Elektromobilität, Velorouten, Hitzeminderung, Gewässerschutz: Wird der Aargau seine Klimaziele erreichen?
Der Klimawandel ist inzwischen weitgehend unbestritten. Staaten haben sich zu Klimazielen verpflichtet, aber auch der Kanton Aargau. Viele dieser Ziele werden schon 2025 fällig, andere 2030 oder 2050. In einem von WWF Schweiz durchgeführten Vergleich unter den Kantonen betreffend Energie- und Klimapolitikwurde der Aargau zuletzt auf dem drittletzten Platz geführt, nur vor Nidwalden und Appenzell Innerrhoden.
Was ist der aktuelle Stand bei den vielen Zielen, die sich der Kanton gesetzt hat? Wo steht man, was fehlt noch und wie realistisch ist es, dass die Ziele erreicht werden? Auf Anfrage liefert der Kanton eine Übersicht.
Gesetze und Massnahmen
2021 hat der Regierungsrat eine kantonale Klimastrategie verabschiedet. Nächstes Jahr wird sie aktualisiert. Laut Giovanni Leardini, Leiter Kommunikation beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt, sind inzwischen über 50 Massnahmen durch die Anschubfinanzierung des Entwicklungsschwerpunkts Klima initiiert worden. Weitere rund 50 Massnahmen werden über den regulären Finanzplan umgesetzt.
Mit dem 2023 vom Volk angenommenenKlima- und Innovationsgesetzist das Netto-Null-Ziel national bis 2050 gesetzlich verankert. Die Kantone sollen dieses für ihre Kernverwaltungen aber schon bis 2040 erreichen. Im Junistimmte das Volk auch dem Aargauer Klimaparagrafen zu.
Im Dezember wird der Kanton den Stand der Umsetzung der Klimastrategie in einem Nachhaltigkeitsbericht darlegen. Online veröffentlicht er unter dem NamenKlima-Metriklaufend Informationen.
Förderung Velo- und Fussverkehr
Rund 900 Kilometer lang ist das Aargauer Veloroutennetz, über 95 Prozent der geplanten Routen sind laut Leardini bereits umgesetzt. Der Kanton strebe nun eine qualitative Verbesserung an, heisst es, mit angemessenen Breiten von Velowegen, Trennung vom übrigen Verkehr oder direkten Linienführungen zu einem Wegnetz.Velovorzugsrouten sind im Richtplan eingetragen. Wann diese realisiert werden, steht aber nicht fest.
Grünraumgestaltung entlang der Kantonsstrassen
Bei der Erarbeitung von Kantonsstrassenprojekte innerorts werde stets eine Grünraumgestaltung geprüft, heisst es auf Anfrage. Dies zusammen mit den Gemeinden, die häufig Land dafür abtreten müssen. Konkrete Zahlen zur Umsetzung werden aber nicht erhoben.
Förderung der Elektromobilität
Kantonal wie national gibt es keine Förderprogramme fürdie Ladeinfrastruktur von Elektrofahrzeugen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) fördere aber den Aufbau eines Netzes von Schnellladestationen entlang der Autobahnen. 3,2 Prozent der Aargauer Autos waren 2023 bereits elektrisch. In den kleinen Gemeinden Brunegg oder Bettwillag der Anteil E-Autos bei über 9 Prozent. Unter 3 Prozent betrug er hingegen im Wynen- und Suhrental sowie im Unteren Aaretal.
«Die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen schreitet voran. Bei den Personenwagenbetrug der Anteil E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen 2023 im Aargau 23 Prozent», erklärt Leardini. Dies sei leicht höher als der nationale Durchschnitt von 21 Prozent. Laut derRoadmap Elektromobilitätsollte der Anteil E-Autos bei den Neuzulassungen bis nächstes Jahr landesweit bei 50 Prozent liegen. Einen kantonalen Zielwert gibt es nicht.
Rein fossile Antriebssysteme wieBenzin oder Diesel kommen immer weniger zum Zug. Der Anteil neuer Hybridautos betrug im Aargau 27 Prozent, der von Plug-in-Hybriden 9 Prozent. Derweil sinkt die Anzahl Neuzulassungen insgesamt: 2023 waren es 19’000, über 6000 weniger als 2015. Damals lag der Anteil neuer E-Autos bei lediglich 1,2 Prozent.
Hitzeminderung mit dem Projekt Asphaltknacker
Das Projekt «Asphaltknacker» wird seit 2020in Zusammenarbeit mit dem Naturama umgesetzt. Fünf Gemeinden hätten bisher je mindestens 60 QuadratmeterFläche entsiegelt.Sechs weitere Gemeinden seien derzeit interessiert. Im März hat das Naturama auch das Projekt Klimaberatung für Gemeinden lanciert.
Eine kantonale Wasserstrategie
Der Kanton verfolge eine «ganzheitliche Wasserstrategie», sagt Leardini. Dadurch solle der sorgsame Umgang mit der beschränkten Ressource Wasser sichergestellt werden. Die Grundlagen dafür würden derzeit erarbeitet. Bis Ende 2025 soll die kantonale Strategie als Grundlage für einen «Massnahmenplan Wasser» vorliegen.
Die Umsetzungdes indirekten Gegenvorschlagszur mittlerweilevon den Initianten zurückgezogenen «Gewässerinitiative»werde ein Bestandteil davon. «Parallel dazu wurden dieses Jahr drei Pilotprojekte für eine kommunale Regenwasserstrategie in den Gemeinden Zofingen, Suhr und Windisch initiiert», sagt Leardini. Diese Erkenntnisse sollen ebenfalls in den Massnahmeplan einfliessen.