Steuerparadies Kaiseraugst: Gemeinderat beantragt dritte Senkung innert sechs Jahren
Die Kaiseraugsterinnen und Kaiseraugster dürfen sich einmal mehr freuen: Der Gemeinderat beantragt an der Gemeindeversammlung vom Mittwoch, 22. November, ein Budget basierend auf einem Steuerfuss von 60 Prozent. Wieder fünf Prozentpunkte tiefer als im laufenden Jahr.
Es ist die dritte Steuerfusssenkung innerhalb von nur sechs Jahren. Damit festigt Kaiseraugst seine Position als Steuerparadies im Kanton: Voraussichtlich haben im kommenden Jahr nur Oberwil-Lieli und Geltwil einen noch tieferen Steuerfuss – voraussichtlich, weil die Budgets ja erst nach und nach kommuniziert werden.
Gleichzeitig rechnet der Kaiseraugster Gemeinderat im kommenden Jahr mit einem Ertragsüberschuss von rund 1,4 Millionen Franken. Das Eigenkapital wird Ende 2024 voraussichtlich fast 47 Millionen Franken betragen.
Gemeindepräsidentin warnt vor «Klumpenrisiko»
Trotzdem: Gemeindepräsidentin Françoise Moser macht keinen restlos glücklichen Eindruck, wie sie das Budget präsentiert. «Das ist logischerweise eine erfreuliche Nachricht. Für die Bevölkerung bedeutet es angesichts der steigenden Kosten in vielen anderen Lebensbereichen sicher eine finanzielle Entlastung», sagt sie. Aber eben: Sie weiss auch, was bedeutend zur komfortablen finanziellen Lage der Gemeinde beiträgt – die ansässigen Life-Science- und Pharmaunternehmen.
Wie gross deren Bedeutung für die Kaiseraugster Finanzen ist, zeigt ein Blick in die Steuereinnahmen. Mit insgesamt gut 25,4 Millionen Franken erhöhen sich diese gegenüber dem Budget 2023 um knapp 2,8 Millionen Franken.
Der Anteil der natürlichen Personen über Einkommens-, Vermögens- und Quellensteuern beträgt dabei 15,4 Millionen Franken, jene der Gewinn- und Kapitalsteuern juristischer Personen zehn Millionen Franken. Knapp 40 Prozent der Steuereinnahmen kommen also von Firmen und Unternehmen. Die 600’000 Franken an Mindereinnahmen aufgrund der Steuerfusssenkung fallen da kaum ins Gewicht.
Für Moser ein zweischneidiges Schwert. Sie spricht von einem «gewissen Klumpenrisiko» – wohlwissend, wie rasant Veränderungen in der Life-Science- und Pharmabranche bisweilen vonstatten gehen. Sie mahnt: «Wir müssen uns bewusst sein, dass sich der Steuerfuss auch mal in die andere Richtung bewegen kann.»
Die Kastellmauer muss saniert werden
Vorerst aber sind finanzielle Sorgen weit weg. Da können die traktandierten Kredite entspannt betrachtet werden – auch wenn diese in einem Fall «unschön» sind, wie Gemeinderat Oliver Jucker sagt. Für die Sanierung und Erweiterung des Doppelkindergartens Liebrüti 14/15 ist ein Zusatzkredit über 429’000 Franken beantragt. «Grund ist in erster Linie die Sanierung der Fassade, die komplexer ist, als angedacht», sagt er.
Weitere 734’000 Franken beantragt der Gemeinderat für die Sanierung der mehrere hundert Meter langen römischen Kastellmauer. Zwischen 1951 und 1963 wurde sie schon einmal restauriert. Nun aber weist sie Schäden auf, weshalb die Kantonsarchäologie entschieden hat, die Mauer erneut zu konservieren und restaurieren.
Die Arbeiten werden zwischen 2024 und 2029 in mehreren Etappen ausgeführt, um die Auswirkungen auf den Verkehr im Dorf möglichst gering zu halten. Insgesamt 1,47 Millionen Franken wird das Projekt kosten. «Für den Anteil der Gemeinde sind Subventionen zu erwarten, sodass die Nettokosten letztlich bei rund 155’000 Franken liegen», so Jucker.
Weitere Kreditbegehren stellt der Gemeinderat für Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Gemeindehauses, des Kindergartens sowie der Turnhalle Dorf (995’000 Franken) und den Ersatz einer Wasserleitung (475’000 Franken).