Unerkannt im Bienenhotel: Die Schweiz hat einen neuen Bewohner aus Mexiko
Einwandernde Insekten und Pflanzen werden argwöhnisch beäugt. Immer besteht die Angst, dass der Eindringling die einheimische Flora und Fauna konkurrenziere und bedränge. Das scheint beim Stahlblauen Grillenjäger (Isodontia mexicana), auch bekannt als Mexikanische Grabwespe, nicht der Fall zu sein.
Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika östlich der Rocky Mountains und aus dem nördlichen Mexiko. Der deutsche Name der schwarzen, 15 bis 20 Millimeter grossen Wespe bezieht sich auf die grauen, bei Lichteinfall stahlblau schillernden Flügel.
Die Besiedlung Europas erfolgte von Südfrankreich aus, wo die Art erstmals im September 1960 an der Mittelmeerküste nachgewiesen wurde. Heute ist sie in ganz Süd- und Westeuropa verbreitet und gilt lokal gar als die häufigste Grabwespenart.
In der Schweiz konnte die Art erstmals 1989 im Tessin nachgewiesen werden. Die Besiedlung der nördlich der Alpen gelegenen Landesteile dürfte über die Region Genf erfolgt sein, wo der Grillenjäger ab dem Jahr 1991 nachgewiesen werden konnte. Mittlerweile kommt er in allen tieferen Lagen der Schweiz vor.
Ein häufiger Gast in den Bienenhotels
Der Grillenjäger nistet im Gegensatz zu den meisten Vertretern der Grabwespenfamilie nicht in selbst gegrabenen Erdhöhlen, sondern in bestehenden oberirdischen Hohlräumen. So ist die Grabwespe ein häufiger Gast in den Bienenhotels. Daneben sind aber auch Nester im Gestänge von Sonnenstoren und ähnlichen Hohlräumen bekannt.
In Mitteleuropa dauert die Hauptflugzeit von Mitte Juni bis Mitte September. Besonders beliebt scheinen bei der Suche nach Nektar die Kanadischen Goldruten und Pfefferminze zu sein.
Die Wespe jagt nach Langfühlerschrecken wie zum Beispiel der Südlichen Eichenschrecke, die ebenfalls eine Einwanderin ist, allerdings aus Südeuropa. Die Nester der Grabwespe bestehen aus mehreren Zellen, in denen jeweils 3 bis 5 gelähmte Beutetiere liegen. Diese werden fliegend direkt zum Nesteingang transportiert und sofort in die Brutröhre gezerrt.
Die Larven schlüpfen schon nach kurzer Zeit, und ihre Entwicklung verläuft ausserordentlich rasch. Innerhalb von vier bis sechs Tagen sind sie ausgewachsen und verpuppen sich in einem Kokon. Bei uns macht die Stahlblaue Grillwespe jedes Jahr zwei Generationen. Vielleicht auch unerkannt in ihrem Bienenhotel.