Jäger wollen keine seltenen Wasservögel mehr schiessen: Versammlung spricht sich für freiwilliges Moratorium aus
Mit einem freiwilligen Jagdmoratorium sollen im Aargau seltene Entenarten besser geschützt werden. Dabei arbeitet Jagd Aargau mit Pro Natura und Birdlife Aargau zusammen. «Es geht um den Schutz von Entenarten, die nur im geringsten Masse bejagt werden», erklärte Jagd-Aargau-Präsident Rainer Klöti an der Herbstversammlung der Aargauer Jägerinnen und Jäger.
«Mit dem Moratorium wird auch die Jagdzeit für Wasservögel etwas eingeschränkt», ergänzte er. Während des Moratoriums sollen die Schnatterente, die stark gefährdete Tafelente und der Haubentaucher nicht bejagt werden. In einer Konsultativabstimmung sprach sich die grosse Mehrheit der rund 300 anwesenden Jägerinnen und Jäger für das freiwillige Moratorium aus.
Diese Enten dürfen während des Moratoriums nicht bejagt werden:
«Wir sind sehr dankbar für das Moratorium», betonte Kathrin Hochuli, Co-Geschäftsführerin von Birdlife Aargau. Anhand der Zahlen der Jagdstatistik zeigte sie aber auch auf, dass diese Arten in den letzten 12 Jahren praktisch nicht bejagt worden sind. Auch Pro-Natura-Geschäftsführer Matthias Betsche bedankte sich. «Gemeinsam können wir viel erreichen», stellte er fest. «Zusammenarbeit ist etwas Wesentliches», sagte Betsche.
«Der Hirsch ist da»
Zum Dauerthema der Herbsttagung scheint das Rotwild zu werden, das offensichtlich auch den Aargau entdeckt hat. «Vor 200 Jahren war der Hirsch im Aargau aus Angst vor Schäden im Wald aufgrund von Weisungen zur rigorosen Bejagung ausgerottet», so Rainer Klöti. Anfang dieses Jahrhunderts wurde er wieder zum Thema. Klöti: «20 Jahre später ist der Hirsch da.»
Claudio Signer von der Forschungsgruppe Wildtiermanagement der ZHAW Wädenswil stellte in seinem Referat «Das Wanderverhalten des Rotwildes» die Forschungsprogramme zum Verhalten des Rothirsches im Mittelland und interessante Erkenntnisse daraus vor. So hat ein Fotomonitoring – das sich über einen Perimeter von 450 Quadratkilometern von der Albiskette bis in den Raum Brugg erstreckte – ergeben, dass in diesem Raum zwischen 106 und 135 Rothirsche leben.
Ein zweites Programm, bei dem insgesamt 23 Rothirsche, sowohl Stiere als auch Kühe, besendert worden waren, zeigte eine grosse Bandbreite an Verhaltensmustern auf. Einzelne der «Könige der Wälder» scheinen sich nicht stark an den Wald gebunden zu fühlen, sondern das offene Land zu schätzen. Bewegungsmuster zeigen auch, dass Hirschkühe eher stationär leben, Hirschstiere dagegen teils recht ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Dabei werden sie allerdings oft durch Hindernisse eingeschränkt. In diesem Zusammenhang wies Claudio Signer auf die Bedeutung der Wildtierbrücken hin.
Sicherheit geht vor
«Ist die Kugel aus dem Lauf, hält sie keine Macht mehr auf»: Diese Erkenntnis und eine Fallstudie aus der Praxis bildeten den Hintergrund des Referates von Florian Wahl, Jagdpächter und Schiessinstruktor der Polizei, zum Thema «Der sichere Kugelschuss».
Anhand von Videos ging er auf die Problematik der Schussabgabe in einem sehr offenen, topfebenen und zudem durch Freizeitnutzung stark frequentierten Gelände ein. Er zeigte aber auch die schwierige Situation der Jagd auf, die sich dem Widerspruch der Forderung der Landwirtschaft nach stärkerer Bejagung, insbesondere des Schwarzwildes, und jener nach Verzicht auf eine Schussabgabe aus Sicherheitsgründen gegenübersieht.
Thomas Stucki, der Leiter der Sektion Jagd und Fischerei des Kantons, orientierte über die neue Arbeitsteilung im Jagdteam der Sektion. Insbesondere werden der Jägerschaft jetzt mit Christian Tessini, Thomas Amsler, Reto Fischer und Simone Flury Ansprechpartner mit lokaler Zuständigkeit für rechtliche und wildbiologische Fragen zur Verfügung stehen.