US-Notenbank bleibt auf Kurs und verkündet eine erneute Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte
Die Kurskorrektur im hohen Tempo hält an. Die US-Notenbank hat am Mittwoch den Leitzins erneut um 0,75 Punkte erhöht, auf ein Zielband von nunmehr 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Entscheidung des geldpolitischen Gremiums der Federal Reserve fiel einstimmig.
Mit diesem Schritt, der die Beobachter nicht überraschte, wollen die Hüter des Dollars die hohe Inflation eindämmen, die im vorigen Monat auf 9,1 Prozent angestiegen ist. Wichtigstes Ziel sei es nach wie vor, teilte Fed-Chef Jerome Powell im Anschluss an die Sitzung mit, die Teuerung «auf längere Sicht» auf 2 Prozent zu dämpfen. Angesichts der hohen Energiepreise und der stark gestiegenen Kosten für Nahrungsmittel ist dieses Ziel aber wohl kurzfristig nicht erreichbar.
Gleichzeitig will Powell verhindern, dass die Konjunktur in der grössten Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession taumelt. Powell räumte ein, dass die Aussichten aktuell nicht allzu gut seien, auch weil «Russlands Krieg gegen die Ukraine eine ausserordentliche menschliche und wirtschaftliche Not» schaffen würden. Zu den Aufgaben der Federal Reserve gehöre es aber, Vollbeschäftigung zu garantieren und die Arbeitslosenrate von aktuell 3,6 Prozent zu stabilisieren. Und an diesem Ziel hielten die Währungshüter fest, sagte Powell sinngemäss, auch wenn sich eine gewisse Abkühlung des Arbeitsmarktes wohl nicht verhindern lasse.
Biden behauptet: «Wir werden nicht in einer Rezession sein»
Diese Nachricht wird das Weisse Haus freuen. Präsident Joe Biden will mit allen Mitteln verhindern, dass die Konjunktur im Wahljahr 2022 schrumpft, obwohl die Zeichen schlecht stehen. Der Demokrat macht deshalb seit Wochen auf Zwangsoptimismus. So gab Biden diese Woche das unrealistische Versprechen ab: «Wir werden nicht in einer Rezession sein.»
Tatsache ist, dass seine Regierung am Donnerstag einen ersten Einblick in die Konjunkturdaten für das 2. Quartal 2022 geben wird. Und dass diese Daten von den Expertinnen und Experten mit Spannung erwartet werden – weil nämlich selbst Volkswirtschaftler aktuell nicht sagen können, in welchem Zustand sich die US-Konjunktur befindet.
So gaben die Ökonomen von JP Morgan Chase die Prognose ab, dass die Volkswirtschaft von April bis Juni, aufs ganze Jahr hochgerechnet, um 1,4 Prozent gewachsen sei. Hingegen geht die Fed-Zweigstelle in Atlanta (Georgia) davon aus, dass die Wirtschaft im gleichen Zeitraum (aufs ganze Jahr hochgerechnet) um 1,2 Prozent geschrumpft sei. Powell wiederum sagte am Mittwoch an einer Pressekonferenz: «Ich glaube nicht, dass sich die US-Wirtschaft aktuell in einer Rezession befindet.»