USA kaufen mehr F-35 – warum der Preis für den Flieger dennoch steigt
Nach dem Typenentscheid ist es die zentrale Frage: Wie teuer wird der neue Kampfjet die Schweiz zu stehen kommen? Bundesrätin Viola Amherd und ihr Verteidigungsdepartement stellen sich auf den Standpunkt: Die Schweiz hat einen Vorvertrag mit den USA, dieser garantiere einen Fixpreis: Gesamthaft sechs Milliarden für 36 Jets. Doch die Skepsis an dieser Darstellung wuchs in den vergangenen Wochen beträchtlich. Auch über das Lager der Armeegegner hinaus.
Zuletzt war es die Eidgenössische Finanzkontrolle, die keinen Beleg für einen garantierten Preis finden konnte, wie sie in einem kürzlich veröffentlichten Bericht notierte. Und gegenüber SRF äusserten sich gestern amerikanische Rüstungsexperten, die sagten: Die US-Regierung gebe keine festen Preisangebote ab. Diese erfolgten erst, wenn ein definitiver Vertrag zwischen der US-Regierung und dem Rüstungskonzern, in diesem Fall Lockheed Martin, vorliege.
Stückpreis erstmals seit Jahren wieder gestiegen
Davon ist man aber noch weit entfernt. Wie Lockheed Martin am Dienstag bestätigte, hat die Rüstungsfirma gerade eben einen «Handshake Deal» mit dem Pentagon für eine neue Beschaffung von F-35 ausgehandelt. Diese betreffen die Produktionsslots 15 bis 17, die Schweizer Lieferung hingegen wäre erst in den Einheiten 19 bis 22 berücksichtigt. Die genauen Vertragsmodalitäten sind Gegenstand von Verhandlungen, doch das vorläufige Ergebnis lässt aufhorchen. Lockheed Martin redet nämlich von einem Stückpreis, der tiefer sei als die «rekordverdächtigen Inflationstrends». Im Umkehrschluss dürfte das heissen: Der Stückpreis für den US-Flieger ist erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Einen Anhaltspunkt liefert die Agentur Reuters, auch wenn die Bestellung betreffend Jet-Modifikationen variieren: 30 Milliarden sollen die 375 Flugzeuge kosten, 2019 waren es 34 Milliarden für 478 Flieger.
Eine definitive Bestätigung dürfte erst in den kommenden Wochen erfolgen; eine Überraschung wäre der gestiegene Preis aber nicht. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte der US-Rüstungskonzern bereits angetönt, dass Inflation, Lieferengpässe und Nachwirkungen der Pandemie die Kosten für den Kampfjet in die Höhe treiben könnte.
Linke sehen sich in Unkenrufen bestätigt
Für die Schweiz ist die Meldung aus zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Zum einen nähren die teils zähen Verhandlungen zwischen Pentagon und Lockheed Martin die Zweifel, wonach die Schweiz einen Fixpreis für den Jet ausgehandelt habe – für einen Produktionsslot notabene, der in den aktuellen Verhandlungen noch gar nicht Thema war. Zum anderen sehen sich jetzt Kritikerinnen wie SP-Nationalrätin Sarah Wyss bestätigt, die dem VBS zu kleine Margen bei der Preiskalkulation vorwerfen. Wyss sagt: «Das aktuelle Beispiel aus den USA zeigt, dass 1,5 Prozent Risikozuschlag für die Kampfjet-Beschaffung völlig realitätsfremd sind.»