Nach Musk-Abgang: Werbe-Expertin wird Twitter-Chefin
Die neue Geschäftsführerin des Kurznachrichtendienstes leitete zuletzt das Anzeigengeschäft beim Medienriesen NBC Universal. Die jahrzehntelange Erfahrung von Yaccarino könnte Twitter helfen, Ruhe in das Verhältnis zu wichtigen Werbekunden zu bringen, die Musk mit seinem erratischen Führungsstil verschreckte. Er selbst will sich künftig als Technikchef um Produkte und Software kümmern. Offen ist, wie viel Handlungsfreiheit die neue Managerin neben Musk haben wird.
Musk hatte am Vortag angekündigt, dass er bald den Chefjob abgeben wolle. Eine Nachfolgerin sei gefunden und werde in rund sechs Wochen übernehmen, schrieb er in einem Tweet. Einen Namen nannte er dabei nicht. Schnell kamen Medienberichte auf, dass es Yaccarino sei, die mit Twitter verhandele. NBC Universal gab am Freitag bekannt, dass sie das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlasse.
Sympathie für Musks Ansichten
Yaccarino verantwortete bei NBC Universal das globale Anzeigengeschäft. Zum Konzern gehören unter anderem die US-Senderkette NBC und der Streamingdienst Peacock. Zuvor arbeitete sie lange im TV-Geschäft von Warner. NBC Universal ging jüngst einen Deal mit Twitter rund um Material von den Olympischen Spielen in Paris 2024 ein. «Variety» schrieb unter Berufung auf Yaccarinos Umfeld, sie habe schon länger ihre Bewunderung für Musk zum Ausdruck gebracht. Mitte April interviewte sie ihn auf der Bühne einer Branchenkonferenz und zeigte dabei Sympathie für seine Ansichten und erklärten Ziele.
Musk hatte Twitter im Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft, alle Top-Manager gefeuert und selbst die Führung übernommen. Danach brachen die Werbeeinnahmen ein – die zentrale Geldquelle von Twitter. Viele Anzeigenkunden befürchteten ein negatives Umfeld für ihre Produkte bei dem Dienst. Im Dezember liess Musk nach Kontroversen um seinen Führungsstil Twitter-Nutzer darüber abstimmen, ob er den Chefposten räumen soll – und gut 57 Prozent der 17,5 Millionen Teilnehmer sprachen sich dafür aus.
Danach passierte zunächst nichts, obwohl Musk versichert hatte, dass er sich an den Ausgang der Abstimmung halten werde. So sagte er, er müsse erst jemanden finden, der «irre» genug sei, das Jobangebot anzunehmen. (dpa)