Leser fragt, Wissensredaktor antwortet: Stimmt der Spruch «Bier auf Wein, das lass’ sein»?
«Grape or grain but never the twain?» heisst die Studie zur Leserfrage, die 2019 im Fachmagazin «American Journal of Clinical Nutrition» publiziert worden ist. Bekannt sind die Langzeitfolgen des Alkoholkonsums. Die deutschen Forscher analysierten die kurzfristigen Probleme bei einem Kater, einem Hangover.
Dafür teilten sie ihre trinkwilligen Probanden in drei Gruppen ein, die sich alle bis zu 1,1 Promille betranken. Die erste Gruppe trank am ersten fröhlichen Forschungsabend zuerst 1,3 Liter Bier, dann 0,7 Liter Wein, am zweiten Abend in umgekehrter Reihenfolge.
Die zweite Gruppe startete am ersten Abend mit Wein und am zweiten mit Bier. Die dritte Kontrollgruppe verzichtete auf ein Durcheinander, trank an einem Abend nur Bier, am anderen nur Wein. Alle erhielten zudem vor dem Schlafen gut vier Deziliter Wasser.
Am nächsten Morgen wurde der Kater-Test gemacht. Und das Resultat war eindeutig: Der Volksmund liegt falsch. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob man zuerst Wein, Bier oder ein Durcheinander trinkt. Der Kater bleibt bei 1,1 Promille derselbe.
Es zeigte sich auch, dass der Körper weiss, wann es genug ist. Wer sich betrunken fühlte oder sich übergab, der hatte den stärksten Kater. Das Sprichwort hat also keinen gesundheitlichen, sondern wohl einen gesellschaftlichen Hintergrund. Arme Leute konnten sich früher nur Bier leisten, reiche Wein. Wein auf Bier war also ein Aufstieg, Bier auf Wein ein Abstieg.