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Eine Grossgrabung soll römische Überreste retten: Was verbirgt sich im Gebiet «Schürmatt» unter der Erde?

Im Kaiseraugster Gebiet «Schürmatt» sollen dereinst mehrere Wohnbauten entstehen. Zuvor aber führt die Kantonsarchäologie in den kommenden Monaten eine Rettungsgrabung durch. Damit sollen archäologische Überreste im Bauperimeter dokumentiert werden. Und solche erwarten die Fachleute einige.

Einmal mehr sorgt Kaiseraugst bei den Fachleuten der Kantonsarchäologie für Spannung. Genauer: das Gebiet «Schürmatt». Dort sind Anfang Mai die Bagger aufgefahren. Auf einer rund 2000 Quadratmeter grossen Fläche werden Archäologinnen und Archäologen hier in den kommenden Monaten eine Grossgrabung durchführen.

Hintergrund ist ein Bauprojekt, das ab Sommer 2025 im Gebiet realisiert werden soll. Geplant sind drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und Keller. Dadurch werden «die archäologischen Strukturen grossflächig zerstört», heisst es in einer Mitteilung der Aargauer Kantonsarchäologie. Deshalb wird sie gemäss gesetzlichem Auftrag mit einer Rettungsgrabung die Befunde wissenschaftlich untersuchen, dokumentieren und die Funde sichern.

Die Ausgrabung dauert bis Ende März 2025, mit einer dreiwöchigen Unterbrechung im Winter. Im Anschluss an die Ausgrabung erfolgt die wissenschaftliche Nachbereitung bis Juni 2025. Während der Ausgrabungen würden die Resultate mit Führungen und Online-Berichterstattung zeitnah der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, kündigt die Kantonsarchäologie an.

Die Grabung bietet einen einmaligen Bodeneinblick

Die Erwartungen der Fachleute sind gross. Der Bauperimeter liegt ausserhalb des alten Dorfkerns von Kaiseraugst und tangiert die Unterstadt der römischen Koloniestadt Augusta Raurica und nachmalige Vorstadt des spätantiken Kastells. Die Kantonsarchäologie erhofft sich von der Grabung «grossflächige Einblicke in einen Bereich, in dem bisher erst wenige Rettungsgrabungen stattfanden», wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Da die betroffenen Parzellen seit der Antike unbebaut und lediglich landwirtschaftlich genutzt worden sind, sei davon auszugehen, dass die archäologischen Hinterlassenschaften hier weitestgehend ungestört sind. Auf den Nachbarparzellen fanden in den Jahren 2002 und 2003 Ausgrabungen statt, bei denen zahlreiche Baubefunde der römischen Nordwestunterstadt dokumentiert wurden – darunter zwei sehr gut erhaltene römische Steinkeller.

Bei Sondierungen im Jahr 2023 kam eine römische Mauer zum Vorschein.
Bild: Kantonsarchäologie Kanton Aargau

Auch bei der archäologischen Begleitung von Werkleitungsarbeiten im Jahr 2018 konnte im Strassenbereich die römische sogenannte Ärztestrasse mit der anstossenden mittelkaiserzeitlichen Bebauung dokumentiert werden. In der Folge untersuchten Fachleute schon 2019 zwei der drei Bauparzellen mit geophysikalischen Methoden.

Voruntersuchung lässt auf spektakuläre Funde hoffen

2021 und 2023 folgten Sondierungen. «Sie zeigten, dass zwar bereits in der Antike Bodenabträge die archäologischen Schichten beeinträchtigten, jedoch die Befunderhaltung im Allgemeinen sehr gut ist und sich insbesondere eingetiefte Befunde wie Keller und Gruben sehr gut erhalten haben», schreibt die Kantonsarchäologie. So sei im ganzen Bauperimeter mit archäologischen Schichten von einem Meter Mächtigkeit zu rechnen.

Die Rettungsgrabung dauert voraussichtlich bis März 2025.
Bild: Kantonsarchäologie Kanton Aargau

«Aus wissenschaftlicher Sicht erweitert diese Grabung auf den letzten noch unbebauten Flächen des antiken Kaiseraugst die Kenntnisse zur Entstehung und Entwicklung der Unterstadt von Augusta Raurica und der Vorstadt des Castrum Rauracense in markanter Art und Weise», heisst es. Damit bleibe Kaiseraugst national und auch international «eine der am besten erforschten und damit wichtigsten Plätze der römischen Archäologie.»

Die Fachleute erwarten bei der Rettungsgrabung Funde aus römischen Epochen, aber auch aus der Bronzezeit.
Bild: Kantonsarchäologie Kanton Aargau

Auch Strukturen aus anderer Zeitstellungen wie etwa bronzezeitliche oder frühmittelalterliche Befunde schliessen die Fachleute nicht aus. Das zeigten die Grabungen auf den Nachbarparzellen. Damals wurden eher überraschend auch Gruben aus der Bronzezeit nachgewiesen, die eine Besiedlung bereits in dieser Zeit belegen.