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Tele M1 wird 30: Wie alles begann und warum der heutige Chefredaktor lieber Videojournalist als Banker wurde

Der erfolgreichste Regionalsender der Schweiz feiert am Montag sein 30-jähriges Bestehen. Wir blicken mit Chefredaktor Stephan Gassner auf die Anfänge zurück und in die Zukunft. Tele M1 plant dieses Jahr einen Programmausbau mit neuen Formaten – und setzt weiterhin auf das Engagement seiner VJs, die täglich im Einsatz sind.

Es war der Dreikönigstag 1995, als Tele M1 zum ersten Mal auf Sendung ging. Die regionale TV-Station berichtete im «Magazin» über einen umstrittenen Massage-Salon in Döttingen. Vier Jahre später stiess Stephan Gassner zu Tele M1, seit 2007 ist er Chefredaktor des Senders. Damit ist der heute 53-Jährige der dienstälteste Verantwortliche in seiner Funktion bei allen Schweizer Fernsehstationen. Angefangen hat Gassner als Quereinsteiger, wie er sich im Gespräch erinnert.

«Ich war damals 28, hatte eine längere Reise hinter mir und hätte als Geschäftsführer im Sportgrosshandel oder bei der UBS arbeiten können», sagt er. Doch er sah ein Inserat in der AZ, dass bei Tele M1 noch Videojournalisten gesucht werden, und entschied sich dafür. «Mir war klar, dass ich bei den zwei anderen Stellen mehr verdient hätte, aber die Aufgabe als VJ reizte mich sehr», sagt Gassner heute rückblickend.

Ausrücken schon am ersten Tag als Videojournalist

Der Zufall wollte es, dass Gassner im Frühling 1999 seine Stelle antrat und schon am ersten Tag ausrücken musste. «Ich wurde nach Rheinfelden geschickt, weil Hochwasser herrschte, dort standen unter anderem ein Sportgeschäft und ein Restaurant unter Wasser», erinnert er sich. Der unerfahrene VJ filmte, brachte das Material zurück in die Redaktion, textete und vertonte dieses und am Abend lief sein erster Beitrag im Fernsehen.

«Damals war sehr viel Learning by Doing, aber mich faszinierte die Arbeit, und ich kam rasch voran», sagt Gassner. Er war als News-Journalist im Einsatz und produzierte aktuelle Beiträge, übernahm Dienste als Tageschef und war als Reporter im Ausland. «Wir hatten damals ein Dok-Film-Sendegefäss, für das ich einen Aargauer Radrennfahrer beim Race Across America begleitete oder mit einem Hilfswerk in Armenien war», nennt er zwei Beispiele.

Schicksalsgeschichte beschäftigte Gassner stark

Gassner war auch im Grossen Rat und berichtete über die kantonale Politik, «das habe ich sehr gern gemacht». Am stärksten in Erinnerung geblieben ist ihm ein Beitrag über das Schicksal des Wohler Politikers Thomas Unteregger, der an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS litt. «Ich konnte ihn begleiten bis zum Tod, er ging sehr offen mit seinem Schicksal um, das war sehr eindrücklich und hat mich berührt.»

Die Funktion als Chefredaktor habe er gar nicht gesucht, sagt Stephan Gassner heute. «Ich war immer gern VJ, habe Beiträge gemacht, zusammen mit einem Team, das damals wie heute sehr viel Einsatz zeigt und stets zusammenhält.» Aufgrund einiger Personalwechsel ergab sich für ihn aber der Sprung, und heute sagt der 53-Jährige: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange Chefredaktor bleibe, aber es macht nach wie vor sehr viel Spass.»

164’000 Zuschauende pro Tag für Tele M1

Seit dreissig Jahren produziert Tele M1 ein tagesaktuelles, informatives und unterhaltendes Regionalfernsehprogramm für das Mittelland. Aushängeschild der TV-Station, die wie dieses Onlineportal zu CH Media gehört, ist die tägliche News-Sendung «Aktuell». Diese wurde im vergangenen Jahr von knapp 78’000 Zuschauerinnen und Zuschauern von Anfang bis Ende verfolgt.

Stephan Gassner im Newsstudio von Tele M1, von hier aus wird jeden Tag um 18 Uhr die Sendung «Aktuell» ausgestrahlt.
Bild: Sandra Ardizzone

Insgesamt erreichte Tele M1 im Jahr 2024 täglich 164’000 Zuschauende, die Nettoreichweite in der Hauptsendezeit um 18 Uhr konnte innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt werden. Mit diesen Zuschauerzahlen im Newsrating ist Tele M1 laut eigenen Angaben der mit Abstand erfolgreichste konzessionierte Regionalsender der Schweiz. «Entscheidend ist die Leistung unserer VJs, wir holen sehr viel heraus, alle ziehen an einem Strang», betont Gassner.

Programm wird dieses Jahr ausgebaut

Seit 2008 hat Tele M1 einen Leistungsauftrag vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Dieser wurde vor einem Jahr erneuert, damit kann der Sender für die nächsten zehn Jahre planen. «Der Erhalt der Konzession ist Freude, Ehre und Verpflichtung zugleich. Wir sind gleichermassen entschlossen und hocherfreut, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern weiterhin relevante, informative und unterhaltsame Inhalte bieten zu können», sagt Gassner.

Mit dem Start der Neukonzessionierung plant Tele M1 einen markanten Sendungsausbau. «Wir starten noch im Januar mit dem auf 22 Minuten ausgebauten FCA-Talk. Danach lancieren wir den neuen Polit-Wochentalk ‹de Sänf dezue›, der von Jürgen Sahli und Simone Steiner moderiert wird.» Ausserdem plant Tele M1 den Ausbau der Wirtschaftsberichterstattung mit der neuen Wochenserie «Wirtschaft Mittelland». Dazu kommen laut Gassner noch diverse Kultur- und Unterhaltungsformate.

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