Kirchenparlament hält die Häfte des Gelds ans Bistum zurück
Die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern fordert von Bischof Felix Gmür Taten bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Die Synode hat am Mittwoch Forderungen an das Bistum Basel gestellt und diesen mit der Blockierung von Geldern Nachdruck verschafft. Das Kirchenparlament beschloss mit 59 zu 30 Stimmen, dass 2024 zunächst nur die Hälfte des dem Bistum zustehenden Beitrags überwiesen wird, somit 442 000 Franken statt 884 000 Franken.
Über die Freigabe der zweiten Tranche will es im Herbst 2024 befinden, nachdem es von den Fortschritten bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle Kenntnis genommen hat. Keine Chance hatte ein Antrag für einen vorläufigen vollständigen Zahlungsstopp.
Mit der Blockierung der Hälfte der Bistumsgelder zog die Synode die Konsequenzen aus einer Motion, welche es zuvor mit 76 zu 12 Stimmen überwiesen hatte. Mit dieser forderte das Kirchenparlament eine zügige und unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie einen Strukturwandel. Die Motion legte auch fest, dass ein Teil des Bistumsbeitrags zurückbehalten werden kann, wenn die Forderungen der Synode in Solothurn nicht wie erwartet erfüllt werden.
Finanzieller Druck war umstritten
Bei der Debatte im Kirchenparlament ging es vor allem um die Frage, ob die Androhung finanzieller Konsequenzen opportun sei. Vehement dafür setzte sich Monika Käch aus Adligenswil ein. Die dortige Kirchgemeinde war die erste gewesen, die beschlossen hatte, dem Bistum vorläufig keine Beiträge mehr zu überweisen.
Mit der Sprache des Geldes könnten Reformen angestossen werden, sagte Käch. Es gelte ein Zeichen zu setzen, denn das Kirchenvolk laufe in Scharen davon. Gregor Erni (Ebikon) sagte mit Blick auf das Kirchenvolk, dass nur harte Massnahmen zählten. Auch Priska Bucher (Luzern) unterstützte die Blockierung der Hälfte des Bistumsbeitrags. Sie sei zuversichtlich, dass die zweite Tranche im Herbst 2024 freigegeben werden könne, sagte sie.
Plädoyer für ein Miteinander
Bischofsvikar Hanspeter Wasmer warnte, dass das Zudrehen des Geldhahns dem Bistum Probleme verursachen würde. «Im Miteinander zeigt sich unsere Stärke«, sagte er. Der Vertreter des Bischofs erklärte, dass das Bistum schon vor rund 20 Jahren Massnahmen gegen den sexuellen Missbrauch eingeleitet habe. Ähnlich argumentierten Vertreter aus dem Entlebuch. Es sei eine Unterstellung, dass die Kirche nichts gegen den sexuellen Missbrauch unternommen habe, sagte Urs Corradini. Peter Unternährer sagte: «Wir vertrauen unserem Bischof.« Adrian Wicki plädierte für einen Dialog auf Augenhöhe. Es sei falsch, Machtmissbrauch mit Machtmissbrauch zu bekämpfen.Für Michael Günter (Hochdorf) war ein Zahlungsstopp ebenfalls die falsche Massnahme. Dieser würde nicht die Verantwortlichen der Misere treffen, sondern das Personal auf der niedrigeren Ebene, sagt er.
Mit ihren Beschlüssen setzte das Kirchenparlament einen härteren Kurs durch, als dies die Kirchenregierung wollte. Diese hatte sich zwar für die Motion ausgesprochen, sie war aber gegen die Blockierung von Geldern zum jetzigen Zeitpunkt. Die Basis für den Dialog sei das Vertrauen, sagte Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz an der Synode. (sda)