Sie sind hier: Home > Corona-Virus > Höhepunkt der Welle erreicht: Folgt auf Omikron nun eine Grippewelle?

Höhepunkt der Welle erreicht: Folgt auf Omikron nun eine Grippewelle?

Die Coronamassnahmen haben im vergangenen Winter auch gegen Influenzaviren gewirkt. Dieses Jahr gibt es mehr Grippefälle.

Der Höhepunkt der Omikron-Welle scheint erreicht zu sein, der Reproduktionswert liegt gemäss der Covid-19-Taskforce wieder unter 1. Da stellt sich die Frage, ob nun die saisonale Grippewelle noch in Fahrt kommt. «Die Anzahl der Influenza-Fälle in der Schweiz ist über die letzten Wochen stabil und aktuell deutlich niedriger als zur gleichen Zeit in der Saison 2019/20. Aber auch deutlich höher als im Vorjahr», sagt Stefan Kuster, Leiter der Klinik für Infektiologie am Kantonsspital St.Gallen. Die Präventionsmassnahmen gegen die Coronaviren haben im vergangenen Winter auch die Übertragung von Influenzaviren eingedämmt, deshalb blieb die Grippesaison 20/21 schwach. Zudem sind die Symp­tome von Covid-19 und jene der Influenzaviren sehr ähnlich, was die Zuverlässigkeit der Grippedaten einschränkt.


«Die Entwicklung der Grippeaktivität ist schwer einzuschätzen und hängt auch von den Massnahmen gegen die Verbreitung von Sars-CoV-2 ab», sagt Daniel Dauwalder vom BAG. Nun werden die einschneidendsten Covid-Massnahmen wahrscheinlich am 16. Februar stark gelockert. «Die Lockerung könnte eine Zirkulation der Grippeviren begünstigen», sagt Dauwalder. Kuster hält eine Abschätzung des weiteren Verlaufs wegen der fallenden Massnahmen für schwierig. Ein Anstieg sei genauso denkbar wie eine Stabilisierung respektive ein Rückgang der Grippeaktivität, sagt Kuster. Die Sensibilisierung der Bevölkerung für Hygiene- und Verhaltensregeln werde sich weiterhin auch auf die Übertragung der Grippe auswirken, ergänzt Dauwalder.

Stellt sich die Frage, ob die Grippe Nachholbedarf hat. Das zu sagt der Infektiologe Kuster:

«Es ist möglich, dass eine der kommenden Grippesaisons stärker als erwartet ausfallen wird. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Immunität in der Bevölkerung gegen die Influenza abgenommen hat, weil das Virus während der Pandemie weniger stark zirkulierte.»

Mit genügender Genauigkeit lasse sich dies aktuell jedoch nicht voraussagen. Auch Dauwalder sagt, es gebe dazu noch keine wissenschaftlich belastbaren Daten, die belegten, dass dies eintreffen könnte.

Wirkt die aktuelle Grippeimpfung?

Auf der Nordhemisphäre treten Influenzaepidemien zwischen Dezember und März auf. Im Februar gibt die WHO jeweils die Empfehlung für die Impfstoffzusammensetzung für den kommenden Winter bekannt. «Die Experten der WHO wiesen im Februar 2021 auf die schwache Grippeaktivität hin. Dennoch war es möglich, eine Empfehlung zu formulieren», sagt Kuster. Diese beruht auf weltweiten Laborauswertungen der Viruseigenschaften und epidemiologischen Daten aus allen Kontinenten sowie serologischen Studien der vorhergehenden Saison. Dies sei auch möglich, wenn im Vorjahr nur sehr wenige Viren weltweit zirkuliert sind, sagt Dauwalder.

Genauer Grippe-Impfschutz ist noch unklar

Ob der Impfstoff die aktuell zirkulierenden Viren in der Schweiz gut abdecke, könne noch nicht gesagt werden. «Wie jedes Jahr ist es möglich, dass sich das Grippevirus zwischen den beiden Saisons verändert und somit der Impfstoff nicht optimal wirkt», sagt Kuster.

Sind Omikron-Genesene nun wenigstens vor der Grippe gefeit? «Eine Infektion mit dem Sars-CoV-2 Virus schützt nicht vor einer Infektion mit dem Influenzavirus», sagt Stefan Kuster. Covid-19 ist keine Grippe.