Zahl der Verdachtsfälle bleibt hoch – körperliche Misshandlungen nehmen zu
Insgesamt wurden der Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Universitäts-Kinderspitals Zürich im vergangenen Jahr 647 Verdachtsfälle gemeldet. Im Vorjahr waren es noch 625, wie das Kinderspital am Mittwoch mitteilte. In 478 der Fälle waren die Fachpersonen sicher, dass es eine Misshandlung gab.
In weiteren 125 Fällen konnte der Verdacht zwar nicht bestätigt, aber auch nicht ausgeräumt werden. Diese betroffenen Kinder würden nun engmaschig kontrolliert oder mit weiterbetreuenden Stellen vernetzt – etwa mit Kinderärzten oder der Mütter- und Väterberatung. Bei den restlichen 44 Fällen stellte sich schliesslich heraus, dass die Kinder nicht misshandelt wurden, sondern sich etwa bei einem Unfall verletzt hatten.
Mehr körperliche Misshandlungen
Im vergangenen Jahr stellten die Experten zudem fest, dass die Zahl der körperlichen Misshandlungen wieder zugenommen hatte – nach einem Rückgang im Jahr 2021. Sie macht neu 31 Prozent der Fälle aus. Im Vorjahr fielen 25 Prozent in diese Kategorie. Dies zeige, dass das Bewusstsein, wie schädigend körperliche Bestrafungen sein können, noch ungenügend in der Bevölkerung angekommen sei. Dahinter folgen mit 26 Prozent Fälle von sexuellem Missbrauch. Jedes fünfte betroffene Kind wurde vernachlässigt.
Zudem nahm der Anteil der Risikosituationen zu: 2021 wurden 13 Fälle gezählt, 2022 waren es bereits 31 Fälle. Von Risikosituationen spricht man, wenn es noch keine Misshandlung gab, jedoch das Risiko für eine zukünftige besteht. Daher werden solche Situation bereits besprochen mit dem Ziel, dank Interventionen eine Misshandlung zu verhindern. Gemäss Kinderspital steigt das Risiko für eine Misshandlung, je mehr Stress in einer Familie vorhanden ist. (abi)