Klaus Merz erhält den Grand Prix Literatur
Was in seiner Literatur bleibt, ist die Essenz. Klaus Merz ist ein leiser, eindringlicher Meister des Streichens. Das ist auch in seinem Meisterwerk «Jakob schläft» (1997) so, in welchem er eine, eigentlich seine eigene, Familiengeschichte von Krankheit, Versehrtheit und Tod erzählt und mit dem er international hohe Beachtung gefunden hat. Und so ist es auch in den vielen Gedichtbänden seit seinem Debüt im Jahr 1967: «Gedichte sind eine Möglichkeit, auf die Bedrängnis und Ödnis unserer Zeit zu antworten», sagte er kürzlich unserer Zeitung.
Oft als «Meister des Lakonischen» bezeichnet, gelingt es ihm, das Schmerzhafteste mit Poesie aufzuladen. Denn gegen die Titulierung wehrt er sich: Zu sehr sei das Lakonische auf perfekte Reduktion und auf den einzig treffenden Ausdruck aus. Er selbst spricht lieber von «Einkochen».
Weltausschwärmende Literatur, im Aargau verankert
Klaus Merz wurde 1945 geboren, ist ausgebildeter Sekundarlehrer und arbeitete an einer Höheren Fachschule als Dozent für Sprache und Kultur. Er lebt im aargauischen Unterkulm. Mit dem Gewinn des Grand Prix Literatur erweitert er die illustre Reihe verdienter Schweizer Literaturschaffender, die seit 2012 diese höchste Ehre erhalten haben. Vor ihm etwa Leta Samadeni, Reto Hänny, Sibylle Berg, Zsuzsanna Gahse oder Adolf Muschg. Der Grand Prix wird vom Bundesamt für Kultur verliehen.
Auch wenn Klaus Merz lebenslang im Aargau gelebt hat, ist seine Literatur keineswegs bloss regional. Seine Figuren schwärmen aus. Auswanderer, Aussteiger und Rückkehrer bevölkern seine Texte. Etwa der Grossvater in der Novelle «Der Argentinier» (2009), der zurückkehrt und als Dorflehrer eine eigene «neue» Welt aufbaut. Diese Welthaltigkeit hat ihm denn auch zahlreiche Übersetzungen ermöglicht: Ins Französische, Italienische, Englische und Spanische ebenso wie ins Russische und Persische.