Missbrauch von Covid-Geldern im Tessin: Chef von Reiseanbieter soll in U-Haft
28,5 Millionen Franken: So viel haben die drei Firmen BravoNext, BravoMeta und LMNext CH zwischen März 2020 und Februar 2022 an Kurzarbeitsentschädigung erhalten, um ihre 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Pandemie zu bringen. Ist dabei alles mit rechten Dingen zu und her gegangen? Daran bestehen Zweifel. Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat Untersuchungen gegen die drei Firmen eingeleitet und sieben Italiener verhaftet.
Jetzt wird bekannt: Fünf Personen sollen in Untersuchungshaft. Dies habe die Staatsanwaltschaft beantragt, schreibt der in Amsterdam ansässige Mutterkonzern LM Group (lastminute.com N.V.) in einer Mitteilung von Freitag. Pikant: Darunter sind auch CEO Fabio Cannavale und COO Andrea Bertoli. Auch haben die Tessiner Behörden Gelder auf Firmenkonten in einer Höhe über sieben Millionen Franken gesperrt.
Das Unternehmen habe bereits Massnahmen ergriffen, «um eine angemessene Kontinuität im Tagesgeschäft der betroffenen Tochtergesellschaften zu gewährleisten» und unterstütze das Amt weiterhin bei seinen Untersuchungen, versichert die LM Group.
Verdacht auf Betrug
Noch am Mittwoch hatte sich der Konzern gelassen gezeigt: «Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass in den untersuchten Angelegenheiten kein Fehlverhalten vorliegt, und wird die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen unterstützen.» Allerdings war da bereits bekannt, dass auch die Konzernspitze Gegenstand der Ermittlungen ist.
Die Tessiner Behörden gehen dem Verdacht auf Betrug, unrechtmässige Inanspruchnahme von Sozialversicherungsleistungen und Verletzung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes nach. Geklärt werden soll, ob die Gelder unrechtmässig bezogen wurden. Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag die Geschäftsräume der drei Tochterfirmen durchsucht.
Die Lastminute.com-Gruppe besitzt mehrere Reisemarken, darunter lastminute.com, Volagratis, Rumbo, Bravofly, Jetcost, Crocierissime.it, weg.de und Hotelscan. Der Konzern betreibt Webseiten und Apps in 17 Sprachen und 40 Ländern und hat monatlich 60 Millionen Nutzer. Die Aktie wird an der Börse SIX gehandelt.