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Klimaalarm: 2024 war das heisseste Jahr – warum Europa und die Schweiz besonders betroffen sind

2024 war das heisseste Jahr seit Messbeginn. Europa und die Schweiz sind vom Klimawandel besonders betroffen. Das zeigt ein neuer Klimabericht des Weltwetterdienstes.

Mit Schaudern erinnern wir uns an den letzten Sommer. Mai und Juni nass und kalt, die Pegel der Seen und Flüsse extrem hoch, Murgänge und Bergrutsche, Tote und Verletzte an vielen Orten der Schweiz. Nicht nur bei uns war es viel zu nass, Westeuropa erlebte eines der zehn niederschlagsreichsten Jahre seit 1950. Das steht im neuenReport«European State of the Climate 2024», welchen der europäische Klimawandeldienst Copernicus und die Weltmeteorologiebehörde (WMO) veröffentlicht haben.

Auf 106 Seiten liefert der Report Fakten, die wenig erfreulich sind. 2024 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, nachdem schon 2023 bemerkenswert warm gewesen war. Auf fast der Hälfte des Kontinents kam es zu Jahresrekordtemperaturen. Ebenfalls seit Beginn der Messungen waren die letzten zehn Jahre die wärmsten überhaupt.

Diese Wärme macht sich auch bei den Meerestemperaturen bemerkbar, die einen Rekordwert über den Ozeanen ausserhalb der Pole erreichten. Das Mittelmeer war 1,2 Grad über dem Durchschnitt, die höchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen.

In der Schweiz, mitten in Europa, leben wir in einem Hotspot. Seit den 1980er-Jahren erwärmt sich unser Kontinent doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt und ist damit der mit der schnellsten Erwärmung auf der Erde.


Tote und Verletzte wegen vieler Hochwasser

Mit einher gehen mehr Extremereignisse. Hitzewellen wurden in Europa häufiger und heftiger, und Südeuropa erlebte 2024 weitverbreitete Dürren. Während es dort somit sehr trocken war, war es im Westen Europas und damit auch in der Schweiz extrem nass. Es kam zu den schwersten Überschwemmungen seit 2013.

Bei fast einem Drittel des europäischen Flussnetzes wurde die Hochwasserschwelle überschritten. Schätzungsweise 413’000 Menschen waren in Europa betroffen, mindestens 335 kamen ums Leben. In der Schweiz gab es Tote und Vermisste im Juni im Misox, grosse Zerstörung gab es in diesem Monat auch im Tessin und im Wallis sowie im Juli in Brienz.

Die Erderwärmung wird auch ersichtlich, wenn man sich die Zahl der Frosttage ansieht. Noch nie war der Anteil der Landfläche mit weniger als drei Monaten Frost so hoch. So gab es noch kein Jahr mit weniger Tagen mit starker Kälte in Europa. Das zeigt sich am besten an den Gletschern. In allen Regionen Europas gingen sie zurück.

Den grössten je gemessenen Massenverlust hatten 2024 die Gletscher in Skandinavien und Spitzbergen. Heiss war es dagegen in vielen Wäldern. In Portugal brannten innerhalb einer Woche rund 1100 Quadratkilometer Wald ab, etwas mehr als die Fläche des Kantons Thurgau.

Der Report kann aber auch Positives berichten: Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Europa erreichte 2024 mit 45 Prozent ein Rekordhoch. Es gibt seit 2019 fast doppelt so viele Länder in der EU, die mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen als aus fossilen Brennstoffen. Das gilt dank der Wasserkraft auch für die Schweiz.