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Jede vierte Person ist von Bluthochdruck betroffen – viele wissen aber nichts davon

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Heute, am 17. Mai, ist der Welt-Hypertonie-Tag. Was ist Bluthochdruck genau? Wie entsteht er und welche Gefahren birgt er? Roxana Wimmer, Oberärztin für Allgemeine Innere und Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau, erklärt die häufig unerkannte Erkrankung mit schweren Folgen.

«Das A und O ist die Prävention.» Roxana Wimmer, Oberärztin Allgemeine Innere und Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau, fällt gleich mit der Tür ins Haus. Prävention? Klingt einfach. Wer keinen Bluthochdruck bekommt, muss ihn auch nicht wieder loswerden.

Doch so einfach ist das nicht. Weltweit leiden über eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck. In der Schweiz ist etwa jede vierte Person betroffen – ein Grossteil weiss allerdings gar nichts davon. «Dabei erhöht Hypertonie nachweislich das Risiko für Herzinfarkte, Herzversagen, Schlaganfälle und Nierenschäden», warnt Roxana Wimmer. Die Statistik beunruhigt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit knapp 30 Prozent die häufigste Todesursache in der Schweiz.

Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel

Vereinfacht ausgedrückt beschreibt der Bluthochdruck den erhöhten Druck des Blutes auf die Arterien. Dieser wird dann zur Gefahr, wenn er permanent besteht. Auch nachts beispielsweise. Da Symptome – Kopfschmerzen, Nasenbluten, Sehstörungen – nur selten auftreten, bleibt die Erkrankung oft unentdeckt.

Deshalb ist es wichtig, den Blutdruck regelmässig zu überprüfen. Das geschieht mit Hilfe eines Blutdruckgeräts, dessen Manschette um den Oberarm gelegt und dann aufgepumpt wird. Beim Hausarzt, in der Apotheke oder auch ganz unkompliziert zu Hause. «Wichtig ist, dass die Patientinnen und Patienten beim Messen entspannt sind. Der Arm sollte auf der Höhe des Herzens auf dem Tisch liegen», erklärt Roxana Wimmer. Relevant sind zwei Werte: der sogenannte systolische Wert, der den Druck während der Kontraktion des Herzmuskels misst, und der diastolische Wert, der den Druck in dem Moment misst, in dem sich das Herz wieder entspannt. Ab einem Wert von 130 zu 80 mmHg spricht man von Hypertonie oder Bluthochdruck. Ein einzelner Wert ist allerdings wenig aussagekräftig. «Aufregung, Anstrengung oder Stress treibt den Blutdruck in die Höhe.» Ideal ist eine Messung über 24 Stunden.

Nur in rund zehn Prozent aller Fälle liegt dem Bluthochdruck ein medizinisch klarer Auslöser zugrunde. Spezialistinnen und Spezialisten der Kardiologie, Nephrologie und Endokrinologie arbeiten bei der Abklärung Hand in Hand. Bei Patientinnen und Patienten mit undefinierbarer Ursache versucht man, neben der medikamentösen Behandlung die Lebensweise zu optimieren, denn es gibt eindeutige Risikofaktoren für Bluthochdruck: Übergewicht, eine zu salzreiche Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Stress.

Oft fehlt die Motivation zur Veränderung

Sowohl Prävention als auch Therapie spielen eine Rolle in der Minderung dieser Risikofaktoren. Neben der Einschränkung des Nikotin- und Alkoholkonsums empfiehlt Roxana Wimmer vor allem regelmässige Bewegung und die Umstellung auf eine mediterrane Ernährung. Gegen Stress als Ursache kann autogenes Training helfen. «Das hört sich alles so einfach an, aber gerade bei fehlenden Symptomen mangelt es oft an der Motivation zu einer Veränderung des Lebensstils.»

