Pfarrerin Claudia Steinemann hat die Gemeinde verlassen – nun sucht die Kirche einen Ersatz und stellt dabei einiges um
Sie hat während ihrer rund dreijährigen Tätigkeit in der Gemeinde Kölliken nationale Aufmerksamkeit erregt: die reformierte Pfarrerin Claudia Steinemann. Das liegt nicht zuletzt am Podcast «Holy Shit», den sie zusammen mit Pfarrerkollegin Priscilla Schwendimann ins Leben gerufen hat, in dessen Mittelpunkt etwa Themen wie psychische Gesundheit oder LGBTIQ-Anliegen stehen.
Steinemann hat sich inzwischen aus der Kirche Kölliken wie auch aus dem Podcast zurückgezogen, wie sie auf Anfrage erzählt, im vergangenen September fand ihr Abschiedsgottesdienst statt. Sie sei wieder in den Kanton Zürich zurückgezogen, wo sie ihre Wurzeln hat. Aus familiären und persönlichen Gründen; nicht zuletzt auch durch die Tatsache, dass die 34-Jährige ein Kind erwartet, das im Frühsommer zur Welt kommen soll. Sie wird die Zeit vermissen, erzählt sie: «Ich habe Kölliken als super lässige und offene Gemeinde erlebt.» Es seien ihre ersten zwei Jahre als Pfarrerin gewesen, führt sie aus, und sie sei den Köllikerinnen und Köllikern – unabhängig davon, ob diese zur Kirche gehören oder nicht – sehr dankbar dafür: «Auch die Pandemiezeit war bestimmt keine einfache Zeit, doch zusammen haben wir sie trotzdem gut überstanden.»
Pfarrer gibt von seinem Pensum ab
Die Reformierte Kirche Kölliken sucht nun eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Steinemann. Das Inserat wurde dieser Tage publiziert. Angetreten werden soll die Stelle aber erst ab nächstem Januar. In der Zwischenzeit hilft das Zofinger Pfarrerehepaar Ruth Kremer-Bieri und Burkhard Kremer aus.
Die Kirchenpflege nahm den Wechsel zum Anlass, die Aufteilung der Stellen unter die Lupe zu nehmen und anzupassen, wie sie im Februar verkündete. Man wünsche sich zwei gemeindenahe Pfarrämter. Aber: «Mit der ursprünglichen Planung des Pfarramtes 1 mit 20–30 Stellenprozente hätte dies einen klaren Stellvertretungscharakter», schrieb die für das Personal und die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Kirchenpflegerin Deborah Sinniger.
Deswegen wurde die Stelle nun mit 40–50 Prozent ausgeschrieben, wofür das Pfarramt 2, also der Kölliker Pfarrer Peter Trittenbach, von seinem Pensum abgibt, wie er selber erklärte: «Im Hinblick darauf, dass wir eine gute Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern haben wollen und die zweite Pfarrperson auch das Gemeindeleben mitgestalten könnte, kann ich nicht ganz leichten Herzens, aber im Sinne der ganzen Gemeinde vorstellen, meine 90-Prozent-Stelle noch einmal um 10 Prozent zu kürzen, damit wir die Pfarrstelle auf mindestens 40 Prozent ausschreiben können.».
Die Pfarrwahlkommission der Reformierten Kirche Kölliken sammelt nun die Bewerbungen und legt der Kirchenpflege schliesslich die zwei besten Kandidaturen vor. Die genaue Pensenverteilung beschliesst die Kirchgemeindeversammlung im kommenden Juni. Ausserdem hat die Reformierte Kirche Kölliken einen sozialdiakonischen Mitarbeiter angestellt. Das geht ins Geld, das weiss auch Sinniger: «Wir sind uns bewusst, dass mit der Vergabe dieser Stellenprozente unsere finanziellen Möglichkeiten vollumfänglich ausgeschöpft werden. Dennoch möchten wir mutig vorangehen, diese noch vorhandene Möglichkeiten nutzen und in vier Jahren die Situation neu betrachten.»