
Wahlen in Neuenburg: Die SP auf der Überholspur – FDP lässt Federn
Im linken Lager herrscht Jubelstimmung. «Zwei SP-Vertreter werden im ersten Wahlgang bestätigt, das ist historisch», sagte Frédéric Mairy am Sonntag. Der Gesundheitsdirektor und seine Parteikollegin Florence Nater verteidigten ihren Sitz in der fünfköpfigen Neuenburger Regierung im ersten Wahlgang. «Nicht in meinen geheimsten Träumen hätte ich mit einem solchen Ergebnis gerechnet», sagte Nater. In der Tat glückte der SP mit dem doppelten Einzug in die Regierung gleich im ersten Wahlgang eine Premiere in der Geschichte des Kantons.
Laurent Favre und Crystel Graf von der FDP (beide bisher) verpassten das absolute Mehr und liegen auf den Rängen drei und fünf. Das viertbeste Resultat erzielte Céline Vara von den Grünen; sie sitzt aktuell im Ständerat.
Bei der FDP trat Alain Ribaux nicht mehr an. Der Partei ist es vorerst nicht gelungen, ihre Mehrheit in der Regierung, welche die Geschicke des Kantons im Schloss von Neuenburg lenkt, zu behalten. Das Ziel der vereinigten Linke lautete, dieses Stärkeverhältnis zu ihren Gunsten zu ändern. Sie ist auf Kurs. Der zweite Wahlgang steht am 13. April auf dem Programm.
Die Freisinnigen bleiben zwar im 100-köpfigen Kantonsparlament stärkste Kraft mit 30 Sitzen. Die Partei verlor aber zwei Mandate. Seit 2023 haben in zehn Kantonen Wahlen stattgefunden. Dabei büsste die FDP insgesamt 13 Sitze ein. Noch im letzten Herbst legte die FDP im Aargau und in Schaffhausen zu – was nicht zuletzt als Erfolg für die Parteispitze um Thierry Burkart und den härteren Asylkurs gewertet wurde. In diesem Monat aber resultierte bei den Wahlen im Kanton Wallis eine Nullrunde, in Solothurn verlor die FDP zwei Sitze. Die Zeiten für liberale Kräfte seien grundsätzlich schwer, sagte Lukas Golder, Politologe von GFS Bern, gegenüber unserer Zeitung. Dass sich der neue Kurs der nationalen Partei nicht bewähre, könne man aber nicht generell sagen.
In einer Abwärtsspirale befinden sich die Grünen. Sie haben seit 2023 in den Kantonen 21 Parlamentssitze räumen müssen. In Neuenburg schrumpfte ihre Fraktion von 19 auf 15 Mitglieder. Die Verluste von Grün hat Rot überkompensiert. Die SP eroberte nicht weniger als sechs zusätzliche Sitze und kommt neu auf 27 Mandate. Ein weiterer Trend bestätigte sich: Die SVP (plus 4, neu 12 Sitze) ist auch im Kanton Neuenburg im Vormarsch. Die Mitte schaffte mit 3 Prozent das Quorum und besetzt 3 Sitze.