Doch es gibt auch positive Beispiele. «Ich hatte kürzlich einen 60-jährigen Patienten mit dem klassischen Risikoprofil: Übergewicht, Raucher, wenig Bewegung», erzählt Roxana Wimmer. «Er hat erfolgreich abgenommen und wieder begonnen, Sport zu treiben. Und siehe da: Wir konnten die Medikamentendosis halbieren.» Diagnostiziert man den Bluthochdruck frühzeitig und optimiert man umgehend seinen Lebensstil, besteht sogar die Möglichkeit, dass die Medikamente ganz abgesetzt werden können. «Sogar ein Couchpotato kann seinen Blutdruck wieder in den Griff bekommen. Es braucht allerdings viel Disziplin – und Geduld», so Roxana Wimmer.

Alice Graf

«Es ist sinnvoll, den Blutdruck immer zur gleichen Tageszeit zu messen»

Roxana Wimmer ist Oberärztin Allgemeine Innere und Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau. 
Bild: zvg

Frau Wimmer, Prävention sei das A und O, um Bluthochdruck zu vermeiden. Gibt es Bewegungsformen, die dazu besonders geeignet sind – punkto Intensität, Dauer und Häufigkeit beispielsweise? Und hilft auch Krafttraining?

Roxana Wimmer: Trotz und auch weil Bluthochdruck ein häufiges Leiden ist, gibt es Leitlinien verschiedener Fachgesellschaften, die unterschiedliche Empfehlungen abgeben. Eine unter ihnen ist die American Heart Association. Sie empfiehlt 150 bis 300 Minuten moderates Ausdauertraining – zum Beispiel täglich 30 Minuten Walken – oder 75 bis 150 Minuten intensives Training – zum Beispiel Joggen – pro Woche. Was Krafttraining angeht, sind 90 bis 150 Minuten pro Woche empfehlenswert; das entspricht 6 Übungen mit 3 Sets à 10 Wiederholungen. Die durchschnittliche blutdrucksenkende Wirkung durch Ausdauersport ist mit einer Reduktion ist von rund 4 mmHg des systolischen Werts angegeben, beim Krafttraining sind es 2 mmHg. Das klingt nach wenig Effekt. Die Wirkung ist aber auch abhängig vom Ausgangsblutdruckwert. Liegt dieser höher, sind auch höhere Effekte zu erwarten. Als Beispiel: Liegt der systolische Blutdruck bei 140mmHg, kann mit einem regelmässigen Training eine Blutdrucksenkung von rund 9 mmHg erreicht werden.

Warum treibt eigentlich viel Salz den Blutdruck in die Höhe?

Häufig wird angegeben, dass Salz im Körper Wasser bindet und damit das Blutvolumen ansteige, es aber auch selbst einen verengenden Effekt auf die Blutgefässe hat. Nicht bei jeder Person sorgt ein erhöhter Salzkonsum automatisch zu einem erhöhten Blutdruck. Unter anderem spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, ob man empfindlich auf hohe Salzmengen reagiert oder resistent ist.

Regelmässige Messung des Blutdrucks sei wichtig, heisst es. Wann soll man messen – am Abend, am Morgen, mehrmals am Tag? Und reicht ein günstiges Gerät vom Discounter?

Es gibt keine einheitliche Empfehlung für die genaue Tageszeit oder die Häufigkeit der Messung. Blutdruckwerte schwanken über den Tageslauf, so ist es sinnvoll, diesen immer zur gleichen Tageszeit zu messen, um die Werte miteinander vergleichen zu können. Idealerweise findet das morgens vor dem Kaffee und der Medikamenteneinnahme statt. Beginnen Sie bestenfalls eine Woche bevor Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen und notieren Sie die Werte, damit die Therapie überprüft werden kann. Beim Kauf eines Blutdruckmessgerätes ist darauf zu achten, dass es sich um eine zuverlässige Marke handelt. Bei Unsicherheiten würde ich das Gerät der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zeigen. (zt)