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Die Hüttenromantik bröckelt: Bei vielen SAC-Hütten droht der Baugrund instabil zu werden

Der Klimawandel lässt den Permafrost auftauen. Das stellt viele SAC-Hütten vor Probleme. In einigen Fällen muss gar über einen Rückbau nachgedacht werden.

Die SAC-Hütten sind beliebt. 2023 Jahr übernachteten mehr als 370’000 Personen in einer der rund 150 Hütten in den Schweizer Bergen. Mehrtägige Wander- und Skitouren erfreuen sich seit mehreren Jahren einer gesteigerten Beliebtheit. Auch viele Tagestourler versüssen sich ihren Ausflug mit einem Nussgipfel oder einem kühlen Bier in einer der Hütten des Alpen-Clubs.

Doch der Klimawandel setzt auch den Häusern in den Bergen zu. Wegen der steigenden Temperaturen taut der Permafrost auf. Das wiederum kann dazu führen, dass die Böden darüber instabil werden. Das ist eine Gefahr: «Über ein Drittel der Hütten könnte in Zukunft durch tauenden Permafrost instabil werden», schreibt der Schweizer Alpen-Club in einer Mitteilung vom Dienstag. Angeschaut wurde ein Szenario bis 2050.

Die grosse Mehrheit der Hütten liegt im Wallis und im Berner Oberland, heisst es im veröffentlichten Bericht. Bei rund 42 Prozent aller Häuser in der ganzen Schweiz empfehlen Geologen zu prüfen, «ob ein Problem mit der Stabilität des Baugrundes vorliegt». Nicht nur beim Baugrund, auch bei direkten Umgebung der Hütten, birgt der voranschreitende Klimawandel Gefahren. 42 der Unterkünfte sind «potenziell durch Felsstürze aus Permafrostgebieten bedroht.»

Auch das Wasser wird knapp

Auch hier sind hauptbetroffenen Regionen das Wallis und das Berner Oberland. Für mehrere Hütten gilt mittelfristig also gar das doppelte Risiko von Steinschlag und instabilem Baugrund. Auch das Gefahrenpotenzial auf dem Weg zu den Hütten steigt. Bei 83 aller SAC-Hütten steigt die Gefahr von Felsstürzen bis 2050. Von möglichen Murgängen sind sogar noch mehr Wege betroffen.

Das sind aber noch nicht alle schlechten Nachrichten für all die Hüttenfans. Neben dem bröckelnden Gestein und dem wackligen Boden droht auch noch das Wasser in vielen Berghäusern knapp zu werden. Da im Sommer mit weniger Niederschlag gerechnet wird, habe das «zur Folge, dass in der Tendenz im Sommer und Herbst das Wasserdargebot geringer sein wird als heute», heisst es im Bericht der Geologen.

Gletscher, die für viele SAC-Hütten einmal eine sichere Wasserquelle darstellen würden, «schmelzen und verschwinden teilweise vollständig.» Das düstere Fazit: «Bei etwa einem Fünftel der Hütten ist das Wasserdargebot kritisch und bei jeder siebten ist sie als problematisch einzustufen.»

Auch Rückbauten sind möglich

«Der Klimawandel zwingt uns, unsere Konzepte zu überdenken», wird Ulrich Delang, Bereichsleiter Hütten beim SAC, in der Mitteilung zitiert. «Unsere Hütten müssen so angepasst werden, dass sie auch in Zukunft sicher und attraktiv bleiben.» Was das auch bedeuten kann, steht in der Zusammenfassung der Studie: «Im schlimmsten Fall muss auch ein Rückzug beziehungsweise Rückbau von Hütten ins Auge gefasst werden. Entsprechende Grundlagen und Strategien sind zu entwickeln.»

Nun gehe es darum, «die Erkenntnisse in Handlungsmassnahmen umzusetzen», schreibt der SAC. Sicher ist sich der Alpen-Club bereits bei der Analyse der eigenen finanziellen Mittel: Diese würden nicht ausreichen, «um all die nötigen Bauprojekte allein zu stemmen». Im Nationalrat wurde in diesem Sommer ein Postulat überwiesen, das «einen Katalog an Anreizen oder sogar Finanzhilfen» will, damit damit Alphütten fortbestehen können, die mit «notwendigen Ausgaben für die Anpassung an den Klimawandel konfrontiert sind.»