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Kanton Luzern will Zivilschutzanlage in Dagmersellen für Ukraine-Flüchtlinge nutzen

Weil der Zustrom von schutzsuchenden Personen aus der Ukraine weiter anhält, soll die Zivilschutzanlage Chrüzmatt temporär als Unterkunft genutzt werden.

«Der Zustrom von schutzsuchenden Personen aus der Ukraine in die Schweiz hält weiter an», schreibt die Staatskanzlei in einer Mitteilung. Vorsorglich bereitet der Kanton deshalb in Dagmersellen eine  Zivilschutzanlage für die kurzzeitige Notunterbringung vor. Die Anlage bietet Platz für 80 Personen.

Vorsorgliche Bereitstellung der Unterkunft

Die kantonalen Unterkünfte sind laut der Mitteilung bereits zu über 90 Prozent ausgelastet, während laufend weitere Schutzsuchende aus der Ukraine in den Kanton kämen. «Hinzu kommen die Personen aus dem ordentlichen Asylverfahren, die weiterhin dem Kanton zugewiesen werden und die es ebenfalls unterzubringen gilt. Die momentane Lage erfordert daher die vorsorgliche Bereitstellung der Zivilschutzanlage (ZSA) Dagmersellen als Notunterkunft mit 80 Plätzen.»

Bereits als Notunterkunft in Betrieb ist die Mehrzweckhalle Allmend mit 200 Plätzen. Diese kann aus bautechnischen Gründen nicht über den Winter betrieben werden. Bei Bedarf steht zudem die ZSA Rönnimoos mit 70 Plätzen zur Verfügung.

Die Unterbringung bleibt eine grosse Herausforderung

«Wir sind weiterhin daran, mit der Unterstützung der Gemeinden die erforderliche Anzahl Plätze zu schaffen, um die uns zugewiesenen Menschen unterbringen zu können. Die Situation ist und bleibt aber eine enorme Herausforderung, weil wir aufgrund des grossen und raschen Zustroms an Schutzsuchenden aus der Ukraine die neu geschaffenen Plätze vorweg sofort wieder belegen müssen», lässt sich Regierungspräsident Guido Graf (Die Mitte) zitieren.

«Zudem ist der bezahlbare Wohnraum knapp. Die Dauer der Unterbringung in Gastfamilien ist in vielen Fällen befristet, sodass wir in den nächsten Wochen und Monaten sehr wahrscheinlich weiterhin Personen aus Gastfamilien in den kantonalen Unterkünften unterbringen müssen. Daher ist es unumgänglich, weitere Zivilschutzanlagen zur Notunterbringung vorzubereiten. Ohne diese können wir die Aufgabe nicht bewältigen», so der Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements weiter.

Regierungsrat betrachtet Unterbringung als zumutbar

Dennoch erachtet Graf die Unterbringung in den Notunterkünften als zumutbar. «Die Notunterkünfte dienen der kurzfristigen Unterbringung. Die zuständige Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen nutzt diese Zeit auch, um sorgfältig abzuklären, welche Nachfolgeunterkunft für die Klientinnen und Klienten zum Beispiel aufgrund ihres Gesundheitszustands geeignet ist. Sobald eine passende längerfristige Unterbringungslösung vorhanden ist, werden die Betroffenen in die neue Unterkunft übermittelt.»

Ende September wird die Anlage bereit sein. Ob sie dann effektiv gebraucht wird, zeigt sich dann.

Peter Kunz

Gemeinderat, Dagmersellen

Peter Kunz, Gemeinderat von Dagmersellen, sagt dazu: «Wir sind froh, mit der Zivilschutzanlage Chrüzmatt kurzfristig eine Notunterkunft für 80 Personen zur Verfügung stellen zu können. Die Suche nach wohnlicheren Unterkünften geht aber weiter.»

Die Anlage befindet sich im Untergeschoss der Sporthalle Chrüzmatte.  Der Gemeinderat hatte sie bereits im Frühling dem Kanton angeboten. Ebenso wie die frühere Kessi-Liegenschaft, welche der Gemeinde gehört. «Diese wurde jedoch vom Kanton abgelehnt», sagt Peter Kunz zum ZT. 

Laut Kunz ist die Zivilschutzanlage Chrüzmatt eine vollständig eingerichtete Sanitätshilfsstelle mit zweistöckigen Betten. «Ende September wird sie bereit sein», sagt der Gemeinderat. Ob sie effektiv gebraucht werde, zeige sich dann. Die Zivilschutzorganisation räume sie nun aus,  danach kommen die Handwerker zum Zug.

Kanton und Gemeinden schaffen laufend neue Unterbringungsplätze

Der Kanton Luzern hat seit Beginn des Ukraine-Konflikts mehr als 1900 Plätze geschaffen, so unter anderem rund 810 Plätze in temporären Unterkünften, rund 170 Plätze in grösseren Wohngemeinschaften, rund 200 Plätze in Notunterkünften und rund 740 Plätze durch die Anmietung von Wohnungen.

Jüngst eröffnete der Kanton eine temporäre Unterkunft für 60 Personen im Haus Bernarda in Luzern, nachdem Viva Luzern dem Kanton diese Liegenschaft für die Zwischennutzung zur Verfügung gestellt hatte, sowie eine temporäre Unterkunft im ehemaligen Hotel Adler in Schüpfheim für rund 50 Personen. Seit der Umsetzung der Gemeindezuweisung per 20. Juni konnten mit Hilfe der Gemeinden rund weitere 300 Plätze geschaffen werden. Unterkünfte mit rund 600 Plätzen seien aktuell noch in Prüfung.

Aktuell befinden sich rund 2470 Personen mit Status S in der Zuständigkeit des Kantons Luzern. Davon seien rund 1655 in kantonalen Unterkünften untergebracht, rund 815 Personen lebten bei Gastfamilien.  (pd/ben)