Sie sind hier: Home > Interview > «Ziemlich anspruchsvoll!»: Darum moderiert Beni Thurnheer in Basel jetzt ein Klassik-Konzert

«Ziemlich anspruchsvoll!»: Darum moderiert Beni Thurnheer in Basel jetzt ein Klassik-Konzert

Der berühmteste TV-Moderator der Schweiz führt in Basel das Publikum an den tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů heran. Im Gespräch mit der bz erklärt er, weshalb das für ihn fast schon ein Heimspiel wird.

Beide Namen dürften für viele nicht die ersten sein, die ihnen beim Gedanken an die klassische Musik einfallen. Doch da hören die Gemeinsamkeiten zwischen dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů und der TV-Legende Beni Thurnheer auch schon wieder auf. Trotzdem moderiert «Beni National» an den diesjährigen Martinů Festtagen ein Fussballkonzert mit der Musik des vielseitigen Komponisten, der seine letzten Lebensjahre in Pratteln verbrachte.

Wie kommt es, dass Sie dieses Konzert moderieren?

Die Martinů Festtage finden seit 1995 fast jedes Jahr statt. Im Lauf der Zeit wird das Festival wohl jedes Werk von Martinů einmal gespielt haben. Dieses Jahr ist nun «Half-Time» an der Reihe, das vor hundert Jahren komponiert wurde und von Fussball handelt, ja ein richtiges Fussballfeuerwerk ist! Also haben sich die Organisatoren gedacht, dass sie das Konzert um sportliche Attraktionen ergänzen, damit nicht nur Klassikfans kommen. Und zu diesen Attraktionen gehöre jetzt wohl auch ich.

Hatten Sie vorher einen Bezug zu Martinů?

Nein. «Rugby» von Arthur Honegger und «The Yale-Princeton Football» von Charley Ives, die ebenfalls gespielt werden, kannte ich aber. Ich habe auch schon für die Sinfonietta moderiert. Dabei haben sich alle Musiker als Fussballer verkleidet. Wenn es um Fussball und Musik geht, kommen die Leute schnell einmal auf mich. Das freut mich, denn das ist eine interessante Kombination!

Wie haben Sie sich auf die Moderation vorbereitet? War das ähnlich wie als Showmaster bei«Benissimo»?

Ich führe auch hier durch ein Programm und musste mich mit den einzelnen Teilen vertraut machen, wofür es in dem Fall einen Haufen Literatur gibt. Zum Glück muss ich die Stücke nicht erklären, sondern kann sie einfach ansagen. Dazwischen gibt es einige Überraschungen, bei denen ich mehr gefordert werde. Alles verraten möchte ich aber nicht!

Aber vielleicht können Sie uns einen kleinen Hinweis geben?

Es soll um Sport und Musik gehen, um die Gemeinsamkeiten und Gegensätze. Meine beiden Gäste, der Schweizer Rekordtorschütze Alex Frei und die Flötistin Zofia Neugebauer, werden sich duellieren – aber jetzt habe ich fast schon zu viel verraten!(Lacht.)

Da wollen wir nicht nachbohren. Aber wo liegt für Sie die Gemeinsamkeit zwischen Sport und Musik?

Eine grosse Gemeinsamkeit ist das Live-Element. Der Musiker ist auf der Bühne, und wenn es losgeht, muss er parat sein. Beim Sportler ist das genauso. Der weiss: Am Abend ist der Match und dann muss er seine Leistung bringen. Beide müssen auf einen bestimmten Punkt hin liefern können. Der Sportler hat allerdings den Vorteil, dass er das Resultat zur Kenntnis nehmen kann: Entweder hat sein Team gewonnen oder es hat verloren. Einem Musiker oder einer Musikerin ist das weit weniger klar.

Die Martinů Festtage 2024

Seit 1995 erinnert dasBasler Festivalan das umfangreiche Werk des tschechischen Komponisten, der von 1890 bis 1959 lebte. Neben dem Fussballkonzert werden am 17.11. zusätzlich die besten europäischen Fussballkurzfilme im Stadtkino gezeigt. Am 24.11. spielen die Geigerin Alena Baeva und der Pianist Vadym Kholodenko Werke von Martinů, Szymanowski und Strauss im Stadtcasino.

Als Sportreporter mussten Sie vor allem begeistern. Wie ist das an einem Konzert?

Da ist es natürlich genauso! Es ist meine Aufgabe, Leute, die sich aus klassischer Musik nicht so viel machen, dafür zu begeistern. Klar, ein einzelner Anlass reicht dafür nicht aus – aber es ist die Marschrichtung. Deshalb ist es auch ein Familienanlass. Wir wollen möglichst viele Kinder in die Welt der klassischen Musik einführen. Allerdings nicht auf eine pädagogische, sondern auf eine unterhaltsame Weise.

2016 haben Sie gesagt, sie hätten die klassische Musik erst über Ihre Frau entdeckt und seien ein Laie. Sind Sie das bis heute geblieben?

Wenn man in einem Bereich 50 Jahre lang Aussenseiter war, kann man das nicht mehr aufholen. Ich habe nie Violinstunden genommen und bin selten an Klassikkonzerte, das kam erst im Alter. Ich bleibe also Laie. Das merke ich auch in Diskussionen mit anderen: Die können sich voll in die Musik hineingeben – das fehlt mir. Die sagen dann etwa, die Musik würde sie total erfüllen oder die Kompositionen von Mozart seien göttlich. Ich kann das zwar mit dem Intellekt aufnehmen. Aber ins vegetative Nervensystem geht das nicht über.

Das Stück von Martinů heisst «Half-Time». Hören sie dieser Musik den Fussball an?

Das ist generell ein Problem: Ich kann zum Beispiel mit Gemälden, die «Ohne Titel» heissen, sehr wenig anfangen. Wer ein Kunstwerk erschafft, muss meiner Meinung nach etwas Bestimmtes ausdrücken wollen, auch wenn das noch so abstrakt sein kann. Sobald ein Stück «Half-Time» heisst, kann man sich darunter etwas vorstellen – oder den Fussball hören.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie beim Musikhören gerne mitsingen und Ihnen Melodien lange im Kopf bleiben. Geht Ihnen das bei Martinů auch so?

Ich habe mir diese Stücke im Vorfeld mehrfach angehört und muss sagen: Die sind ziemlich anspruchsvoll! Wenn wir möglichst viele Kinder ansprechen wollen, werden diese 20 Minuten wahrscheinlich die kritischsten – zumindest in Anführungszeichen. Wobei das Neue Orchester Basel so gut spielen wird, dass es alle mitreisst. Dazwischen kommen jedoch auch bekannte Fussballhymnen zum Zug. Ich fürchte, dass die meisten bei diesen eher mitsummen werden als bei den Stücken von Martinů oder Honegger.