Bärenmutter Amarena erschossen: Nachwuchs wurde nach tagelanger Suche gefunden und ist wohlauf
Eine Bärenmutter und ihre zwei Jungen sorgte vor ein paar Tagen für grosse Aufregung in Italien. Seit Jahren schon spazierte sie immer wieder durch die Dörfer, auch mit ihren jüngsten Sprösslingen. Von den Ausflügen gibt es Videos, die auf YouTube hunderttausendfach angeklickt wurden.
Zur Gefahr für Menschen wurde die Bärin nach Auskunft der Parkverwaltung all die Jahre nie. Vor ein paar Tagen wurde die Bärin jedoch tot aufgefunden. Alle Viere von sich gestreckt, mit blutigen Schusswunden.
Der Schütze stellte sich selbst: ein Mann namens Andrea Leombruni, 56 Jahre alt, Jäger und Trüffelsammler. Seine Waffe besitzt er legal. Bei der Vernehmung gab er an, mit der Schrotflinte auf den Boden gezielt zu haben, ein einziges Mal nur, aus Angst, weil er sich auf seinem Grundstück in dem mittelitalienischen Dorf San Benedetto dei Marsi angeblich bedroht fühlte. Trotzdem leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen nach Paraggraf 544b des Strafgesetzbuchs ein – wegen des Verdachts, das Tier grundlos und grausam getötet zu haben.
Eine Suche mit freudigem Ende: Der Nachwuchs ist fit und munter
Der Nationalpark leitete sofort eine Suche nach den erst vier oder fünf Monate alten Bärenkindern ein. Am Montag hatten sich Experten besorgt gezeigt, denn die kleinen Bären schaffen es allein nur wenige Tage zu überleben, weil sie sich nicht ausreichend Nahrung besorgen können. Bislang wurden sie noch gestillt. Zudem gab es Sorgen, dass sie von Wölfen oder streunenden Hunden getötet werden könnten.
Alles unbegründet: Die erst wenige Monate alten Jungtiere wurden im mittelitalienischen Abruzzen-Park von Forstbeamten gesichtet, wie der Park am Dienstag mitteilte, und sind wohlauf. Nach deren Beobachtung sind die zwei Brüder gemeinsam unterwegs und sie können sich auch eigenständig ernähren. Deshalb sei auf das ursprüngliche Vorhaben, sie einzufangen, verzichtet worden. Der Nationalpark versuchte seit Tagen, mit mehr als einer Hundertschaft an Helfern die Brüder ausfindig zu machen.
Der Tod von Amarena ist ein grosser Verlust, weil sie eine besonders fruchtbare Bärin mit viel Nachwuchs war. Bei den Tieren im Abruzzen-Park handelt es sich um «Marsische Braunbären», eine seltene Unterart, von denen dort noch etwa 60 zuhause sind. Vor einigen Jahren waren es noch hundert. Das die beiden Jungen gefunden wurden, mildert den Verlust ein wenig.
«Gerechtigkeit für Bärenmama Amarena»
Einen weniger freudigen Ausgang dürfte die Sache für Schütze Andrea Leombruni haben. Die Stimmung ist sehr aufgeheizt. Der italienischen Nachrichtenagentur Ansa berichtete Leombruni sogar von Morddrohungen. «Ich habe seit drei Tagen nicht geschlafen und nichts gegessen. Sogar meine 85 Jahre alte Mutter rufen sie an. Die ganze Familie steht am Pranger.» An eine Häuserwand in der Nachbarschaft wurde «Giustizia» («Gerechtigkeit») geschrieben. Eine Demonstration unter dem Titel «Gerechtigkeit für Bärenmama Amarena» verboten die Behörden. Inzwischen steht der Schütze unter Polizeischutz.
In Italien gibt es immer wieder Debatten über den Umgang mit Bären, die Menschen in den Bergen nahekommen. Im April wurde in der Region Trentino ein 26-jähriger Jogger von einer Bärin angegriffen und getötet. Zwischenzeitlich beschlossen die Behörden schon, das Tier töten zu lassen. Möglicherweise wird es nun aber in ein Bärenreservat nach Rumänien umgesiedelt. Die Entscheidung soll dieses Jahr fallen. (dpa)