesgrube Fischer Kies und Beton AG in Staffelbach bietet viele naturnahe Lebensräume. Es sind vor allem Ersatzbiotope für Flussauengebiete, wo sich Kies- und Sandflächen wie auch deren Bewuchs dauernd verändern. Durch Unterhalt und Pflege wird versucht, diese Dynamik nachzuahmen. Gemäss Vereinbarung mit dem Aargauer Amt für Landschaft und Gewässer (ALG) werden über 20 Prozent der bewilligten Abbaufläche der Kiesgrube Fischer Kies und Beton AG als Kleingewässer, naturnahe Wiesen, Gehölze, Brach- und Kiesflächen ausgewiesen. Diese Lebensräume beherbergen eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen. Beispielsweise leben Feldgrillen, Heuschrecken, Libellen, Wildbienen, Ringelnattern, Zauneidechsen, Amphi­bien, Fledermäuse und Füchse im Grubenareal. 2024 wurden im Rahmen einer botanischen Aufnahme 342 Pflanzenarten festgestellt, darunter einige seltene, geschützte und gefährdete Arten.

Die Kreuzkröte ist kilometerweit zu hören

Besondere Bedeutung im Grubenareal haben die Kleingewässer und ihre Umgebung. Sie werden von sieben verschiedenen Amphibienarten zur Fortpflanzung genutzt. Die Laichballen der Grasfrösche und Laichschnüre der Erdkröten kann man ab Anfang März entdecken. Berg- und Fadenmolche sind wenig auffällige Bewohner. Lautstark machen sich aber die Kreuzkröten bemerkbar. An warmen, regnerischen Abenden im Mai kann ihr «Chorgesang» über einen Kilometer weit vernommen werden. Kommt man näher zum Amphibienbiotop, hört man auch die nur wenige Zentimeter grosse Gelbbauchunke rufen. Ihr Ruf erinnert an ein unheimliches Stöhnen («Unkenruf»).

Mit etwas Glück hört man den glockenartigen Ruf der Geburtshelferkröte. Dieser hat ihr den Namen «Glögglifrösch» eingetragen. Das Männchen trägt die Eier nach der Begattung auf dem Rücken in eine feucht-warme Höhle zum Ausbrüten. Wegen dieser wertvollen Amphibienvorkommen ist die Grube ein Amphibienschutzgebiet von nationaler Bedeutung.

Jede Amphibienart hat bestimmte Vorlieben für die Ausstattung eines Laichgewässers. Erdkröte und Grasfrosch sind wenig heikel. Gelbbauchunken nehmen auch mit kleinen Tümpeln und Wasserlöchern vorlieb. Wählerischer sind die Kreuzkröten. Sie brauchen vegetationsarme, nur zeitweise wasserführende Laichgewässer. Die bestehenden Gewässer im Kiesgrubenareal sind stark verschilft und haben ihre Attraktivität für die Kreuzkröte verloren.

Im Notfall wird Wasser zugeführt

Im Februar wurde ein ablassbarer Weiher erstellt. Er misst 10 mal 10 Meter und wurde mit einer Kautschuk-Folie abgedichtet. Auf die Folie wurde eine 30 Zentimeter dicke Schicht Geröll gelegt. Hier können sich die kleinen Kaulquappen bei niedrigem Wasserstand zurückziehen. Baumstämme und Wurzelstöcke bieten Schutz und bilden Brücken, damit der Nachwuchs sicher an Land wandern kann, ohne zu vertrocknen. Der Folienweiher wird nach der Metamorphose der jungen Kreuzkröten zirka im August entleert, sodass keine Fressfeinde darin überwintern. Im Frühjahr wird mit dem Auffüllen etwas zugewartet, damit Grasfrosch und Erdkröte nicht dort ablaichen. Für die Kreuzkröte gilt das Gewässer sonst als besetzt.

Mitte März wurde der Stöpsel im neuen Weiher eingesetzt. Jetzt kann er sich mit Regenwasser füllen. Notfalls wird mit Zuführen von Wasser nachgeholfen. (abo/esh)

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