Masken-Herstellerin Flawa steht kurz vor dem Aus – fast allen Angestellten droht die Entlassung
«Wir schauen zurück auf eine bewegte und mehr als 100 Jahre lange Geschichte»: Das schreibt das Flawiler Medizinaltechnik-Unternehmen Flawa in einem historischen Abriss auf seiner Website. Im Jahr 1900 in Bern als «Berner Verbandsstoff-Fabrik» gegründet, zügelte die Firma noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Flawil und profitierte von der grossen Nachfrage nach Watte und Verbandsstoffen. Nun steht das Unternehmen vor einem dramatischen Umbruch: Wie der «Blick» online berichtet, droht einem Grossteil der aktuell 67 Mitarbeitenden die Entlassung.
Die Geschäftsleitung habe die Mitarbeitenden am Montagnachmittag darüber informiert, wie schlecht es ums Traditionsunternehmen stehe, heisst es im Bericht. Ein Flawa-Sprecher bestätigt die Informationen gegenüber dem Portal:
«Eine sorgfältige und noch andauernde Prüfung der zukünftigen wirtschaftlichen Situation hat gezeigt, dass eine Neuausrichtung nicht mehr ausgeschlossen werden kann, um die Flawa Consumer GmbH auch in Zukunft wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben.»
Bei einer Neuausrichtung könnten bis zu 56 der aktuell 67 Mitarbeitenden in Flawil von einem Stellenabbau betroffen sein, so der Sprecher.
U.S. Cotton will nicht mehr bei der Flawa bestellen
Laut dem Sprecher hat das Unternehmen U.S. Cotton im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung seiner globalen Aktivitäten entschieden, keine Watteprodukte mehr bei der Flawa zu bestellen und die Produktion in die USA zu verlagern. Das würde für die Flawa gemäss dem Bericht einen massiven Umsatzrückgang bedeuten – an eine Kompensation durch Drittaufträge in naher Zukunft sei nicht zu denken.
Die Flawa Consumer GmbH war vor einigen Jahren im Rahmen einer Neustrukturierung der Flawa gegründet worden – und zwar als 100-prozentige Tochter ebendieser U.S. Cotton, einem langjährigen Kunden der Flawa, der US-Marktführer für Watteprodukte ist. «Ziel dieser strategischen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit ist es, mit vereinten Kräften und einem grösseren Produktsortiment weitere europäische Märkte zu erschliessen», heisst es nach wie vor im entsprechenden Abriss auf der Website der Flawa.
Aufschwung dank Maskenproduktion während Corona
Die Geschäftsleitung habe ein Konsultationsverfahren eingeleitet, wie es im Bericht weiter heisst. Erst danach würden allfällige Kündigungen ausgesprochen. Wie der Sprecher dem «Blick» weiter sagte, hätten Mitglieder der Geschäftsleitung über eine Holdinggesellschaft die Flawa Consumer GmbH aufgekauft, um eine komplette Schliessung des Unternehmens in Flawil zu vermeiden. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme am Montagabend nicht mehr erreichbar.
Während der Corona-Pandemie hatte die Flawa dank der Produktion eigener Masken einen massiven Aufschwung erlebt. (dwa)