Die Mord-Spezialisten des Kantonsspitals Aarau lassen sich über die Schultern blicken
Viel Eingewöhnungszeit blieb dem Forensik-Team des neuen Instituts für Rechtsmedizin des Kantonsspital Aarau (KSA) nach seiner Gründung 2014 nicht: Im Dezember 2015 erschütterte der grausame Vierfachmord in Rupperswildie ganze Schweiz. Zusammen mit den Strafuntersuchungsbehörden hatte das Team um Institutsleiter und Chefarzt Daniel Eisenhart den Fall zu lösen. Die Arbeit der Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner hat wesentlich zur Verhaftung und Verurteilung des Täters beigetragen.
Inzwischen besteht das Rechtsmedizin-Institut des KSA seit zehn Jahren. Die Morde von Rupperswil sind bis heute der aufsehenerregendste Fall, an dem es beteiligt war. Ein aktuelleres Beispiel für die Rolle des Instituts bei der Aufklärung von Verbrechen ist derBadewannen-Mord von Bergdietikon. Im vergangenen Juni wurde der Täter vom Bezirksgericht Baden zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte im September 2022 seine Frau ertränkt, zuerst aber den Tatort so inszeniert, dass man von einem Suizid ausging: ein Föhn in der Badewanne und eine ausgelöste Sicherung.
Dass jedoch eine Tötung vorlag, wurde erst durch die rechtsmedizinischen Untersuchungen klar. Die Rechtsmedizin erkannte bei der Obduktion keine Anzeichen, dass ein Stromschlag die Todesursache sein könnte. Zudem wurden bei der Verstorbenen diverse Verletzungen festgestellt – Kopfverletzungen, die nur durch stumpfe Gewalt erklärbar sind.
Feiern mit Experten und einem Parcours
Das Institut feiert sein zehnjähriges Bestehen am Samstag, 14. September, mit einem Tag der offenen Tür. Interessierte können sich dort im direkten Gespräch mit den Expertinnen und Experten informieren, schreibt das KSA in einer Medienmitteilung. Auf einem Parcours hätten sie die Möglichkeit, «Einblicke in die vielfältigen Aufgabenbereiche der Rechtsmedizin zu erhalten».
Das Institut für Rechtsmedizin macht nämlich auch noch anderes, als Morde aufzuklären. Eines seiner Tätigkeitsfelder ist die Beurteilung der Fahreignung. Fahrzeuglenker, bei denen das Strassenverkehrsamt nach einem positiven Alkohol- oder Drogentest eine Suchtproblematik vermutet, müssen beim Institut für Rechtsmedizin regelmässig einen Abstinenznachweis erbringen. Und dieses hat damit viel Arbeit, hätten derartige Untersuchungen in den letzten fünf Jahren doch um 30 Prozent zugenommen, wie das KSA weiter schreibt.
Allerdings werden dazu die aus Filmen und Literatur bekannten Urin-Tests immer seltener verwendet. Seit längerem untersuche das Institut für Rechtsmedizin des KSA Haare auf entsprechende Wirkstoffe oder Stoffwechselprodukte. Gegenüber dem Urin-Verfahren sei die Untersuchung günstiger und jederzeit möglich – und im Gegensatz zum Urin sei das Konsummuster in Haaren über einen längeren Zeitraum nachweisbar.