«Auf Menschen geschossen wie auf einem Schiessstand» – Augenzeugen berichten von Flucht bei Musikfestival
Eine Grosszahl der beim Hamas-Angriff getöteten Israeli sind Menschen, die am Wochenende das Nova Musikfestival nahe an der Grenze zum Gazastreifen besucht hatten. Bislang wurden mindestens 260 Besucherinnen und Besucher tot aufgefunden. Auf den sozialen Medien kursieren Videos, die eine Vorstellung davon geben, was sich am Samstag in den frühen Morgenstunden zugetragen hat. Eine Besucherin erzählte gegenüber dem US-Sender CNN die Geschehnisse.
Der Raketenbeschuss habe gegen 6:30 Uhr morgens begonnen, sagte Tal Gibly, eine Besucherin, gegenüber CNN. Dreissig Minuten später rannten sie und Hunderte andere Besucher um ihr Leben, als militante Kämpfer aus dem Gazastreifen auf sie schossen. «Wir konnten uns nicht einmal verstecken, weil wir uns auf einem offenen Platz befanden», sagte sie gegenüber CNN. «Alle gerieten in Panik und begannen, ihre Sachen zu nehmen.»
Als die Teilnehmer in ihren Autos zu flüchten begonnen, hätten sich die Strassen verstopft und niemand konnte sich mehr bewegen, so Gibly. Ab da seien die Schüsse gefallen. Auf Videos, die Gibly aufgenommen hat, ist gemäss CNN ein israelisches Militärfahrzeug zu sehen, das gegen den Verkehrsfluss fährt. Israelische Soldaten sind wenige Kilometer entfernt ebenfalls angegriffen worden. Im Video ist jemand zu hören, der schreit: «Vorwärts! Vorwärts! Fahr vorwärts!»
In diesem Moment, so Gibly, gerieten sie und ihre Freunde in Panik, verliessen das Auto und begannen zu rennen. Sie sei in den Wald gerannt und schliesslich in ein anderes Auto gestiegen, das vorbeifuhr, so die junge Frau. Am Strassenrand habe sie zahlreiche Tote und Verletzte gesehen. Eine Szene sei ihr besonders im Gedächtnis geblieben: ein Konzertbesucher, der ausserhalb eines Lieferwagens erschossen wurde, und ein weiterer Toter auf dem Beifahrersitz des Fahrzeugs.
«Es war so schrecklich und wir wussten nicht, wohin wir fahren sollten, um nicht auf diese bösen … Menschen zu treffen», sagte sie. «Ich habe viele Freunde, die sich stundenlang im Wald verirrt haben und dann erschossen wurden, als wäre es ein Schiessstand.»
Gibly versuche immer noch, mit ihren Freunden, die ebenfalls auf dem Konzert waren, in Kontakt zu kommen. Sie sagt, sie wisse nicht, ob andere überlebt hätten, gefangen genommen worden seien oder Schlimmeres.
In einem Video der internationalen Nachrichtenagentur BNO sind zudem Drohnen-Bilder zu sehen, welche die Szene einen Tag später zeigen. Darauf sind zum Beispiel die verlassenen und teilweise zerstörten Autos der Besuchenden zu sehen.
(lak/watson.ch)