Dänemark führt Steuer auf Vieh und Dünger ein – und trotzdem gibts keine Bauernproteste
Die Klimakonferenz hat wenig erreicht. Nun zeigt Dänemark, wie das Erreichen der Klimaziele auf nationaler Ebene gelingen könnte. Das nordische Land führt als erstes der Welt eine CO2-Steuer für die Landwirtschaft ein. Denn Dänemark hat sich zum Ziel gesetzt die CO2-Emissionen bis 2030 (im Vergleich zu 1990) um 70 Prozent zu reduzieren. Mit der Steuer müssen in Zukunft die Bauern und in zweiter Linie die Konsumenten für den Ausstoss des besonders klimaschädlichen Methans bezahlen. Dieses gelangt durch Nutztiere wie Kühe und Schweine sowie Düngung in die Atmosphäre. Die Landwirtschaft ist für über ein Drittel aller dänischen Emissionen verantwortlich – für die Regierung ist die neue Steuer deshalb essentiell für eine kräftige Reduktion. Die Bauern sollen die Zahl ihrer Nutztiere reduzieren, dafür mehr Agrarpflanzen anbauen, aber weniger Dünger verwenden.
Die Steuereinnahmen werden in die Umstellung auf eine klimafreundlichere Landwirtschaft investiert, insbesondere für die Entschädigung der Bauern, wenn sie Ackerbauland renaturieren. Rund 15 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Dänemarks sollen in CO2-speichernde Naturgebiete umgewandelt werden, in Moorlandschaften, vor allem aber Wald. Dazu will die Regierung in den nächsten 20 Jahren eine Milliarde Bäume anpflanzen und sechs neue Naturparks gründen.
Die Landwirte sassen mit am Verhandlungstisch
Es seien «mega, mega grosse» Massnahmen, die umgerechnet fast 5,4 Milliarden Franken kosten, sagte der verantwortliche Minister Jeppe Bruus, «die grösste Veränderung der dänischen Landschaft seit mehr als 100 Jahren». Trotzdem gibt es in Dänemark, das als grosser Fleisch- und Milchexporteur mehr als 60 Prozent seiner Fläche landwirtschaftlich nutzt, keine Bauernproteste. Die Landwirte sassen selbst am Verhandlungstisch und stehen weitgehend hinter dem neuen Abkommen.
Damit wurde die CO2-Steuer möglich; Neuseeland war mit einer ähnlichen Idee am Widerstand der Agrarbranche gescheitert. Die dänischen Bauern erhalten im Gegenzug aber erkleckliche Steuerabzüge, so dass sie pro Tonne CO2-Äquivalenten schlussendlich nur mit umgerechnet 15 Franken besteuert werden, ab 2035 dann mit 37 Franken. Das ist weniger als die Hälfte des Preises, den die dänische Industrie für CO2-Emissionen berappen muss.
Die Stilllegung der Landwirtschaftsflächen soll bis 2027 grösstenteils abgeschlossen sein. Dabei geht es auch ums Trinkwasser, mehr aber noch um die Ostsee, deren Zustand sich dramatisch verschlechtert hat. Der Bestand an Wasserpflanzen und Fischen ist markant zurückgegangen, Forscher definieren Teile des Meeres als «tote Zonen». Die Regierung will deshalb auch Deutschland und Schweden dazu bringen, deutlich mehr für die Wasserqualität zu tun.
Trotzdem sind nicht alle zufrieden. Kritiker bemängeln, dass die CO2-Steuer zu tief sei und deshalb kaum zur Reduktion der intensiven Fleischproduktion führen werde. Zudem müsste sich Dänemark in der EU mit der Klimasteuer durchsetzen, um wirklich einen Effekt zu erzielen.