Knall an der CS-Spitze: António Horta-Osório tritt zurück – ein langjähriger UBS-Mann soll übernehmen
Wechsel an der Spitze der Credit Suisse: António Horta-Osório tritt von seinem Amt als Verwaltungsratspräsident nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats zurück, wie die CS am Montag mitteilte. Dabei ging es um seine Verstösse gegen die Corona-Quarantäneregeln. Der portugiesisch-britische Doppelbürger hatte den Posten erst im vergangenen April übernommen, von Urs Rohner, der nach 12 Jahren zurückgetreten war. Horta-Osório wird in der Mitteilung wie folgt zitiert:
«Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten.»
Er sei der Auffassung, so Horta-Osório weiter, «dass mein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Bank und ihrer Stakeholder ist.»
Ehemaliger UBS-Banker wird zum neuen starken CS-Mann
Sein Nachfolger wird der ehemalige UBS-Mann Axel Lehmann, der erst seit Oktober 2021 im Verwaltungsrat der CS sitzt. Der Verwaltungsrat habe ihn mit sofortiger Wirkung zum Verwaltungsratspräsidenten ernannt. Die offizielle Bestätigung folgt dann an der nächsten Generalversammlung vom 29. April, an der er zur Wahl vorgeschlagen wird.
«Wir respektieren António Horta-Osórios Entscheidung», sagt Severin Schwan, stellvertretender Verwaltungsratspräsident und Lead Independent Director des Verwaltungsrats, in der Mitteilung. Sie seien ihm «für seine Führungsrolle bei der Festlegung der neuen Strategie» zu Dank verpflichtet. Schwan, der zugleich CEO beim Pharmakonzern Roche ist, soll die Quarantäne-Affäre des CS-Präsidenten sehr unangenehm gewesen sein, er gilt als sehr auf Integrität und Korrektheit bedacht. Wie CH Media zu Beginn der Affäre schrieb, hat er Horta-Osório an einer Sitzung seinen Ärger über die Verstösse wissen lassen, welche die Reputation der CS beschädigten.
Der designierte Nachfolger Lehmann freut sich auf seine neue Aufgabe: «Ich bin überzeugt, dass wir durch eine disziplinierte und zeitnahe Umsetzung unseres strategischen Plans zu neuer Stärke finden und nachhaltigen Wert für unsere Stakeholder schaffen können.»
Verstösse gegen Quarantäne-Regeln
Horta-Osório hatte sich am 28. November einen folgenschweren Fauxpas geleistet: Nach einer Reise von Grossbritannien nach Zürich hätte er eigentlich zehn Tage in Quarantäne gehen müssen, doch der Top-Banker verliess das Land schon nach drei Tagen wieder in einem Privatjet.
Die Medien machten den Fall schliesslich publik. Einen Tag später erklärte die Bank, Horta-Osório habe Selbstanzeige erstattet. Die Schweiz hatte die Quarantäneregel für Ankünfte aus einigen Ländern im November verhängt. Sie galt zum Zeitpunkt von Horta-Osórios Flug aus Grossbritannien, ist inzwischen aber wieder aufgehoben worden. Später wurde bekannt, dass der Verwaltungsratspräsident ein zweites Mal gegen Quarantäne-Regeln verstossen haben soll – um das Finalspiel in Wimbledon zu besuchen.
Lehmann wird nicht mehr VRP der Helvetia
Lehmann ist derzeit Verwaltungsrat bei der Helvetia Holding AG. Allerdings werde er sich an der nächsten Generalversammlung nicht mehr zur Wahl stellen, teilte die Versicherungsgruppe am Montag mit. Damit wird er auch nicht mehr deren Verwaltungsratspräsident, wie dies ab 2023 vorgesehen war. Der Verwaltungsrat werde nun die Situation analysieren und später wieder informieren.