Neuer Missbrauchsfall: Bischof Gmür suspendiert Priester aus dem Jura
Der Priester war im französischsprachigen Teil des Bistums Basel, dem sogenannten Jura pastoral, tätig. Nun wird er per sofort seines Amtes enthoben. Bischof Felix Gmür entzieht ihm die «Missio canonica», wie das Bistum Basel und die römisch-katholische Kirche des Kantons Jura mitteilten.
Bischof Gmür sei darüber informiert worden, dass bei der französischen Justiz eine Anzeige gegen den Priester eingereicht worden sei, heisst es in der Medienmitteilung. Vorgeworfen werden dem Priester mutmasslicher spiritueller Missbrauch und die «Intimsphäre verletzender Gesten» gegenüber einem Minderjährigen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Die Taten sollen sich im Sommer 2014 im Ausland ereignet haben.
Der mutmassliche Täter untersteht derzeit einer französischen Diözese. Der Bischof dieser Diözese habe eine kanonische Voruntersuchung eingeleitet, heisst es weiter.
Bischof Gmür habe dem Priester nun die sogenannte «Missio canonica» entzogen. Seine Anstellung im Dienst der Diözese Basel ende mit dem heutigen Tag, heisst es in der Medienmitteilung vom Dienstag. Weiter sei ihm die öffentliche Ausübung seines Amtes auf dem gesamten Gebiet der Diözese untersagt. Sein Anstellungsvertrag ende gemäss den gesetzlichen Bestimmungen.
Gmür schaltet zudem die Justiz und den Vatikan ein: Er hat den Sachverhalt der Staatsanwalt des Kantons Jura und den zuständigen vatikanischen Behörden in Rom gemeldet, wie es weiter heisst. Nicht erwähnt wird in der Medienmitteilung, um welche französische Diözese es sich handelt und wann dessen Bischof reagiert hat.
In der Medienmitteilung bekräftigen die Verantwortlichen der Diözese Basel und der römisch-katholischen Kirche des Kantons Jura, jeder Missbrauch müsse angezeigt werden, bei der Polizei oder bei den drei unabhängigen Beratern und Beraterinnen gegen sexuellen Missbrauchs im Bistum Basel. Die Gedanken der Verantwortlichen seien bei dem mutmasslichen Opfer.
Unter Druck
Die katholische Kirche wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert. In der letzten Woche stellten Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich eine Studie vor. Sie dokumentierten für den Zeitraum von 1950 bis heute in der ganzen Schweiz 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch. Dabei soll es sich lediglich um die Spitze des Eisbergs handeln.
Bischof Gmür steht dabei als Präsident der Bischofskonferenz besonders im Fokus. Zudem steht er unter Verdacht, einen 2019 gemeldeten Fall von schwerem sexuellem Missbrauch nicht gemeldet und ihn gar vertuscht zu haben. Der «Beobachter» machte den Fall 2020 publik. Gmür entschuldigte sich – es läuft eine Untersuchung. Gemäss «SonntagsBlick» hat Gmür auch in einem weiteren Fall nicht reagiert; Gmür weist den Vorwurf der Vertuschung aber zurück. (mjb)