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Unicef-Foto des Jahres: Die frisch prämierten Bilder haben mehr als nur eine Sache gemein

Auf der Flucht, in Müllbergen und bitterer Armut. Unter welch schwierigen Umständen viele Kinder leben und aufwachsen, stellt das Unicef-Foto des Jahres in den Mittelpunkt. Die Aufnahmen treffen ins Herz. Dieses Jahr erhält die Auszeichnung ein Foto aus Äthiopien.

Ein Junge und ein Mädchen stehen in einer vom Krieg verwüsteten Schulbibliothek, sie sind in Bücher vertieft und lächeln. Diese Aufnahme des argentinischen Fotografen Eduardo Soteras aus einer Grundschule in der äthiopischen Region Tigray ist das Unicef-Foto des Jahres 2022.

«Das Lächeln in ihren Gesichtern verrät einen Moment des Glücks. Es ist ein seltener Moment, umgeben von Zerstörung und Gewalt», teilte die Hilfsorganisation der Vereinten Nationen am Donnerstag in Berlin mit. Das Foto zeige, was die beiden Kinder mit Kindern auf der ganzen Welt teilten: das Bedürfnis, sich friedlich und neugierig mit etwas beschäftigen zu dürfen, das ihnen Freude bereite.

«Der Wunsch, Neues zu entdecken und zu lernen, ist bei Kindern oft so gross, dass er sie die Bedrohlichkeit einer Situation vergessen lässt. Das ist die Botschaft des Unicef-Fotos des Jahres 2022», sagte Unicef-Schirmherrin Elke Büdenbender, Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. «Das Siegerbild fordert uns auf, alles zu tun, damit Kinder auch unter den widrigsten Umständen spielen und lernen können. Denn nur so können sie sich ihre Hoffnung und Zuversicht in Zeiten des Krieges und anderer Krisen erhalten.»

Konflikt forderte schon über eine halbe Million Menschenleben

Im November 2020 begann im Norden Äthiopiens ein Bürgerkrieg um die Region Tigray, der als einer der brutalsten und tödlichsten Konflikte der jüngeren Gegenwart gilt. Nach Angaben von Beobachtern der Vereinten Nationen starben dabei mehr als eine halbe Million Menschen. Soteras nahm das Siegerbild zu Beginn der Kämpfe in einem kleinen Dorf an der Grenze der Region auf.

«Es handelte sich um ein sehr kleines Dorf. Mir wurde berichtet, dass dort viele junge Menschen umgebracht wurden, da sie unter dem Verdacht standen, mit der befeindeten Gruppe zu kooperieren», sagte der Fotograf. An vielen Orten der Region habe er Menschen getroffen, die Kriegsgräuel erlebt hatten, die im Schockzustand waren, die unter Hunger, Krankheiten und Vertreibung litten. «Es war ungemein schrecklich zu sehen, welchem Leid die Menschen dort ausgesetzt sind.» Ein im November erreichtes Friedensabkommen lasse ihn hoffen, dass Hilfe zu den Menschen gelangen kann und «sich diese schreckliche Situation ändert.»

Unterirdisch vertieft in ein Buch

Mit dem zweiten Preis wurde ein Foto des amerikanischen Fotografen Ron Haviv aus einem Souterrain in Kiew ausgezeichnet. Mehrere Kinder, die dort vor den Angriffen in der Ukraine Zuflucht gesucht haben, blicken auf ein Buch, das ihnen gezeigt wird. Der deutsche Fotograf Daniel Pilar erhält den dritten Preis. Seine Reportage begleitete Schülerinnen, die heimlich in der afghanischen Hauptstadt Kabul unterrichtet werden.

«Der Hunger nach Wissen und Bildung ist das verbindende Element der prämierten Bilder in diesem Jahr», sagt Peter-Matthias Gaede, Mitglied der Jury und des Deutschen Komitees für Unicef. «Gerade in Konfliktgebieten und Krisenländern sind Schulen und psychosoziale Hilfsangebote Orte der Hoffnung, die die Kinder stabilisieren und ihnen Kraft geben.»

Bei dem internationalen, undotierten Wettbewerb zeichnet Unicef Deutschland einmal im Jahr Fotos und Fotoreportagen aus, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. Der Preis wurde zum 23. Mal vergeben. (dpa)