Die Swiss League erhält einen neuen Namen – Sky kauft Rechte für ein Butterbrot
Die zehn Klubs der zweithöchsten Liga haben seit der Loslösung von der National League vor zwei Jahren permanente erhebliche finanzielle Sorgen. Wer ein Budget von mehr als drei Millionen zu stemmen vermag, ist ein Krösus. Mit Langenthal ist einer der Kultklubs aus wirtschaftlichen Gründen ins Amateurhockey zurückgekehrt.
Seit der Loslösung von der National League ist der Verband für die Vermarktung und Organisation zuständig und hat soeben eine Jubelmeldung über den Abschluss eines neuen Vertrages bis 2027 mit der TV-Bezahlsender Sky verbreitet: Neben den TV-Rechten bekommt Sky neu auch die Namensrechte an der Liga. Sie nennt sich ab sofort für die nächsten drei Jahre «Sky Swiss League» (SSL).
Sämtliche Partien der Sky Swiss League sind in den nächsten drei Jahren im Abo-Paket von Sky Sport enthalten. Aber nicht die Liga-Qualifikation. Dieses Drama läuft – wenn es gespielt wird – weiterhin bei MySports.
Endlich goldene Zeiten für die wirtschaftlich gebeutelte zweithöchste Liga? Nein. Nur einen Tropfen auf den heissen Stein. Sky bezahlt für die gesamten TV- und Namensrechte nicht einmal eine halbe Million: Es sind ziemlich exakt lediglich 400’000 Franken pro Saison.
40’000 Franken? Tropfen auf den heissen Stein
Das würde theoretisch jedem der zehn Klubs immerhin 40’000 Franken bescheren. Aber es ist in Wirklichkeit viel weniger. Das Problem: Die Klubs müssen insgesamt 150’000 Franken für die Liga-eigene Plattform swissleague.tv bezahlen, die auf Pay-per-View- oder Abo-Basis die Spiele ebenfalls überträgt. Wer ein Saisonabo besitzt, kann in der Regel dort die Spiele seines Klubs gratis sehen.
Darüber hinaus müssen die Klubs die TV-Produktion weiterhin selbst organisieren, kommentieren und bezahlen. Die Kosten variieren. Einige Klubs können diese Aufwendungen teilweise mit Sponsoren-Deals finanzieren. Die TV-Produktion dürfte die Klubs zwischen 5000 und 20’000 Franken pro Saison kosten.
Rechnen wir: 15’000 Franken für die Liga-TV-Plattform, zwischen 5000 und 20’000 Franken für die TV-Produktion – da bleibt von den 40’000 Franken, die es aus dem neuen Sky-Deal gibt, nicht mehr viel übrig. Nur noch ein Tropfen auf den heissen Stein.
Sind 400’000 Franken für die TV- und Namensrechte einer ganzen Liga zu wenig? Nein. Es wäre billig und ungerecht, den tüchtigen Verband-Bürogeneral Patrick Bloch, der den Vertrag ausgehandelt hat, zu kritisieren. Er hat herausgeholt, was der Markt hergibt, und verdient Lob, nicht Kritik.
Schwingerverband als Musterbeispiel
Im Grunde hofft der Verband aus den «Sägemehl-Effekt»: Um ins Geschäft zu kommen, braucht ein Sport TV-Präsenz. Der Eidgenössische Schwingerverband steht dafür als Musterbeispiel: Die schlauen Sägemehl-Generäle haben dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen die TV-Rechte für ein Trinkgeld (172’300 Franken pro Jahr) überlassen.
Im Gegenzug macht Leutschenbach aus dem Schwingen ein TV-Ereignis mit hohen Einschaltquoten: Das Schwingen verdankt den grössten Boom seiner Geschichte zu einem grossen Teil seiner TV-Präsenz. Sie ist der Sauerstoff des Geschäftes. Heute freuen sich die ganz «Bösen», die früher mit einer Treichel oder bestenfalls mit einem Kalb, Rind oder Muni nach Hause gingen, über sechsstellige Werbeverträge von bis zu 500’000 Franken. Das Budget fürs «Eidgenössische» summiert sich inzwischen auf über 40 Millionen.
Was dabei eine entscheidende Rolle spielt: Die SRF-Bilder aus den Sägemehlringen verdienen das Prädikat «Weltklasse». Schwingen ist ein TV-Sportereignis auf höchstem Niveau im frei empfangbaren Fernsehen. Die Kosten für die aufwändige Produktion übernimmt Leutschenbach.
Die Zusammenarbeit mit Sky bringt der Swiss League – Pardon: der Sky Swiss League – zwar umfassende und landesweite TV-Präsenz. Aber eben nicht – wie im Schwingen – im frei empfangbaren Fernsehen.
Zudem ist die Qualität der von den Klubs produzierten TV-Bildern im Vergleich zur höchsten Liga bestenfalls mittelmässig. SRF produziert im Auftragsverhältnis sämtliche Spiele der National League mit allerhöchster Qualität und verrechnet «MySports» und der National League dafür gut sechs Millionen pro Jahr. Produziert wird nach der Formel «4-4». Also mit je zwei Hinter- und Übertorkameras, einer Führungskamera, einer Kamera II plus zwei Eck-Kameras.
Produktion der Spiele: Mindestanforderung an die Klubs
Auf die kommende Saison hat der Verband nun gemeinsam mit Sky ein TV-Reglement ausgearbeitet, das die Richtlinien und Minimalstandards der TV-Produktion den Klubs in der Sky Swiss League vorschreibt und bei Nichteinhaltung Bussen kassiert. Die Mindestanforderung der Produktion für die Spiele beträgt «2-2»: Zwei Hinter- und eine Führungskamera sowie eine Kamera II.
Das ist, etwas boshaft formuliert, im Vergleich zu einer SRF-Produktion schon fast Kinder-Fernsehen. Oder bei der Formel «2-2» akkurat bloss halb so gut und viel wie bei der höchsten Liga mit der Formel «4-4».
Ein mit dem Schwingen vergleichbaren Boom kann die Sky Swiss League auch mit dem neuen Vertrag nicht erwarten und die Klubkassiere kommen weiterhin aus den engen Hosen nicht heraus.