Wartezeiten bis zu sechs Wochen: Kantonsspital Aarau plant ein neues Radiologiezentrum in Lenzburg
Das Kantonsspital Aarau (KSA) plant in Lenzburg, in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Praxiszentrum, ein neues Radiologiezentrum. Damit soll der Standort Aarau entlastet werden, wie das KSA in einem Communiqué schreibt.
Die radiologische Diagnostik werde für die Behandlung vieler Erkrankungen immer wichtiger, folglich sei das Institut für Radiologie am Kantonsspital Aarau stark gewachsen. «Wegen der hohen Auslastung sind Wartezeiten für eine MRT-Untersuchung von mehreren Wochen die Regel», heisst in der Mitteilung. MRT ist die Abkürzung für Magnetresonanztomographie.
Neben den eigenen Kliniken setzten auch immer mehr Haus- und Spezialärztinnen und -ärzte auf die Expertise des Instituts für Radiologie am KSA. Die Anzahl ambulanter Bildgebungsfälle sei allein in den letzten zwei Jahren um 26 Prozent angestiegen. Trotz Prozessoptimierungen betragen die Wartezeiten für eine MRT-Untersuchung laut KSA bis zu sechs Wochen. Das Spital schreibt: «Diese langen Wartefristen sind für einige Patientinnen und Patienten aus medizinischer Sicht nicht haltbar.»
Aktuell sind Unzufriedenheit und hohe Kosten das Problem
Gemäss Kantonsspital Aarau wird die Nachfrage nach radiologischer Bildgebung aufgrund der demografischen Entwicklung im Kanton weiter zunehmen. Mediensprecher Joël Hoffmann erklärt auf Anfrage: «Im Aargau gibt es immer mehr Menschen, zudem werden sie immer älter. Dementsprechend haben sie auch mehr Krankheiten.» Das sei ein wichtiger Grund für die gestiegene Nachfrage.
Verstärkt werde der Trend durch die Ambulantisierung: «Ambulante Behandlungen werden oft mit radiologischen Untersuchungen begleitet», sagt Hoffmann. Solche seien auch notwendig, um beispielsweise Fortschritte bei Krebs-Therapien sichtbar zu machen. Hoffmann sagt: «Aktuell sind die Folgen der Wartefristen vor allem unzufriedene Patientinnen und Patienten und unnötige Zusatzkosten für das KSA. Wir müssen bezüglich Ressourcenengpass aber jetzt Gegensteuer geben, um die hohe Behandlungsqualität auch langfristig sicherstellen zu können.»
Weshalb baut das KSA in Lenzburg statt Aarau aus?
Schon heute überweise das KSA Patientinnen und Patienten an externe Praxen, um die Wartezeiten zu verkürzen, heisst es im Communiqué. Das verkompliziere und verteuere den Behandlungsprozess. Deshalb habe man beschlossen, in Lenzburg ein Radiologiezentrum aufzubauen. Der mit ÖV und Auto gut erreichbare Standort am Niederlenzer Kirchweg werde helfen, die Wartefristen signifikant zu verkürzen. Das KSA betreibt dort bereits ein Praxiszentrum. Eine Analyse zeige zudem, dass heute schon viele Patientinnen und Patienten der Radiologie in der Region Lenzburg wohnhaft seien.
Gleichzeitig baut das KSA für über 750 Millionen Franken ein neues Spital in Aarau.Es handelt sich um eine der grössten Baustellen der Schweiz. Reicht das radiologische Angebot dort nicht aus? «Der Neubau wurde mit ähnlichen Ressourcen geplant wie bisher», erklärt Hoffmann. «Mit einem derartigen Wachstum haben wir nicht gerechnet.» Man habe sich aufgrund der sowieso schon hohen Kosten eher zurückhalten wollen. Eine Erweiterung des noch nicht abgeschlossenen Neubaus sei jetzt nicht mehr möglich.
Die neue Praxis in Lenzburg wird laut KSA mit zwei MRT-Scannern, einem CT-Scanner, einer Röntgenanlage, einem Ultraschall- sowie einem Mammographiegerät ausgerüstet. «Letzteres trägt nicht zuletzt dem politischen Willen im Aargau Rechnung, die Brustkrebsprävention zu stärken», schreibt das Spital. Die Kosten schätzt Hoffmann auf 6 bis 7 Millionen Franken, 2,5 bis 3 Millionen kosten allein die Geräte. Das Radiologiezentrum soll Ende 2025 eröffnet werden.Die vom Kanton festgelegten Obergrenzen für Radiologinnen und Radiologen haben laut Hoffmann keinen Einfluss auf das Projekt, da diese momentan nicht erreicht werden.