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Aargauer Jugendparlament vor dem Aus? Präsident Cedric Meyer will sein Amt abgeben

Vom Aargauer Jugendparlament ist seit Jahren nichts zu hören. Wiederbelebungsversuche scheiterten. Der jetzige Präsident will noch einen Versuch starten. Gelingt der nicht, müsse eine Auflösung des Vereins in Betracht gezogen werden.

Am 24. November entscheidet die Aargauer Stimmbevölkerung, ob in Zukunft auch 16-Jährige wählen und abstimmen dürfen. Bei einem Ja wäre der Aargau, nach dem Kanton Glarus, der zweite Kanton in der Schweiz mit Stimmrechtsalter 16.

Eine Möglichkeit, sich vor dem 18. Geburtstag politisch zu engagieren, ist – oder besser: wäre – das Jugendparlament. Den Verein gibt es im Aargau seit zehn Jahren. Er wird von einem Beirat, bestehend aus Grossratsmitgliedern, begleitet. Doch vom Jugendparlament ist seit Jahren nichts zu hören. Die Website ist offline und auch in den sozialen Medien passiert nichts.

Das letzte Mal für Schlagzeilen sorgte das Jugendparlament im April 2022, als es bekannt gab, die Initiative für das Stimmrechtsalter 16 zu unterstützen. Die Junge SVP Aargau war empört über die politische Positionierung. Das Jugendparlament sei zur Wahrung der politischen Neutralität verpflichtet.

Ohne GV ist ein Neustart mit neuen Köpfen schwierig

Peter Weihrauch von den Jungen Grünen Aargau sagte diese Woche im «Talk täglich», der Präsident des Jugendparlaments ignoriere seine Anrufe und Nachrichten. Auf Nachfrage der AZ sagt Weihrauch, die letzte Generalversammlung habe vor zwei Jahren stattgefunden. Seither sei nichts passiert, obwohl er – ausser im letzten halben Jahr – regelmässig bei Cedric Meyer nachgefragt habe.

«Ich finde es himmeltraurig, dass das Jugendparlament im Aargau – dem viertgrössten Kanton in der Schweiz – nicht funktioniert», sagt Weihrauch. Solange der Vorstand aber keine GV einberufe, sei es schwierig, das Jugendparlament mit neuen Köpfen wiederzubeleben.

Eine «gewisse Passivität des Jugendparlaments Aargau» stellte auch der Regierungsrat fest, wie aus der Antwort auf eine Interpellation vom Januar 2023 hervorgeht. Der Verein hatte 2021 zuletzt ein Finanzierungsgesuch gestellt. Doch von den geplanten Anlässen wurde nur einer durchgeführt und eine Abrechnung wurde nicht eingereicht.

Ein kleiner Durchbruch gelang 2023: Im November fand unter der Leitung des Departements Bildung, Kultur und Sport ein runder Tisch statt, an dem zwei Vertreter des Jugendparlaments und mehrere Mitglieder des Beirats teilnahmen.

Runder Tisch im November 2023 hat nicht gefruchtet

Es sei damals vereinbart worden, dass das Departement im August 2024 den Beirat und den Vorstand des Jugendparlaments kontaktiere, um den Fortschritt des festgelegten Vorgehens zu besprechen, schreibt Sprecher Michael Lehner. Aber wie schon in den Vorjahren blieb die Kontaktaufnahme «trotz mehrerer Versuche unbeantwortet».

Mehr Glück hatte die AZ. Sie erreichte Cedric Meyer am Freitagnachmittag telefonisch. Meyer präsidiert das Jugendparlament seit 2021. Damals war er – wie sein Vorgänger, Samuel Hasler – noch Mitglied der Parteileitung der Jungen SVP Aargau. Es sei nicht einfach, sagt Meyer. «In den letzten Jahren gab es im Vorstand mehrere Wechsel, es mussten immer wieder neue Leute eingearbeitet werden, die oft kurz darauf wieder austraten.»

Sich über längere Zeit zu verpflichten, sei in diesem Alter nicht einfach, weil sich im Leben viel verändere. «Aber damit das Jugendparlament funktioniert und Veranstaltungen organisieren kann, braucht es Leute, die bereit sind, sich im Vorstand zu engagieren oder Schulen zu besuchen.» In den letzten Jahren sei vieles an ihm hängen geblieben, sagt Meyer.

Präsident will Jungparteien an einen Tisch bringen

Ist der serbelnde Verein überhaupt noch zu retten? Es sei sicher nicht einfach, sagt Meyer. Aber er will zumindest noch einen Versuch starten. Er will alle Aargauer Jungparteien anschreiben und versuchen, sie an einen Tisch zu bringen, um über die Zukunft des Vereins zu diskutieren. Im Anschluss würde er eine Generalversammlung einberufen.

Klappe es nicht, die Jungparteien an einen Tisch zu bringen, müsse man wohl über die Auflösung des Vereins und eine komplette Neugründung nachdenken. «Vielleicht könnte der Verein auch offiziell pausiert werden, bis neue Köpfe übernehmen wollen», sagt Meyer. «Das war er in den 2010er-Jahren schon einmal.»

Er selbst stellt klar, dass er nicht an seinem Präsidium hänge und sein Amt eigentlich gerne einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger übergeben würde. Aber die Suche gestalte sich schwierig. «Heute ist politisches Engagement leider vor allem auf Eigennutz ausgerichtet. Ein Engagement im Jugendparlament bringt der eigenen politischen Karriere wenig.»

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