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Die Asiatische Hornisse ist im Aargau angekommen – das sind schlechte Neuigkeiten für die hiesigen Honigbienen

Mit der Asiatischen Hornisse ist eine neue invasive Art in den Aargau gekommen. Der Kanton sagt, warum diese gefährlich sein kann, und Imker Bernhard Guhl erklärt, warum er sich trotzdem noch nicht sorgt.

Die Zahl ist zunächst nicht verblüffend und trotzdem könnte sie künftig grosse Auswirkungen haben: Vom nationalen Bienengesundheitsdienst wurden im November 2022 drei Insektenfunde im Aargau als Asiatische Hornissen (lateinischer Name: Vespa velutina) bestätigt. Je ein Exemplar wurde in Aarburg, in Möhlin und in Widen entdeckt. Das schreibt der Kanton Aargau in einer Mitteilung.

Es dürfte sich um einzelne Tiere handeln, sagt Lisa Burger von der kantonalen Koordinationsstelle Neobiota auf Anfrage der AZ. Denn nur sogenannte Jungköniginnen überwintern. Sie sind bereits begattet worden, sind also während des Winters schwanger, und können deshalb im Frühling ein neues Volk bilden, erklärt Burger.

Einheimische Honigbienen in Gefahr

Die Asiatische Hornisse jagt im Gegensatz zur Europäischen Hornisse (Vespa crabro) vorwiegend Honigbienen, um ihre Larven zu ernähren. Sie kann den Bestand von Wild- sowie Honigbienen bedrohen. Während gesunde Bienenvölker besser mit Verlusten zurechtkommen, können Asiatische Hornissen bei schwachen Völkern im Extremfall einen Bienenstock vernichten. Für den Menschen ist die invasive Hornisse nicht gefährlicher als die einheimische.

Gab es im Aargau bereits Verluste bei Honigbienen? Lisa Burger sagt: «Davon gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aus.» Bisher wurde an den drei Standorten je eine Asiatische Hornisse bestätigt, die entsprechenden Nester wurden aber nicht gefunden. Warum? Burger sagt: «Die Nester befinden sich meistens hoch oben in den Bäumen. Und weil die Bäume bisher noch viel Laub getragen haben, ist es schwierig, die Nester ausfindig zu machen.»

Der Kanton wird seine Suche im Januar wieder intensivieren, wenn die Bäume frei vom Laub sind. Die Nester werden dann zwar leer sein, doch für die Verantwortlichen liefern sie dennoch wichtige Anhaltspunkte.

Hornissen werden mit Sendern ausgestattet

Die Asiatische Hornisse wurde 2004 erstmals im Südwesten Frankreichs entdeckt. Seitdem hat sie sich in mehreren europäischen Ländern ausgebreitet. In der Schweiz konnte sich der Schädling im Jahr 2020 in den Kantonen Genf und Jura ansiedeln, schreibt der Kanton Aargau in der Mitteilung weiter. Bis ins Jahr 2022 kam es zu mehreren Funden in der Schweiz. Es sei folglich davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren mit einem vermehrten Auftreten der Asiatischen Hornisse im Kanton Aargau gerechnet werden muss.

Kam von Frankreich her in die Schweiz: die Asiatische Hornisse.
Keystone

Um die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse einzudämmen, ist eine möglichst frühe Erkennung einer Ansiedlung wichtig. Die wirksamste Bekämpfungsmethode ist die Vernichtung der Nester. Diese wird durch die Koordinationsstelle Neobiota des Kantons Aargau am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in die Wege geleitet und durch professionelle Schädlingsbekämpfer durchgeführt.

Eine Möglichkeit, die Nester der Asiatischen Hornisse ausfindig zu machen, besteht in der Radio-Telemetrie. Lisa Burger erklärt die Methode: «Bei dieser Methode werden Hornissen eingefangen und anschliessend mit einem Sender ausgestattet. So können wir Nester ausfindig machen.» Der Kanton Baselland habe diese Methode im August bereits erfolgreich eingesetzt.

Imker Bernhard Guhl: Keine existenziellen Ängste für seine Bienen

Bernhard Guhl ist alt Nationalrat und ehemaliger Präsident der BDP Aargau. Zudem war er während seiner Zeit als Nationalrat während mehrerer Jahre oberster Imker des Landes. Der 50-Jährige ist noch heute Imker und hält insgesamt zwölf Völker. Für diese wendet er zwischen 120 und 140 Stunden jährlich auf. Zudem ist er im Vorstand der Bienenzüchter Unteres Aaretal.

Fürchtet Guhl jetzt um die Existenz seiner zwölf Bienenvölker, weil die Asiatische Hornisse im Aargau entdeckt worden ist? Er sagt, jede neue Krankheit oder jeder neue Schädling stelle eine neue Herausforderung dar. Aber: «Ich muss den Bettel nicht gleich hinschmeissen.» Er sagt dies nicht zuletzt deshalb, weil er – wie in der imkerlichen Praxis üblich – die schwachen Völker aussortiert und darum über zwölf starke Völker verfügt. Diese sollten mit der neuen invasiven Art zurechtkommen. Das zeige auch ein Beispiel aus diesem Jahr, das Guhl beobachtet hat. Dabei habe eine einheimische Hornisse versucht, in ein Bienenhaus einzudringen, vier sogenannte Wächterbienen hätten den Eindringling aber abgestochen.

Bernhard Guhl hat seine Bienen auf dem Lindhof. Hier bei einem Termin mit unserer Zeitung im Sommer 2021.
Fabio Baranzini

Da die Asiatische Hornisse im Winter nicht aktiv ist, drohen erst im kommenden Frühling wieder Gefahren. Bernhard Guhl blickt aber gelassen in die Zukunft und sagt, dass der nationale Bienengesundheitsdienst sicherlich Anleitungen und Merkblätter herausgeben werde. Zudem wird er sich auch mit anderen Imkern austauschen und die «Bienen-Zeitung» aufmerksam lesen.