Alain Berset auf Kurs für den Top-Job im Europarat – jetzt läuft es auf ein Duell Schweiz–Belgien hinaus
Jetzt ist klar: Alt Bundesrat Alain Berset ist auf dem Ticket für den Posten des Generalsekretärs des Europarats, der ältesten Menschenrechtsorganisation in Europa mit Sitz in Strassburg. Das sogenannte Ministerkomitee hat Berset am Montagnachmittag zum offiziellen Kandidaten erklärt.
Seine beiden Konkurrenten sind der amtierende EU-Justizkommissar Didier Reynders aus Belgien sowie der ehemalige Kulturminister Estlands Indrek Saar.
Der 51-jährige Berset darf sich durchaus Hoffnungen machen, das prestigeträchtige Amt bei der Schlussabstimmung am 25. Juni in der parlamentarischen Versammlung zugesprochen zu bekommen. Als ehemaliger Bundespräsident und langjähriges Regierungsmitglied ist er bestens vernetzt.
Ausserdem spielt für Berset, dass das Amt des Generalsekretärs nach ungeschriebenen Regeln jeweils abwechselnd an ein EU-Mitglied und an ein Nicht-EU-Mitglied gehen sollte. Nach der Kroatin Marija Pejčinović Burić wäre demnach jetzt wieder ein Nicht-EU-Land dran.
Schweiz gegen Belgien: Ein offenes Rennen mit Vorteil Berset
Von den beiden Gegenkandidaten werden bloss dem Belgier Didier Reynders ernsthafte Chancen zugerechnet. Der Liberale startet allerdings mit Verspätung: Bereits seit Wochen ist Berset international unterwegs, um für sich die Werbetrommel zu rühren. Reynders wird nun von seinem Amt als EU-Kommissar in den unbezahlten Urlaub treten müssen, um seine Kampagne zu führen. Es bleiben ihm drei Monate.
Im Vergleich zum charismatischen Berset kommt der 65-jährige EU-Kommissar eher matt daher. Gleichwohl ist er ein politisches Urgestein und kann auf eine lange politische Karriere zurückblicken: Er war nicht nur viele Jahre Belgiens Finanzminister, Aussenminister und EU-Kommissar. Sondern amtete auch als Vize-Premier. Bereits im Jahr 2019 bewarb er sich für die Stelle des Generalsekretärs.
Die Wahldynamik im Europarat bleibt schwierig abzuschätzen: Während manche Delegationen auf Anweisung ihrer Regierung stimmen, setzen andere eher auf Parteizugehörigkeit. Schlussendlich liegt es auch an den Kandidaten, die Parlamentarier im direkten Aufeinandertreffen von sich überzeugen zu können.