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Entdeckungsreise mit Überraschungen: Das war der Neujahrsanlass der Stadt Aarau

Der Neujahrsanlass der Stadt Aarau führte von der Kavallerie über witzige Zeichnungen bis zu koreanischen Schriftzeichen.

«Auf die Pferde, fertig, Tor!» Nicht Fussball, nicht Polo: Das Motto des diesjährigen Neujahrsanlasses der Stadt Aarau schliesst mit seinen Anspielungen nahtlos an jene der letzten Jahre an: «Ännet de Aare», «Aarau voll Rohr», «G & G – Gönhard & Goldern». Am Neujahrsnachmittag gings um Begegnungen in den Quartieren Rössligut, Torfeld Nord und Torfeld Süd/Aeschbach. Und da war zwischen 15 und 18 Uhr an elf Orten Überraschendes zu entdecken, mit Vereinen, Institutionen, Gewerbetreibenden und Nachbarn als Gastgebern.

Keine Pferde sind zu satteln im Rössligut, aber im Torfeld Nord, im Zeughaus, sind die Vierbeiner indirekt präsent: mit ihren Geschirren, Sätteln, Zaumzeug, Decken, Taschen. Da hat die Schweizer Kavallerie Schwadron 1972 ihr Hauptquartier. In der Beiz hängen viele historische Bilder aus der Zeit, als es die Kavallerie noch gab, aber auch von erfolgreichen Pferdesportlern. «Der Reitsport ist aus der Kavallerie herausgewachsen», sagt Beat Huber aus Wilihof LU, Präsident der Schwadron.

Kavallerie abgeschafft – berittene Soldaten arbeiten in unwegsamem Gebiet

1972 wurde die Kavallerie abgeschafft. In der Schwadron machen aktuell rund 100 Männer mit. Jeweils montags leistet eine Handvoll von ihnen Fronarbeit, denn die Ausrüstung will gepflegt sein, soll glänzen, wenn die Schwadron an zehn bis zwölf bedeutenden öffentlichen zivilen und militärischen Anlässen – «nicht jede Hundsverlochete», sagt Huber – auftritt. Nicht zuletzt, um das Image der Armee zu pflegen. Diese militärische, ausserdienstliche Gesellschaft steht nämlich unter dem Ehrenpatronat des Chefs der Armee. Fernziel Revival der Kavallerie? Immerhin würden seit etwa zehn Jahren wieder berittene Trainrekruten ausgebildet, weiss Beat Huber, als «Aufklärer in unwegsamem Gebiet, in Zusammenarbeit mit Polizei und Grenzwache.»

Militärkleider sind begehrt und günstig zu haben.
Bild: Peter Weingartner

Das schöne, aber kühle Neujahrswetter fördert im Shop des Zeughauses den Verkauf von Pullovern und Handschuhen zu konkurrenzlosen Preisen. «Ich kann den Pulli gut beim Holzhacken gebrauchen», sagt Peter Jann aus Aarau, und probiert die Grösse 52.

Erinnerungen auffrischen und über gezeichnete Wortspiele schmunzeln

In der Villa Haus Magnolia an der Laurenzenvorstadt leben 11 Personen von der Stiftung Schloss Biberstein für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das Haus gehört seit 1924 dem Gemeinnützigen Frauenverein Aarau. Und der hat auch gebacken und stellt Tranksame zur Verfügung. Besonders interessiert am Innenleben ist Dora Gautschi, 90. Sie hatte von 1950 bis 1954 hier ein Zimmer: «Es war eine gute Zeit.» Auch wenn es keine Duschen gab und das Badezimmer anders aussah. Sie absolvierte das Lehrerinnenseminar und ist nicht die Einzige, die als ehemalige Bewohnerin einen Blick in dieses Haus werfen will.

Ursula Brechbühler serviert einen Apéro im Garten bei Rick’s Cartoon-Kabinett.
Bild: Peter Weingartner

Abwechslung ist Trumpf an diesem Neujahrstag östlich des Bahnhofs. Viel zu schmunzeln gibt’s bei Roland Rickenbacher. Dem Cartoonisten sitzt der Schalk im Nacken. Wortspiele setzt er gekonnt in Zeichnungen um: Die eiligen Dreikönige, Manta Claus, Saint Ni-goal- a. Passt zu den Torfeldern. «Wir hatten so viel Zeit damals», sagt Rick in seinem Cartoon-Kabinett zu einem Büchlein mit 100 Corona-Cartoons. El CoNDOrona pasa, CORONtrAbass.

Im Aeschbachquartier zeigen Bewohnende ihre verschiedenen Schriften

Was ein sprachlich divers bevölkerter Stadtteil zustande bringen kann, zeigt der Quartierverein Aeschbach, indem er seine Ressourcen anzapft. So kann man sich in die kyrillische Schrift des Russischen einführen lassen. Komplizierter wird es im Eritreischen mit seinen 217 Zeichen. Ein Bewohner mit chinesischen Wurzeln malt mit schwarzer Tusche nach Wunsch die Vornamen Interessierter in seiner Schrift. Da kommen Pinsel zum Einsatz.

Daneben macht Junmo Cheon dasselbe mit den koreanischen Zeichen. Die Familie Dessarzin aus Aarau schaut fasziniert zu, wenn Cheon ihre Vornamen quasi zeichnet. Es entspinnen sich Diskussionen, und das kann schnell zu sprachphilosophischen Exkursen führen, wenn es um die Strukturen der verschiedenen Sprachen geht, die Grammatik, den Satzbau: Fälle? Wortarten? Zeiten? Wohl leichter verdaulich sind die Leckereien aus den Herkunftsländern der «Kursleiter».

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