«Das nimmt mich psychisch mit»: Chriesi-Produzenten atmen auf – Anlagen hielten Starkregen und Hagel stand
Auch nach Jahrzehnten als Obstbauer macht August Schmid keinen Hehl daraus, dass ihn es «noch immer psychisch mitnimmt», wenn der schwarze Himmel seine Schleusen öffnet. Denn er denkt sich: «Hoffentlich hält alles, hoffentlich verbläst es die Anlage nicht.» Schmid kann durchatmen: Ausser wenigen Streifschäden blieben seine Chriesi unter dem Netz der gedeckten Anlage von Hagel und Starkregen der vergangenen Tage verschont.
Anders die Kirschen an den Hochstammbäumen, die nicht gedeckt werden können, sprich für die sich der Aufwand zum Schutz gegen Wetterkapriolen nicht lohnt. «Die Hälfte der Früchte etwa, sei durch den Niederschlag aufgeplatzt», so Schmid. Für ihn aber verkraftbar.
Auch beim Blick über das Fricktal hinaus kann Andreas Klöppel, Fachspezialist Obstbau beim Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, hinsichtlich Schäden Entwarnung geben. «Es gab keine Meldungen darüber, dass das Unwetter grosse Auswirkungen auf die gedeckten Anlagen gehabt hätte.»
Insgesamt wird 2023 für die Schweiz ein mit 2200 Tonnen leicht unterdurchschnittliches Erntejahr prognostiziert. «Bei rund 2500 Tonnen sprechen wir von einem durchschnittliche gutem Erntejahr bei den Kirschen», sagt Klöppel. «Der schöne sonnige Frühsommer beschert uns aber leckere, zuckersüsse Kirschen», schiebt er nach.
Niederschlag eher positiv nach langer Trockenheit
Auch den Chriesi auf den gedeckten Anlagen in Schupfart konnte der Niederschlag nichts anhaben. Im Gegenteil: «Nach der langen Trockenheit hat der Regen den Chriesi gut getan», sagt der Präsident des Aargauer Obstverbandes Andy Steinacher. Mit der Ernte der ganz frühen Sorten ist Steinacher bereits durch. «Momentan ist die Ernte der Frühsorten angelaufen», sagt er.
Bei seiner Hauptsorte Kordia rechnet er mit einem Ertrag von rund 50 Prozent gegenüber normal. «Während der Bluescht hatten wir dieses Jahr schlechtes Wetter», sagt er. Sprich: viel Regen und tiefe Temperaturen.
Zwar haben Wildbienen für die Bestäubung gesorgt, doch durch die schlechte Witterung ist zuweilen die Befruchtung der Blüte ausgeblieben. Insgesamt schätzt Steinacher den Ertrag über aller Sorten auf etwa 75 Prozent. «Es hat zwar etwas weniger, dafür werden die Chriesi aber grösser und tendenziell süsser im Geschmack.»
Neue Wetterstation hat sich bereits amortisiert
Auch bei Schmid ist vor rund einer Woche die Ernte angelaufen. Rund vier Wochen wird sie sich noch hinziehen. Unterstützt wird er hierbei von 7, 8 Helfenden. «Wir gehen dieses Jahr von einem Ertrag aus, der zwischen 60 und 70 Prozent liegt», sagt er. «In etwa vergleichbar mit der vergangenen Erntesaison.»
Frost sorgte dieses Jahr bei den Kirschproduzenten weniger für Probleme. Zwar hatte Schmid rund 200 Frostkerzen auf seiner Anlage vorsorglich verteilt – und wollte sie denn auch bereits anzünden. Doch seine neue Wetterstation, welche die Temperatur am Boden, in der Luft sowie die Luftfeuchtigkeit misst, gab ihm keinen Alarm. Zwar kostet Schmid die neue Wetterstation 1300 Franken. Doch hätte er die Frostkerzen – umsonst – angezündet, wäre ihn das von den Materialkosten etwa doppelt so teuer gekommen.