Sandbänke und Knochenfunde: Ein Besuch auf der grossen Spital-Baustelle, wo der Aushub bald fertig ist
Es ist ein gigantisches Loch: Auf dem Gelände des Kantonsspitals, mitten im laufenden Betrieb, laufen die Aushubarbeiten für den Neubau «Dreiklang», der 2025 in Betrieb gehen soll. Sie sind sogar schon fast fertig, die Baugrube reicht mittlerweile 14 Meter in die Tiefe. 150’000 Kubikmeter Material kommen raus, damit der 600-Millionen-Franken-Neubau Platz findet. Ein Teil dieses Materials wird ganz in der Nähe verbraucht – auf der «Zubler»-Baustelle neben dem Gönhardschulhaus und auf der «Erne»-Baustelle in der Goldern. Das Meiste aber kommt nach Schafisheim in die Kiesgrube.
Wer mit Sergio Baumann über die Baustelle läuft, merkt, dass sich der Leiter Betrieb und Interims-CEO nicht nur hervorragend auskennt – er wohnt ganz in der Nähe und besucht die Baustelle auch an seinen freien Samstagen –, er hat auch Freude am Baubetrieb, kennt die Arbeiter und parliert mit ihnen auf Spanisch. Baumann, der das Projekt von Anfang an begleitet hat, kennt es auswendig. So sieht er den Neubau schon vor seinem inneren Auge, während andere noch nichts erkennen können ausser Gerüsten, Steinen, Löchern.
«Hier», sagt er und breitet die Arme aus, «hier verläuft die Fassade des Dreiklang.» Da drüben kommt eine Energiezentrale hin, dort noch eine, hier der Portikus, da in der Ecke die Sterilisationsabteilung, da die Versickerungsanlage fürs Dachwasser. «Willkommen in der Umkleide», sagt er, in einer Ecke der Baugrube stehend.
Ein Containerdorf für die Arbeiter entsteht am nordöstlichen Rand. Aktuell sind rund 60 Personen dauerhaft auf der Baustelle. Im Maximum – wenn der Innenausbau im Gange ist – werden es rund 600 sein. Zwei Betonwerke befinden sich auf dem Platz, das Material wird von den fünf Kranen verteilt.
Es ist faszinierend wie hier, mitten auf dem lebendigen Areal des Spitals, eine solch grosse Baustelle funktionieren kann. Der Kran wird direkt an der Kinderklinik aufgestellt. Der Neubau wird achtzig Zentimeter von Haus 8 (Frauenklinik) entfernt errichtet. Am Fundament der Frauenklinik wird gerade Material abgespitzt. «Das hört man natürlich im Haus», sagt Baumann. Gibt es viele Reklamationen vonseiten der Patienten? «Eine», sagt der Interims-CEO, noch bevor die Frage fertig gestellt ist.
Aber natürlich gibt das Bauen in dieser Situation andere Probleme und Problemchen. Die Frauenklinik musste beispielsweise mit Beton unterspritzt werden. Aus Versehen wurde die Kanalisation angebohrt, ein Durchspülen war nötig. Dabei wurde ein bisschen zu viel Druck in die Leitungen gelassen, «und dann gab es einen Alarm, weil Wasser das Lavabo raufkam», so Baumann lachend.
Solches macht ihm keine Sorgen. Es gäbe Schlimmeres. Etwa, wenn die bestehenden unterirdischen Verbindungskanäle für Lüftung, Medien, Logistik tangiert wären. Einer dieser Kanäle, «die Nabelschnur», die aktuell Ost- und Westteil des Areals verbindet, führt mitten durch respektive über einen Teil der Baugrube. «Wenn dieser Hauptverbindungskanal runterfällt, geht nichts mehr», sagt Baumann.
Der Marsch durch die Baugrube fühlt sich stellenweise an wie ein Strandspaziergang. «Wir haben enorm viele Sandeinschlüsse, sogar richtige Sandbänke», bestätigt Sergio Baumann. «Viele mehr, als wir anhand der Probebohrungen erwarten konnten. Wir hatten primär mit Kies gerechnet.» Wie die Bodenplatte des neuen Spitals angesichts dieser Verhältnisse fixiert werden soll, darüber brüten aktuell die Ingenieure. Die favorisierte Lösung sind zurzeit Betonstreifen im sandigen Untergrund zur Stabilisierung.
Baumann weist auf einen Haufen Schutt. «Wir finden viele Altlasten, die früher einfach vergraben wurden», sagt er. Einige dieser Altlasten sind komplett harmlos.
Nicht so am Nordrand des Areals: Hier hat es bedenkliche Altlasten im Boden. Man sieht es anhand der schwärzlichen Verfärbungen an den Betonpfeilern, die schon gesetzt sind. Quecksilber, alte Reagenzien, was immer man in grosselterlichen Zeiten einfach so in die Erde gekippt hatte. Das kontaminierte Material muss nun ordnungsgemäss entsorgt werden.
Ein Fund hatte den Baustellenverantwortlichen das Herz in die Hose rutschen lassen: Knochen, zuhauf. Es hätten uralte sein können, wichtige Funde, die die Bauarbeiten hätten lahmlegen können. Aber die eiligst beigezogene Kantonsarchäologie winkte ab. «Es handelt sich um Knochen von Amputationen», so Baumann.
Also kein Baustopp, alles geht seinen gewohnten Gang. Noch bis 17. Dezember wird gearbeitet, am 10. Januar geht es weiter. Das Spital soll Ende 2025 stehen. Die Baubewilligung war am 23. Juli rechtskräftig geworden; wenige Tage später begannen die Bauarbeiten. Die Maschinen waren vom Abriss der alten Gebäude noch auf Platz.
Ganz so schnell geht es nicht in Sachen geplantem neuen Personal-Parkhaus mit Platz für 465 Autos: Die Einsprachen dagegen sind zahlreich – 50 gingen bei der Stadt ein –, aktuell liegt das Dossier noch beim Stadtrat. Die geforderten Anpassungen und Repliken auf die Einsprachen befinden sich beim KSA in Vorbereitung.